Trotz Lockdown: Diese Weihnachts-Charaktere treffen wir jedes Jahr
Lockdown und eingeschränkte Besuche: Dieses Jahr ist alles anders. Zum Glück gibt es sechs Weihnachtscharaktere, die wir wieder treffen. MADS weiß, welche.
Der Euphorische
Er zählt zu den Menschen, die im Autoradio „Last Christmas“ von Wham voll aufdrehen, statt genervt einen neuen Sender zu suchen. Der Euphorische liebt Weihnachten – und alles was damit zu tun hat. Gleich am 1. Dezember holt er deshalb seine 24 Weihnachtspullover aus dem Schrank. Seine Mitmenschen beglückt er von da an täglich mit weihnachtlichen Motiven auf der Brust, darunter Rentiere, Tannenbäume und freundlich lächelnde Weihnachtsmänner.
Auch sein Zimmer wird im Winter passend dekoriert. Sterne auf der Fensterscheibe, kleine, dicke Engel und blinkende Tannenbäume im Regal: Erst wenn alles blinkt und glitzert fühlt er sich auf die Weihnachtstage richtig vorbereitet. Selbst die Corona-Pandemie kann dem Euphorischen nicht die Weihnachtsstimmung vermiesen. Leider sorgt seine Euphorie nicht überall für Wohlwollen. Denn nach dem x-ten Weihnachtsfilm und etlichen Marzipankartoffeln geht seinen Freunden schon einmal die weihnachtliche Energie aus. Die leckeren Plätzchen, die der Euphorische zur Weihnachtszeit backt, essen sie natürlich trotzdem.
Die Witzeerzählerin
Der kleine Neffe sitzt vorm Weihnachtsbaum und heult, weil er statt des Polizei-Playmobil-Sets die Feuerwehrvariante bekommen hat. Währenddessen streiten sich die Eltern in der Küche darüber, wer für den verkohlten Auflauf verantwortlich ist. Und der Cousin daddelt am Handy. Selten verläuft ein Weihnachtsfest wie im Film. Denn nicht immer sitzen alle gemütlich beisammen und strahlen gemeinsam den Gänsebraten an. Doch gerade wenn das Weihnachtsfest im Chaos zu versinken droht, klingelt endlich die Erzählerin an die Tür. Viele kennen sie als die lustige Tante, die wortgewandte Schwester oder die Oma mit den spannenden Geschichten. Fest steht: Ohne sie ist so ein Weihnachtsfest nur halb so schön. Denn sie kennt die richtigen Geschichten, die alle an einen Tisch führen. Egal ob gruselig, witzig oder spannend – ohne die Miene zu verziehen gelingt es ihr, jegliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sobald sie den Mund öffnet, hört der Neffe auf zu weinen, die Eltern verlegen den Streit auf später und der Cousin blickt sogar interessiert vom Smartphone auf.
Der Grinch
Wer kennt ihn nicht: den Grinch. Beim Anblick des geschmückten Weihnachtsbaums überkommt ihn eine Gänsehaut. Frisch gebackene Kekse lehnt er ab – mit leicht angeekeltem Blick und den Worten: „Bin mehr so der Salzige.“ Dem Fest der Süßigkeiten kann er deshalb nicht viel abgewinnen.
Oft entdeckt man den Grinch alleine in einer Ecke sitzend und auf sein Handy starrend. Denn die Gespräche mit den anderen Gästen versucht der Grinch stets zu vermeiden. Muss er aber doch einmal sein Versteck verlassen, schleicht er leise um den Baum herum und tritt bei seinem Weihnachtsglück auch noch auf einen kleinen Legostein. Nicht einmal die Geschenke wollen den Grinch so recht überzeugen. Während seine Wangen durch das aufgesetzte Freudestrahlen verkrampfen, regt er sich innerlich über die wenig nachhaltigen Präsente auf. Der Lockdown zu Weihnachten kommt dem Grinch deshalb ganz gut gelegen, könnte man meinen. Immerhin kann er dann seine Verwandten nicht besuchen. Dass ihm das Grummeln dieses Jahr fehlen wird, verrät er lieber nicht.
Der Hektische
Die Hektik des Hektischen ist nicht selbst verschuldet. Doch seit der Scheidung seiner Eltern ist das Weihnachtsfest für ihn das Fest der Zeitplanung geworden. Denn die ist bei ihm essenziell: Heiligabend verbringt er zunächst mit der Verwandtschaft seines Vaters, später fährt er dann zur Verwandtschaft seiner Mutter. Und auch die anschließenden Weihnachtstage sind auf die Minute genau verplant, um der gesamten Familie genügend Zeit zu widmen.
Erkennen kann man den Hektischen vor allem durch seine ständigen Blicke auf die Uhr oder sein Smartphone. Zur Ruhe kommt er selten. Ein entscheidender Vorteil: Das Weihnachtsessen bekommt er oft zweifach an nur einem Tag serviert und auch Geschenke gibt es doppelt. Ähnlich wie der Grinch zählt der Hektische zu den Weihnachtstypen, die sich über das Ende der Weihnachtstage freuen. Dann verbringt er mindestens zwei Tage auf der Couch ohne die Wohnung zu verlassen. Während er die Ruhe genießt, löffelt er genüsslich die Reste des Weihnachtsessens aus Omas Tupperdosen.
Der Feierwütige
Besinnliche Weihnachten? Nein danke – das denkt sich jedenfalls der Feierwütige. Stattdessen zieht er dem gemütlichen Beisammensein die Party vor. Während andere Plätzchen naschen und Geschenke auspacken, trifft er sich normalerweise mit Freunden zum Vortrinken. Die Pandemie zieht ihm in diesem Jahr nun allerdings einen Strich durch seine Partyplanung. Die geschlossenen Clubs und Kneipen in der Heimatstadt zwingen den Feierwütigen, der Besinnlichkeit eine Chance zu geben. Zumindest theoretisch. Denn ein bisschen Partystimmung möchte er dennoch in die Bude bringen. Da müssen jetzt alle durch, findet er. Und so übernimmt er die Kontrolle über die Musikanlage in der heimischen Stube.
Statt „O du fröhliche“ läuft dann plötzlich dumpfer Techno-Sound, der mit seinen tiefen Bässen die Glühweingläser auf dem Tisch zum Vibrieren bringt. Während Mutti ungläubig guckt und Papa sich lieber schnell in ein anderes Zimmer verkrümelt, legt der Cousin einen fetzigen Shuffle-Dance auf das Wohnzimmer-Parkett. Opa bekommt von alledem immerhin nichts mehr mit – er hat nämlich sein Hörgerät längst ausgeschaltet, nachdem Tante Irmtraut mal wieder allen detailliert vom aufregenden Tierarztbesuch mit ihrem Kater Muckel erzählte. O du schreckliche …
Die Gutmütige
Probleme beim Geschenkekauf durch den Lockdown hatte sie keine. Im September kaufte die Gutmütige nämlich für ihre Schwester schon das erste Weihnachtsgeschenk: ein Brillenetui, auf das die Schwester beim Schaufensterbummel etwas länger blickte. Auch die anderen Geschenke waren schon im November hübsch verpackt und im Schrank verstaut. Für das ein oder andere Präsent hat die Gutmütige wohl auch etwas zu viel Geld ausgegeben – doch das tut sie gerne. Dass sie ihre Familie, Freunde und Mitschüler damit ein wenig unter Druck setzt, bemerkt sie nicht.
Doch nicht nur in die Wahl der richtigen Geschenke investiert die Gutmütige ihre weihnachtliche Energie. Auch beim Festmahl unterstützt sie, die immer allen gefallen möchte, beim Kochen. Sie hilft auch beim Servieren und räumt als Erste den Tisch ab. Was sie nicht weiß: Gelegentlich ist ihre Familie von der Hilfsbereitschaft ein wenig genervt. Denn in ihrem Bemühen, allen das Weihnachtsfest so schön wie möglich zu gestalten, neigt sie zur Übertreibung. So wirft die Gutmütige auch mal das Glas des Sitznachbarn bei dem Versuch, alle Teller zu stapeln, um – und eine Lache Rotwein breitet sich auf der weißen Tischdecke aus. Ups. Ganz gemäß dem Motto: Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht.