Silvester-Angriffe auf Rettungskräfte gefährden das Ehrenamt
Zu Silvester gab es massive Ausschreitungen gegen Einsatzkräfte. MADS-Autor Finn ist selbst freiwilliger Feuerwehrmann. Er macht sich Sorgen um die Zukunft des Ehrenamtes im Rettungswesen.
Die Silvesternacht ist für Feuerwehrleute vorhersehbar – eine Lage, auf die man sich vorbereitet. Schon im Voraus steht fest: Rund um Mitternacht wird es diverse Einsätze geben, vom Mülleimerbrand bis zum Feuer mit Menschenleben in Gefahr. Darauf sind die Einsatzkräfte vorbereitet. Es gibt ehrenamtliche Bereitschaften, die teilweise sogar in den Gerätehäusern feiern, um schnell ausrücken zu können. Auf das, was zu diesem Jahreswechsel einigen Einsatzkräften passiert ist, kann man sich allerdings nicht vorbereiten.
Silvester: Hinterhältige Angriffe
Angesichts von Löschfahrzeugen, die in Hinterhalte gelockt und mit Feuerwerk beschossen werden, flammt eine Debatte wieder auf, die seit einigen Jahren brodelt. Es fehle „der Respekt“ vor Polizei, Feuerwehr und Co., heißt es. Doch ist das ein befremdliches Verständnis von Respekt. Es geht hier schließlich nicht darum, ob man im Einsatz geduzt oder gesiezt wird oder ob Menschen an einer gesperrten Straße ungeduldig hupen. Das gezielte Abschießen von Menschen mit „mangelndem Respekt“ zu erklären ist eine Verharmlosung.
Wer – wie der Autor dieses Textes vor einigen Jahren – bei der Feuerwehr anfängt, ist mit diversen Herausforderungen konfrontiert. Vielerorts ist der Nachwuchs rar, immer wieder sitzt man als einziger Neuling in der Mannschaftskabine eines Löschfahrzeuges, umgeben von Einsatzkräften, die routinierte Handgriffe ausführen. Bei den ersten Einsätzen ist man deswegen zwangsläufig unsicher.
Bei den Gefahren, denen Einsatzkräfte begegnen, können wir uns aber immer wieder darauf berufen, dass man sich adäquat schützen kann. Wir tragen Atemschutz gegen Rauchgas, Handschuhe gegen Glassplitter und Schutzkleidung gegen Flammen und Hitze. Zu Silvester kam für manche Einsatzkräfte dagegen eine Bedrohung hinzu, gegen die sie sich nicht schützen können. Wir haben keine Ausbildung in Selbstverteidigung und nicht, wie die Polizei, Pfefferspray und Schusswaffe am Gürtel – warum auch?
Wie viele melden sich noch freiwillig zum Silvesterdienst?
Ein Großteil der Feuerwehrleute in Deutschland sind Ehrenamtler. Laut Zahlen des Deutschen Feuerwehrverbandes standen im Jahr 2020 mehr als eine Million Freiwillige rund 35.000 Berufsfeuerwehrleuten gegenüber. Für den Großteil dieser Menschen ist Feuerwehr also ein bedeutungsvolles Hobby. Dass hierbei die Gefahr besteht, angegriffen zu werden, dürfte die Attraktivität deutlich senken.
Austrittsgründe werden statistisch nicht erfasst. Sollte die Politik nicht konsequent auf die Situation reagieren, indem sie zum Beispiel den Umgang mit Feuerwerk den Profis vorbehält, frage ich mich aber, wie viele Feuerwehrler sich noch freiwillig zum nächsten Silvesterdienst melden.
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In Deutschland gibt es seit vielen Jahren Bürgerkriegsgebiete – wie beispielsweise Garbsen, Marxloh, Berlin – , in denen der deutsche Staat keine reale Machthoheit mehr besitzt.
In der Politik und den Medien ist dies immer ignoriert oder kleingeredet worden.
Nun, wo die Enthemmung auch Polizei und Rettungskräfte stärker trifft, gibt es mal wieder scheinheilige Entrüstung, aber auch bereits wieder Kleinrederei, bald ist auch das wieder in den Medien vergessen.
Dabei ist die deutliche Mehrheit der Menschen – besonders auch aus Umweltschutzgründen – mittlerweile prinzipiell gegen das Silvesterfeuerwerk.
Vermutlich faselt man auch bald wieder von Polizeigewalt, Fremdenhass und Rassismus, um diese als Ursachen für die Silvestergewalt zu benennen.