Musik für gebrochene Herzen: Berq veröffentlicht sein Debütalbum
Nach dem Erfolg der Hitsingle „Echo“ und der EP „Rote Flaggen“ bringt Newcomer Berq sein erstes Album heraus. Dabei sprengt er die Grenzen des Pop-Genres, meint MADS-Autorin Jule.
Es gibt Filme, die müssen auf der großen Leinwand geschaut werden, und es gibt Musik, die live erlebt werden muss – am besten begleitet von einem Orchester. Genau solche Musik ist „Berq“, das Debütalbum des gleichnamigen Deutschpop-Künstlers. Das Genre Deutschpop reicht hier aber bei Weitem nicht aus, um Berqs Musik zu beschreiben. Der Hamburger sprengt Grenzen. Sein Album bewegt sich irgendwo zwischen Elektropop und einer klassischen Orchesterinszenierung.
Der Song „Alleine“ beginnt beispielsweise mit synthetisch versetzten Chorgesängen und geht dann nahtlos in einen Popsong über. Im Song thematisiert der 20-Jährige eine Situationship. „Natürlich habe ich Zeit für dich, aber tagsüber, da passt es mir nicht“, singt er und bringt damit die Widersprüchlichkeit einer solchen Beziehung auf den Punkt.
„Berq“: Songs über Herzschmerz
Generell geht es in den zwölf Songs des Albums viel um Liebe, die nicht hält. Thematisch unterscheidet sich Berq damit nicht groß von anderen Künstlerinnen und Künstlern, doch sein Herzschmerz klingt anders. Das zeigt sich direkt beim ersten Track des Albums, „Heimweg“. Berq summt eine Melodie und wählt die Töne so, dass es beinahe so klingt, als würde er weinen. Im Song beschreibt er das Wiedersehen eines ehemaligen Liebespaares. Für beide scheint die Beziehung nicht vorbei zu sein, schließlich heißt es im Lied: „Der Platz in meinem Bett gehört immer noch dir.“´
Berq lässt sich von Märchen und Sagen inspirieren
Wie viel Autobiografisches Berq in seinem Album verarbeitet und wie viele der Geschichten ausgedacht sind, ist nicht klar. In einem Interview mit dem BR-Format „Startrampe Covered“ gibt er zu: „Das Meiste ist erzählt, und dann versuche ich, diese Liebesgeschichte durch Märchen, Sagen und sehr alte Sprache neu zu erzählen.“ Das gelingt Berq, der mit bürgerlichen Namen Felix Dautzenberg heißt. „Ich finde, Felix macht die deutsche Sprache wieder schön“, schreibt eine Youtube-Userin in die Kommentarspalte unter dem Musikvideo der Albumsingle „Still“.
Seit einiger Zeit wird es für Berq eher nicht mehr still. Innerhalb kürzester Zeit hat der Hamburger einen steilen Karrierestart hingelegt. Mit gerade einmal 18 Jahren veröffentlichte er seine erste Single „Echo“, die ein voller Erfolg wurde. Es folgten die erste EP „Rote Flaggen“, Auftritte bei Festivals und in Fernsehshows und nun das erste Album. Ab Dezember steht dann die erste eigene Tournee an.
Die Schattenseite des schnellen Erfolgs
Der Erfolg scheint jedoch auch eine Schattenseite zu haben. Zumindest lassen das Songs wie „Licht geht aus“ vermuten, wenn es heißt: „Ich brauch den Applaus, warum macht er mich dann taub?“ Auch in den Songs „Vergissmeinnicht“ und „Schleierkraut“ geht es um die Überforderung und Einsamkeit, die mit schnellem Ruhm einhergeht. Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Texte des Albums.
Auch musikalisch sind die Tracks aufeinander abgestimmt – teils gehen sie nahtlos ineinander über. Das „Im Wind“-Interludium verbindet beispielsweise die Songs „Vergmissmeinnicht“ und „Blauer Ballon“. Das Album ist durchdacht, ein Werk in sich selbst – wenn auch ein durchaus melancholisches: Jedes Lied handelt von Schmerz. Wer „Berq“ also von vorne bis hinten durchhört, kann sich danach auf die Suche nach einem Therapieplatz machen.
Von Jule Barmwater
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