Trump und Musk: Kohle auf Kosten politischer Falschinformationen?
Tesla-Chef Elon Musk äußert sich neuerdings lautstark zu den US-Wahlen. Ist es bedenklich, wenn sich ein Mann mit solch einer medialen Macht in kontroverse Themen einmischt? Eine Analyse von MADS-Autor Ben.
Nicht weniger als das „größte Interview der Geschichte“ sollte es sein, zumindest nach eigener Ankündigung. US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump traf am Montag online auf Unternehmer Elon Musk. Mit 45 Minuten Verspätung aufgrund technischer Probleme startete das Gespräch, das via Stream für Millionen von Menschen verfügbar war. Inhaltlich ging es neben dem Klimawandel und der vergangenen US-Wahl vor allem um die neusten politischen Entwicklungen in den USA.
Kurz zuvor meldete sich Trump nach einem Jahr mit einem Wahlkampfvideo zurück auf der Plattform X (vormals Twitter). Musk hatte das Netzwerk bekanntermaßen im Jahr 2022 gekauft – und den Account des Expräsidenten entsperrt. Das von den Medien daraufhin als „ziemlich beste Freunde“ benannte Verhältnis der beiden, sollte vielleicht eher wie folgt betitelt werden:
Ziemlich wechselhafte Freunde
Beide Milliardäre verstanden sich nämlich nicht immer so gut. Noch vor ein paar Jahren sprach sich Elon Musk gegen eine weitere Kandidatur des Expräsidenten aus, er sei „zu alt“. 2022, so erklärte er, habe er dann das erste Mal für einen republikanischen Kandidaten gestimmt. Mit der Politik der Demokraten sei er sehr unzufrieden, Trumps Kontrahentin Kamala Harris nannte er in einem Beitrag auf X eine „Kommunistin“.
Real question … since we obviously haven’t had one for a while lmao https://t.co/NsyAROCW8a
— Elon Musk (@elonmusk) July 5, 2024
In den Vereinigten Staaten ist es nicht unüblich, dass sich nationale Stars zu den Wahlen positionieren. So gelten der Rapper Kanye West (jetzt Ye) und Influencer Logan Paul als Befürworter Trumps, der Streamer Adin Ross schenkte ihm sogar eine Rolex und einen Cybertruck. Schauspieler Tom Hanks hingegen bekannte sich in den vergangenen Jahren zu den Demokraten, und der Musiker John Legend erklärte, er sei „aber so was von bereit“ für eine Harris-Präsidentschaft.
Nach dem Attentatsversuch auf Trump äußerte Musk immer wieder öffentliche Unterstützung für dessen Kandidatur. Dass die beiden sich immer besser verstehen, wundert nicht. Denn sie könnten ordentlich voneinander profitieren.
Ziemlich beste Geschäftspartner: Musk und Trump
Durch Elon Musk dürfte der US-Kandidat einige Wählende für seine Kampagne gewinnen, während sich der Unternehmer bei einem Wahlsieg Trumps wirtschaftlichen Profit und Unterstützung für seine Projekte SpaceX, X und Tesla erhoffen darf. Musks möglicher wirtschaftlicher Erfolg hat jedoch schon jetzt ein politisches Desaster der Zerstreuung und Falschinformation zur Folge. Er hatte nicht nur den nach seiner Amtszeit gesperrten Account des ehemaligen Präsidenten auf X wieder freigegeben. Auch andere kontroverse Persönlichkeiten wie der rechtsextreme Aktivist Martin Sellner oder Kanye West, der durch diverse antisemitische Aussagen aufgefallen war, können nach ihrer Freigabe auf X wieder unangemessene Inhalte teilen. Für Musk ist das eine Frage der freien Meinungsäußerung – die er bei politischen Gegnern aber auch gern mal strenger auslegt. Selbst in die Causa „El Hotzo“ mischte sich der X-Chef ein.
Musk, 2022: Comedy is now legal on Twitter.
— Anton Rainer (@antonrainer) July 16, 2024
Musk, 2024: @ELHOTZO HAS MADE EIN JOKE. Bundeskanzler was ist das? 🫡 pic.twitter.com/OQ4y8RLsO3
Wo liegt nun also die Gefahr, wenn sich der X-Chef in kontroverse Themen einmischt? Die Meinungsfreiheit gilt schließlich auch für ihn. Doch Elon Musk gab in den vergangenen Monaten in regelmäßigen Abständen immer wieder auch antisemitischen und rassistischen Inhalten eine große Plattform. Besonders kritisch wird es dabei, wenn Desinformationen ins Rampenlicht treten.
Ziemlich gefährliches Ergebnis
Im Interview mit Musk behauptete Donald Trump etwa, dass an der Südgrenze monatlich Millionen illegaler Migranten in das Land kämen, was maßlos übertrieben ist. Im gesamten Jahr 2023 versuchten 3,2 Millionen Menschen, die Grenze zu überqueren. Präsident Joe Biden verschärfte dieses Jahr im Juni zudem die Maßnahmen gegen illegale Einwanderung. Unternehmer Musk pflichtete Trump bei, auch als dieser davon sprach, dass der Meeresspiegel in den kommenden 400 Jahren höchstens um drei Millimeter steigen würde.
Wie eine Studie des „Center for Countering Digital Hate“ berichtet, habe Elon Musk in Bezug auf die US-Wahlen 50 Beiträge mit irreführenden oder falschen Informationen veröffentlicht, die zusammen 1,2 Milliarden Aufrufe erzeugten. Wie weitreichend die Folgen sind, wenn ein Milliardär eins der größten sozialen Netzwerke weltweit kauft und für seine eigene politische Agenda missbraucht, wird sich wohl spätestens bei der Wahl im November zeigen.
Von Ben Hofmann
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