Seite auswählen

Werbung

„Plan A“ von Lil Tecca: Kampfansage an eine von Singles dominierte Rap-Industrie

„Plan A“ von Lil Tecca: Kampfansage an eine von Singles dominierte Rap-Industrie
Foto: Universal Music Group/Sam Conant

In einer von Streamingdiensten geprägten Musikwelt steigt die Bedeutung von Singles immer weiter an. Die Bemühungen, ein in sich stimmiges Album zu erschaffen, nehmen gleichzeitig ab. Nicht so bei „Plan A“, der neuen Platte von Rapper Lil Tecca.


„Plan A“ heißt das vierte Studioalbum des US-amerikanischen Rappers Lil Tecca. Dabei könnte es auch ebenso gut „Beweisstück A“ heißen, schließlich ist es ein lückenloser Beweis dafür, dass nicht die „junge Generation“ für das Aussterben „richtiger“ Alben zu beschuldigen ist. Es ist bereits das vierte Album des 22-Jährigen, das es in die Top Ten der Billboard 200 geschafft hat.

Wie schon sein Vorgängerwerk „TEC“ überrascht es nicht zuletzt durch seine flüssigen Songübergänge und teils träumerischen Beats. Im Genre Rap kann es trotz – oder gerade wegen – seiner Unaufdringlichkeit herausstechen.

„Plan A“: Album ist ein einziger langer Gedanke

Es ist schwer auszumachen, was genau das Album so kohäsiv, so stimmig macht. Es fühlt sich an wie ein Tagtraum, in dem man sich verliert, während man aus dem Busfenster blickt und über das Geschehen des Schultages sinniert. Wie ein einziger langer Gedanke, der mit dem ersten Track „Taste“ anfängt und mit „All the Time“ nach 44 Minuten endet.

Die Hip-Hop-Beats sind weich und nostalgisch gedämpft, gemischt mit harten High Hats und kompromisslos klischeehaften Rap-Lyrics. Diese Mélange gibt dem Album die nötige Street Credibility, aber eben auch die Möglichkeit, sich in den Beats zu verlieren.

Lil Tecca bringt bemerkenswerte Übergänge

Die Instrumentals verlangsamen und beschleunigen sich, dehnen sich aus, atmen und treffen sich in großartigen Songübergängen, wie zwischen „Vogue“ und „24Hrs“. Die interessante Stimme des Rappers treibt dabei über die Musik wie über Wasser, wenn er von seinen „YSL-Ts“, Frauen und Erfolg rappt. Deswegen verzeiht man ihm auch, dass er diese nachdenkliche musikalische Grundlage mit Sätzen wie „No, I ain’t Spanish but she callin’ me ,Papi’” bedenkt.

Bemerkenswert ist auch der einzige Song mit Feature auf dem ganzen Album. „I can‘t let go“ mit Don Toliver ist ein Titel, der musikalisch nur noch mehr nach einem Yeat-Song klingen könnte, wenn dieser wirklich darauf gefeaturt wäre. Ein Jammer, dass dem nicht so ist, hat sich Yeat doch in jüngster Zeit als Rapper bewiesen, dessen Musik eine beinahe cinematische Tonwelt erschafft.

Generell sind die wenigen Features ein Versäumnis, allerdings trägt vielleicht auch das zum abgerundeten Album bei. So oder so ist „Plan A“ eines der stimmigsten Rap-Alben der jüngsten Vergangenheit.

Von Filine Hunger


Lies auch:


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

Poste einen Kommentar:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert