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P wie Pride Month: Queere Begriffe von A bis Z erklärt

P wie Pride Month: Queere Begriffe von A bis Z erklärt
Foto: Steve Johnson/Unsplash

Der Pride Month soll Awareness für queere Themen schaffen. Doch auch wenn man gerne ein Ally der Community sein möchte, können die den vielen Vokabeln schnell überfordern. Deshalb hat MADS ein Lexikon zusammengestellt, damit man queere Geschichte und Begriffe von A bis Z besser versteht.


A: Asexuell

Asexualität beschreibt Menschen, die keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen empfinden oder kein Verlangen nach sexueller Interaktion haben. Die Asexualität ist aber ein Spektrum und umfasst auch Menschen, die kaum oder nur unter bestimmten Umständen sexuelle Anziehung empfinden

B: Bisexuell

Bisexuelle Menschen fühlen sich zu mehr als einem – häufig dem eigenen und einem weiteren – Geschlecht romantisch und/oder sexuell hingezogen. Unter anderem der Psychologe Sigmund Freud war der Auffassung, dass jeder Mensch bisexuell veranlagt sei, sich jedoch meist entweder für die Hetero- oder die Homosexualität entscheide.

C: Cisgender

Wer sich mit seinem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert, zählt als cisgender, kurz cis. Dies wird meist anhand der Genitalien bestimmt. Cis gibt dem vermeintlichen Regelfall einen Namen, sodass zum Beispiel „Männer“ zum Oberbegriff werden, unter den cis Männer sowie trans Männer fallen.

Foto: Raphael Renter/Unsplash

D: Demisexuell

Wenn sexuelle Anziehung einzig durch eine tiefe, emotionale Verbundenheit möglich ist, spricht man von Demisexualität. Das Wort demi stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie Hälfte. Diese sexuelle Orientierung zählt zum Spektrum der Asexualität. Für demisexuelle Menschen ist Sex mit Fremden meist nicht möglich.

E: Endogeschlechtlich

Der Begriff endo beschreibt Menschen, deren medizinische körperliche Merkmale klar einem Geschlecht zuzuordnen sind. Sie verfügen entweder über die männlichen XY-Chronosomen oder über die weiblichen XX-Chronosomen. Endogeschlechtlichkeit wird in unserer Gesellschaft als Norm angesehen.

F: FLINTA*

FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans, agender Personen sowie weitere Personengruppen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden. Das Akronym wird oftmals verwendet, um deutlich zu machen, wer bei bestimmten Veranstaltungen und in bestimmten Räumen wie öffentlichen Toiletten willkommen ist. Auf diese Weise soll ein Safe Space für FLINTA*-Personen geschaffen werden.

G: Geschlechtsausdruck

Kleidung, Gestiken, die Frisur und sogar die Sprache können das Geschlecht ausdrücken. Doch ist das nicht mit der Geschlechtsidentität gleichzusetzen, denn die bleibt einzig der entsprechenden Person vorbehalten. Was als „eher weiblich“ bezeichnet wird, ist gesellschaftlich hergeleitet.

H: HIV und AIDS

HIV ist eine sexuell übertragbare Infektion, aus der die Krankheit AIDS hervorgehen kann. Durch Verhütung mit einem Kondom kann eine Infektion verhindert werden. Das Virus löste in den 80er-Jahren eine regelrechte Epedemie insbesondere unter queeren Menschen aus. Dies führte zu einer Welle von Ausgrenzung und Diskriminierung, da man das Virus und seine Verbreitung zu Beginn nicht verstand. Das Fatale an der Erkrankung ist, dass sie bis heute nicht heilbar ist. Allerdings sterben Erkrankte nicht mehr nach wenigen Jahren, sondern können mithilfe von Medikamenten mit der Krankheit leben. Bis heute werden HIV beziehungsweise AIDS jedoch teils noch als homosexuelle Krankheit gefraimt. Diskriminierung und Serophobie (Vorurteile und Ablehnung von Menschen mit HIV/AIDS) werden bis heute durch dieses Vorurteil gefüttert.

Foto: Ehimetalor Akhere Unuabona/Unsplash

I: Intersexuell/Intergeschlechtlich

Anders als das Wort intersexuell vermuten lässt, bezeichnet es keine sexuelle Orientierung. Intergeschlechtlichkeit ist daher der passendere Begriff. Intergeschlechtliche Menschen weisen Körpermerkmale auf, die medizinisch weder eindeutig männlich noch weiblich sind. Bis 2021 wurden Kinder teilweise ohne ihre Einwilligung dem einen oder anderen Geschlecht operativ angepasst.

J: Juni als Pride Month

Im Pride Month demonstriert die queere Community für ihre Rechte und feiert Offenheit und Toleranz. Doch warum eigentlich im Juni? Das ist auf die Stonewall-Aufstände im Juni 1969 zurückzuführen. Am 28. Juni 1969 wollte die New Yorker Polizei die Schwulenbar Stonewall Inn an der Christopher Street räumen. Doch die Gäste wehrten sich – und lösten damit die Gay-Rights-Bewegung aus. Viele Pride-Veranstaltungen tragen auch heute noch den Straßennamen: Christopher Street Day, kurz CSD. In Deutschland finden die CSD-Demos allerdings nicht alle am historischen Datum, 28. Juni, sondern an diversen Wochenenden zwischen Mai und September statt.

K: Körperliches Geschlecht

Ein umstrittener Begriff: Das körperliche Geschlecht resultiert aus einem gesellschaftlichen Konstrukt, das das Zusammenspiel von Chromosomen und Geschlechtsteilen entscheiden lässt, ob ein Mensch weiblich oder männlich ist. Das Wort suggeriert, es gebe nur zwei Geschlechter und diskriminiert zum Beispiel intergeschlechtliche Menschen.

L: LGBTQIA*

Was als lesbisch, schwul und bi, kurz LGB, anfing, fand eine stete Ergänzung, um möglichst viele Menschen einzubeziehen. Die englische Abkürzung LGBTQIA* steht erweitert für transgender, queer, intersex (intergeschlechtlich) und asexual (asexuell). Das Sternchen, manchmal auch ein Plus, hält Platz für weitere Identitäten.

M: Misgendern

Das Misgendern meint die fälschliche Zuordnung eines Geschlechts, wenn man zum Beispiel falsche Pronomen, einen falschen Namen oder falsch gegenderte Begriffe für eine Person benutzt. Das kann sowohl unabsichtlich als auch absichtlich passieren. Das absichtliche und regelmäßige Misgendern einer Person kann eine Form der Diskriminierung, Missachtung und Abwertung darstellen.

Foto: Meg/Unsplash

N: Nichtbinär*

Unsere Gesellschaft geht von einem binären Geschlechtersystem aus. Man ist entweder männlich oder weiblich. Nichtbinäre* Menschen fühlen sich keinem der beiden Geschlechter vollständig zugehörig. Manche nichtbinäre* Menschen sind trans* oder haben das Bedürfnis, sich operativ einem androgynen Aussehen anzunähern. Außerdem lehnen einige nichtbinäre* Menschen die Verwendung von binären Pronomen (er/sie) ab oder verwenden eigene Pronomen wie das englische „they“ oder Neopronomen wie „dey“ oder „xier“.

O: Outing

Unter Outing oder Outen versteht man das Verraten der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung einer anderen Person gegenüber Außenstehenden. Das Outing erfolgt dabei meist ohne das Einverständnis der betroffenen Person. Das Coming-out hingegen meint die freiwillige Entscheidung dazu, die eigene Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung mit Außenstehenden zu teilen.

P: Pansexuell

Pansexuell ist man, wenn man sich zu Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht und damit potenziell zu jedem Geschlecht hingezogen fühlt. Einige Menschen nutzen Bisexualität gleichbedeutend, allerdings ist pansexuell inklusiver, da so explizit nichtbinäre* und intergeschlechtliche Menschen mit eingeschlossen werden.

Q: Queer

Queer ist eine Sammelbezeichnung für Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten, die nicht der heterosexuellen, endogeschlechtlichen, Cisgender-Norm entsprechen. Als Gegenteil zum Sammelbegriff Queer wird Straight verwendet. Queer wurde in den USA und Großbritannien ähnlich wie in Deutschland das Wort schwul lange als Schimpfwort genutzt (frei übersetzt bedeutet es so viel wie seltsam), ehe es als positive Selbstbezeichnung zurückerobert wurde.

R: Regenbogenflagge

Das heute allseits bekannte Symbol für die queere Community wurde 1978 vom amerikanischen Künstler Gilbert Baker designt. Die Regenbogenfahne sollte damals insbesondere schwulen und lesbischen Stolz repräsentieren, heute vereint sie den Stolz der gesamten queeren Community. Andere, heute allerdings zum Teil veraltete Symbole der queeren Community sind das Lambda, die rote AIDS-Schleife, die Doppelaxt oder der rosa Winkel, der in den 70er-Jahren von der New Yorker Schwulenbewegung zurückerobert wurde.

Foto: Lena Balk/Unsplash

S: Strafbar

Der Paragraph 175 verbot bis zu seiner Abschaffung 1994 homosexuelle Handlungen in der BRD und wurde mit Geld- oder Gefängnisstrafen geahndet. In mindestens 34 Ländern wird Homosexualität heute noch strafrechtlich verfolgt, zum Teil steht sie sogar unter Todesstrafe. Für queere Personen kann es deshalb vor Reisen wichtig sein, sich über die Rechtslage zu informieren.

T: Transgeschlechtlich, trans*

Transgeschlechtliche Menschen fühlen sich dem ihnen von der Gesellschaft zugeschrieben Geschlecht nicht zugehörig. Dabei können sie nichtbinär sein oder sich dem jeweils anderen binären Geschlecht zugehörig fühlen. Häufig strebt man hier die Änderung seines Geschlechtseintrags an. Einige trans* Personen lassen auch operative Eingriffe vornehmen, um sich ihrer Geschlechtsidentität anzugleichen.

U: Unisex

Der Begriff Unisex bezeichnet Dinge, die nicht geschlechtsspezifisch sind. Diese Bezeichnung wird vorwiegend Kleidung, Accessoires, Parfüms und Toiletten zugewiesen. Dabei gilt anzumerken, dass es sowohl bei Kleidung als auch bei Accessoires und Parfüms auf die eigenen Vorlieben und nicht auf das Geschlecht ankommt. Die Zuordnungen basieren überwiegend auf gesellschaftlichen Normen und Erwartungen.

Foto: Unsplash/No Revisions

V: Vorurteile und Diskriminierung

Viele Menschen, die sich als queer identifizieren, werden von der Gesellschaft mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert und diskriminiert. Dabei erfolgt die Diskriminierung häufig unbewusst, aufgrund von herrschenden Stigmata. Eine Statistik des Bundeskriminalamts über politisch motivierte Kriminalität in Deutschland aus dem Jahr 2023 zeigt, dass Straftaten gegenüber queeren Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung stark angestiegen sind. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die erfassten Fälle um fast 50 Prozent auf 1499, es wird angenommen, dass die Dunkelziffer noch bedeutend höher ist. Dazu zählen unter anderem zahlreiche Fälle von Körperverletzung und Beleidigung.

W: Weder*noch

Weder*noch ist eine Selbstbezeichnung und ein Synonym zur Nonbinarität. Sie macht Menschen sichtbar, die in der Zwei-Geschlechter-Ordnung nicht vorkommen, da sie sich weder nur als Mann noch nur als Frau und auch nicht zwischen, sondern jenseits dieser beiden Geschlechter identifizieren.

X: X im Pass

Während im deutschen Personalausweis ein D für divers eingetragen wird, steht in internationalen Dokumenten, wie etwa dem Reisepass ein X als Geschlechtseintrag. Eine Person mit einem X-Eintrag im Pass fühlt sich entweder nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugehörig oder ist intergeschlechtlich. Hier kommt es auf die Rechtslage im jeweiligen Herkunftsland der Person an, ob ein X-Eintrag möglich ist.

Y: Year around

Queere Menschen existieren immer und überall. Der Pride Month ist ein wichtiger Monat für aktivistische Betätigungen, doch man sollte nicht vergessen, dass queere Menschen das gesamte Jahr über Ungerechtigkeiten erfahren und repräsentiert werden müssen. Es braucht also einen ganzjährigen lauten, queeren Aktivismus. Year around.

Z: Zugewiesenes Geschlecht

Das zugewiesene Geschlecht, auch Hebammengeschlecht genannt, ist das Geschlecht, dass ein Baby direkt nach der Geburt auf Basis seiner äußerlichen Geschlechtsmerkmale zugesprochen bekommt. Lange konnte hier nur männlich oder weiblich eingetragen werden. Seit 2018 ist auch der Geschlechtseintrag divers möglich.

Wer sich näher mit einzelnen Begriffen auseinandersetzen möchte, kann sich zum Beispiel beim Regenbogenportal des Bundesfamilienministeriums informieren,

Von Jennifer Kramer, Chantal Moll, Julia Bormann und Sandra Kopa


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