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Tiktok-Hits: Die Geschichten hinter den Songs

Tiktok-Hits: Die Geschichten hinter den Songs
Foto: AP Photo/Michael Dwyer

Viele Videos auf Tiktok und Instagram werden von aktuellen Hits untermalt. Doch nicht immer sind virale Lieder auch neu. Sieben skurrile Geschichten hinter den Ohrwürmern.


„Makeba“ – Jain

An diesem Song kam vergangenen Sommer niemand vorbei – allein auf Tiktok gibt es mehr als eine Millionen Videos, die ihn als Soundtrack nutzen. Populär wurde er sieben Jahre nach Release durch ein Meme, das den tanzenden Bill Hader in unterschiedlichen Situationen zeigt. Doch was singt die französische Interpretin Jain eigentlich? „Oohe, Makeba, Makeba ma qué bella“: Eine Hommage an Miriam Makeba, eine südafrikanische Sängerin. Die „Mama Africa“ genannte Makeba war Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur durch ihre Musik berühmt. Sie gilt bis heute als eine der bekanntesten Anti-Apartheids-Aktivistinnen weltweit.

„Dandelions“ – Ruth B.

Ruth B.s Liebeslied wurde 2022 durch Social Media zu einem internationalen Hit – da war der Song bereits fünf Jahre alt. Für die kanadische Sängerin ist es nicht das erste Mal, dass einer ihrer Songs durch eine App bekannt wird. Ihr gesamte Karriere beruht auf einem viralen Video: 2015 postete die damals 19-Jährige ein sechssekündiges Video auf der App Vine, in dem sie Klavier spielte und dazu zwei selbstgeschriebene Zeilen sang. Der Clip ging so viral, dass Ruth B. den Song zu Ende schrieb. Die Single „Lost Boy“ machte sie noch im selben Jahr zu einem internationalen Star. Fast zehn Jahre später scheint sich die Geschichte zu wiederholen – nur die App Vine wurde inzwischen durch Instagram und Tiktok ersetzt.

„The Good Part“ – AJR

Die Line „It’s so hard – Can we skip tot he good part?“ vertont allein auf Instagram 3,2 Millionen Reels. Ein später Erfolg für einen Song, der auf dem Album „The Click“ 2017 nicht als Single gedacht war. Erst seitdem der Song 2021 online populär wurde, spielt die Band AJR ihn auch live und produzierte vier Jahre nach Veröffentlichung sogar ein Musikvideo. Was Klassik-Fans sicherlich sofort aufgefallen ist: Die epischen Geigen sind ein Sample aus „Air“ – einem der bekanntesten Stücke von Johann Sebastian Bach.

„Another Love“ – Tom Odell

Im Oktober 2012 gelang dem damals 22-jährigen Briten Tom Odell mit seiner Single „Another Love“ der Durchbruch. Ganze zehn Jahre später stieg der internationale Hit erneut in die Charts auf, in Deutschland sogar höher als jemals zuvor. Der Grund? Als Russland im Februar 2022 die Ukraine angreift, nutzen viele Menschen das Lied, um online und auf Demonstrationen ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden. Als sich sieben Monate später die Frauen im Iran zu Protesten gegen das Regime erheben, wird „Another Love“ erneut zur Hymne für Gerechtigkeit und, wie unten zu sehen, als Soundtrack über solidarische Videos gelegt. Tom Odell selbst begrüßt die Umdeutung des Liebeslieds: 2022 performt er den Song für ukrainische Geflüchtete an einem Bahnhof in Bukarest und widmet im selben Jahr eine Live-Performance den Frauen im Iran.

„Dumb Ways to Die“ – Tangerine Kitty

Das aktuelle Comeback der fröhlichen Melodie mit der finsteren Botschaft ist nur eine weitere Station in ihrer inzwischen elfjährigen Erfolgsgeschichte. Ursprünglich vertonte der Ohrwurm 2012 eine Sicherheitskampagne der Metro Trains Melbourne. Im niedlich animierten Film zum Lied sterben drei Minuten lang bunte Zeichentrickbohnen an ihren fragwürdigen Entscheidungen. Der Song endet darin, dass die „dumbest ways to die“ gekürt werden: Sicherheitsregeln an Bahnübergängen und -gleisen missachten. Die Kampagne war ein voller Erfolg, wurde international diskutiert und verbesserte laut Angaben der Metro die Sicherheit enorm. Seit 2013 sind bereits sieben „Dumb Ways to Die“-Videospiele erschienen. Die Rechte am beliebten Franchise konnte Metro für 2,25 Millionen australische Dollar an PlaySide-Studios verkaufen.

Der Film zur Kampagne – ein echter Internetklassiker.

„Le Monde“ – Richard Carter

Manchmal inspirieren Lieder die Menschen über Jahrzehnte hinweg. So auch 1936, als Ángel Cabral „Que Nadie Sepa Mi“ komponierte. Eine Version dieses peruanischen Walzers inspirierte Edith Piaf 1958 wiederum zu ihrem französischen Cover namens „La Foule“. 25 Jahre später kreierte der britische Musiker Richard Carter aus „La Foule“ ein Stück für den Soundtrack des Horrorfilms „Talk To Me“. Als er auf Tiktok sein Debüt als Filmmusiker feierte, ging sein Video viral – alle wollten den nostalgischen Beat als Musik für ihre eigenen Kurzfilme nutzen. Allein auf Instagram untermalt der Track inzwischen 1,6 Millionen Videos. Seinen Beat nannte Carter passend „Le Monde“ (zu Deutsch „die Welt“) – als hätte er den internationalen Erfolg geahnt.

„Home“ – Edith Whiskers

Als 2020 die ganze Welt zu Hause bleiben musste, entwickelte sich der passende Song „Home“ zu einem Onlinehit. Jedoch nicht in der Originalversion, mit der die Band Edward Sharpe and the Magnetic Zeroes bereits 2010 in den Charts landete. Viral ging das Cover einer mysteriösen Edith Whiskers. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich der britische Musiker Tom Rosenthal, dem der späte Erfolg seines bereits 2015 releasten Covers unangenehm war. Denn in seiner Version singt er sowohl den männlichen als auch den weiblichen Part des Duetts und verstellt dafür seine Stimme unnatürlich hoch. Die Fans feierten die Geschichte so sehr, dass Edith Whiskers ein eignes Profil auf Instagram bekam, inklusive Fan-Art, die die erfundene Interpretin als Oma darstellt. Tom Rosenthal veröffentliche unter dem Pseudonym schließlich ein ganzes Album mit Coversongs, für die er seine Stimme allerdings nicht mehr verstellte – was bei einigen Hörerinnen und Hörern für Verwirrung sorgte. Inzwischen sind auch einige seiner eigenen Songs Hits auf Social Media.

@tomrosenthalmusic

Reply to @partlyironic Edith explained

♬ Home – Edith Whiskers
Tom Rosenthal erklärt Edith Whiskers, „die“ im Hintergrund zu hören ist.

Von Luna Gebauer


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