„Spieleabend“: Die neue deutsche Netflix-Produktion erfüllt alle Klischees
Die Komödie „Spieleabend“ unter der Regie von Marco Petry und dem Drehbuch von Claudius Pläging ist seit dem 12. Juli auf Netflix verfügbar und reiht eineinhalb Stunden lang Witz an Witz. Doch so richtig zum Lachen bringt einen der Film nicht, findet MADS-Autorin Kira.
Seit dem 12. Juli ist der Film „Spieleabend“ auf Netflix verfügbar. Die Komödie unter der Regie von Marco Petry ist ein Film voller Klischees und unvollständiger Erzählungen.
Darum geht es in Spieleabend
Fotografin Pia (Janina Uhse) und Fahrradhändler Jan (Dennis Mojen) lernen sich bei einem Spaziergang im Park kennen, als ihre Hunde sich auf der Wiese miteinander vergnügen. Schnell nimmt die Handlung ihren Lauf: Pia fotografiert Jan und seinen Hund in ihrem Studio, kurz darauf sind die beiden ein Paar. Damit er ihre besten Freunde kennenlernt, nimmt Pia Jan zu einem Spieleabend bei der Designerin Karo (Anna Maria Mühe) und dem Berufsschullehrer Oliver (Axel Stein), mit. Das Ehepaar wohnt in einer Villa im noblen Stadtteil Berlin Grunewald. Der Abend beginnt aufgrund eines peinlichen Missgeschicks unangenehm für Jan. Dann taucht auch noch Pias Ex-Freund, der Zahnarzt Matthias (Stephan Luca) auf, und der sonst so beliebte Spieleabend artet in ein einziges Chaos aus. Die Freunde nutzen jede Gelegenheit, um einander auflaufen zu lassen oder zu kränken. Matthias sieht Jan als Konkurrenz und verliert sich in ausschweifenden Erzählungen über Pias und seine gemeinsame Vergangenheit.
Durch das Partyspiel „Wer würde eher?“ geraten die Gastgeber Karo und Oliver in einen heftigen Ehestreit und Oliver zieht sich zurück in seine Videospielwelt, in der er ungestört der Elfenkönig Ogandur sein kann. Nachdem Jan Matthias als Großmaul bezeichnet, liefern sich die Männer nackt ein Tischtennisduell um Pias Gunst. Der weitere Verlauf des Abends ist durch Wortgefechte, Alkohol und einen Besuch im zoologischen Garten geprägt, zu dem Matthias betrunken aufbricht.
Zwischen Comedy, Klischees und Übertreibung
Mit dem Soundtrack: „Ich glaub ich will heut nicht mehr gehen“ von Rapperin Nina Chuba und der deutschen Indie-Pop-Band Provinz startet die Komödie sehr heiter. Die anfängliche Stimmung wird aber schnell von Kitsch und Absurdität abgelöst. Alle Worst-Case-Szenarien, die bei einem ersten Aufeinandertreffen schiefgehen können, reihen sich aneinander. Zudem werden diese so überspitzt dargestellt, dass der Film unglaubwürdig und schräg wirkt. Die Liebesgeschichte von Pia und Jan rückt durch den Testosteron geladenen Machtkampf der beiden Männer, um Pias Aufmerksamkeit, völlig in den Hintergrund. Das nackte Tischtennisduell der Rivalen erinnert an frühere Regiearbeiten von Marco Petry, wie „Doktorspiele“ und „Schule“, die vor allem durch ihren flachen pubertären Witz gekennzeichnet sind.
Der deutschen Komödie fehlen leider jegliche Tiefe und Spannung. Die Handlung ist vorhersehbar und die erwachsenen Personen verhalten sich häufig nicht ihrem Alter entsprechend. Stattdessen handeln sie impulsiv und sind schnell eingeschnappt. Außerdem wird immer wieder betont, dass ein Fahrradhändler wie Jan nicht in die Welt der Reichen und Intelligenten passen würde. Der Film schafft es nicht, die Zuschauenden in seinen Bann zu ziehen. So richtig zum Lachen regt die Komödie auch nicht an, eher wundert man sich über die scheinbar willkürlich zusammengestellten Szenen, die in sich nicht stimmig sind. Es werden immer wieder einzelne Geschichten der Freundesgruppe aufgegriffen, aber keine davon wird zu Ende gedacht. So verwehrt die Erzählweise den Zuschauerinnen und Zuschauern die Möglichkeit, mit den unterschiedlichen Charakteren warmzuwerden. Alles in allem eine Produktion, bei der man nichts verpasst, wenn man sie sich nicht ansieht.
Von Kira Dressler