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Studium in Down Under: So ist ein Auslandssemester an der University of Sydney

Studium in Down Under: So ist ein Auslandssemester an der University of Sydney
Foto: Dominic Kurniawan Suryaputra/Unsplash

Sommer, Sonne, Strand – und Uni? Ganz normal, zumindest wenn man ein Auslandssemester an der University of Sydney macht. MADS-Autorin Tara erzählt von der Planung, den Kosten und ihren persönlichen Erfahrungen an der Universität am anderen Ende der Welt.


Pompöse, Hogwarts-ähnliche Gebäude, der frische Geruch von Kaffee und immer wieder ein lautes „Noor“, das man aus Gesprächen heraushört. Das sind meine ersten Eindrücke an der University of Sydney. Die Sonne scheint mir ins Gesicht, und während ich verzweifelt meinen Hörsaal suche, kommen mir Menschen mit dicken Winterjacken und Mützen entgegen. Für einen Moment hinterfrage ich meine Outfitentscheidung: Mit T-Shirt und Rock scheine ich den Dresscode des australischen Winters verfehlt zu haben. Die Australier und Australierinnen haben wohl eine andere Auffassung von hohen Temperaturen, denn für mich fallen 21 Grad und Sonne definitiv in die Kategorie Sommerkleidung.

Ich navigiere zwischen den zehn neuen Apps hin und her, die ich mir für die Uni installieren musste, um endlich meinen Hörsaal zu finden, und laufe beinahe in eine Person hinein. Mir bleiben noch ganze zwei Minuten, um pünktlich zur Vorlesung zu kommen. Als ich endlich angekommen bin, vergewissere ich mich bei zwei Studierenden, dass dies wirklich Raum 22.7 ist. „Yes, you’re in the right place“, antworten sie mir freundlich. Erleichtert atme ich auf und betrete den Hörsaal. „Introduction to Architecture, Year 1“, lautet der Vorlesungstitel. Ich studiere Psychologie im dritten Jahr.

Vorbereitung für ein Auslandssemester in Sydney

Mein erster Uni-Tag und die Vorbereitung meines Auslandssemesters hatten zwei Dinge gemeinsam: Sie strapazierten meine Nerven und meinen Kontostand. Nachdem ich auch nach 20 Minuten immer noch verzweifelt über den Campus lief und meine Intelligenz und Orientierung anzweifelte, entschied ich mich frustriert dazu, einen überteuerten Kaffee und einen Muffin zu kaufen und die Vorlesung online nachzuholen.

Ich begann ungefähr ein Jahr zuvor mit der Planung. Da ich als Freelancer ins Ausland ging, also nicht an eine der Partner-Unis meiner Heimatuniversität, erwies sich die Vorbereitung als aufwendiger als gedacht. Freelancer durchlaufen das reguläre Bewerbungsverfahren der Universität im Ausland und zahlen die Studiengebühren selbst. Allerdings gibt es für Auslandssemester in Australien die Organisation „GOstralia-GOmerica“, die einem bei dem gesamten Planungsprozess kostenlos unterstützt.

Ich schickte meine Bewerbungsunterlagen mit meinen gewünschten Kursen an meine Betreuerin, die dann mit der University of Sydney in Verbindung stand und mir somit eine Menge Arbeit abnahm. Nach der Zusage und Zahlung der Studiengebühren beantragte ich mein Studentenvisum. Dabei musste ich zum Beispiel Fragen über meine bisherigen Reisen und meine Studienmotivation beantworten. Nach nur wenigen Stunden erhielt ich mein Visum.

Finanzierung eines Auslandssemesters

Mein geplantes Auslandssemester konnte ich mir nur mit der Hilfe der Hans-Böckler-Stiftung finanzieren, die mich schon während meines Studiums in Deutschland unterstützte. Für das Auslandssemester musste ich einen Antrag stellen, der zwei Empfehlungsschreiben von Dozierenden, ein Motivationsschreiben, einen Sprachnachweis und die Anrechnung der Kurse enthielt. Als mein Antrag genehmigt wurde, übernahm die Stiftung den Großteil der Studiengebühren, eine Auslandskrankenversicherung, die Reisekostenpauschale und eine Auslandspauschale, die mir zusätzlich zu meinem Stipendium, das ich auch in Deutschland erhalten würde, gezahlt wurde.

Es gibt auch andere Möglichkeiten, um ein Auslandssemester zu finanzieren, beispielsweise mithilfe des Erasmus-Programms oder des Auslandsbafögs. Eigene Kosten, die ich tragen musste, waren das Visum von umgerechnet 450 Euro, die restlichen Studiengebühren von etwa 1000 Euro und Kosten für Impfungen, die aber zum größten Teil von der Krankenkasse übernommen wurden.

Kosten vor Ort in Sydney

Nach meiner 24-stündigen Anreise von Frankfurt über Bangkok nach Sydney öffnete ich voller Vorfreude endlich das Zimmer im Studierendenwohnheim der Uni. Der gefängnisähnliche Raum sollte für die nächsten fünf Monate mein neues Zuhause werden. Für knapp 950 Euro monatlich durfte ich auf rund zehn Quadratmetern leben. Das Bad teilte ich mir mit ungefähr 30 Personen. Zuerst dachte ich, dass das viel ist – bis ich herausfand, dass es genau eine Küche gibt. Für alle 800 Studierenden im Wohnheim. Fairerweise muss man sagen, dass die meisten (internationalen) Studierenden hier keine Geldprobleme haben und oft Essen bestellen. Dadurch ist die Küche meist gar nicht so voll.

Traurigerweise zahle ich im Vergleich mit Studierenden, die nicht im Wohnheim leben, verhältnismäßig tatsächlich wenig Miete. Der Durchschnittspreis liegt in Sydney bei umgerechnet etwa 1500 Euro pro Monat. Oft muss man sich sogar das Zimmer mit einer anderen Person teilen.

MADS-Autorin Tara in Australien. Foto: Tara Yakar

Abgesehen von den immensen Mietpreisen sind die Kosten in Sydney aber vergleichbar mit denen in deutschen Großstädten. Geht man in Supermärkten wie Aldi oder Coles einkaufen, nutzt bei den öffentlichen Verkehrsmitteln die „Opal Concession Card“ und achtet generell auf Rabatte für Studierende, dürften sich die Lebenshaltungskosten nicht bedeutsam unterscheiden. Sushi und Kaffee sind hingegen günstiger als in Deutschland. 2,50 Euro zahlt man für einen guten Cappuccino und 4 Euro für zwölf Stück Sushi. Das gleicht ja fast schon die hohen Mieten aus – zumindest wenn man Sushi genauso gerne isst wie ich.

So ist das Uni-Leben

Nach meiner holprigen Ankunft im Wohnheim war ich umso gespannter auf meine ersten Uni-Wochen. Vor meiner Ankunft habe ich drei Units gewählt: „Introduction to Crime and Criminology„, „Young People, Sex and Sexual Health“ und „Counselling and Behaviour Management for CD“. Bei meiner Wahl war es mir wichtig, Module zu wählen, die ich in Deutschland so nicht belegen konnte, die aber trotzdem sinnvoll für mein deutsches Psychologiestudium sind. Meine Module hier bestehen aus jeweils zwei Stunden Vorlesung und einem Seminar, das ein bis zwei Stunden dauert.

Der größte Unterschied zu deutschen Unis ist, dass man hier schon während des Semesters aktiv mitarbeiten muss. Ich muss wöchentliche Quizzes absolvieren und Reflexionen schreiben, habe eine Klausur bereits Mitte des Semesters und muss in jedem Modul Aufsätze und Gruppenpräsentationen ausarbeiten. Somit ist der Aufwand besser über das Semester verteilt und die jeweilige Note setzt sich aus den vielen Einzelleistungen zusammen. Das akademische Niveau ist insgesamt zwar anspruchsvoll, aber definitiv machbar. Vielleicht ändert sich meine Meinung aber noch, nachdem ich meine ersten Noten bekommen habe.

Freizeit in Sydney

Was man dem Wohnheim zugutehalten muss, ist das ausgeprägte Sozialleben: Man kommt schnell mit anderen Studierenden ins Gespräch, egal ob in der riesigen Küche, der Skylounge oder auf der Dachterrasse. Das Wohnheim bietet nahezu jeden Tag soziale Events wie Bingo, Yoga oder gemeinsames Grillen an. Ich hatte das Glück, dass ich direkt in den ersten Tagen tolle Menschen kennengelernt habe, mit denen ich Sydney und die Umgebung erkunden konnte. Denn Sydney hat weitaus mehr als nur das Opernhaus zu bieten: Weite Sandstrände, schöne Parks und kulturelles Programm. Das Nachtleben ist dagegen ausbaufähig – genau wie mein Orientierungssinn auf dem Campus.

Von Tara Yakar


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Über den Autor/die Autorin:

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