Mittelalter, Metal und Comedy: Die Tiktok-Songs für den ESC
Foto: Corinne Cumming/EBU/dpa
2023 wählt Tiktok einen Kandidaten für den deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest (ESC). Die Bewerbungen sind bereits eingegangen – MADS stellt einige Künstler und Künstlerinnen inklusive ihrer Songs vor.
Beim Vorentscheid des Eurovision Song Contests gibt es diesmal eine Neuerung. Zwar gehen weiterhin etliche Bewerbungen über die normale Bewerbungsplattform ein. Zusätzlich war es für den ESC 2023 jedoch auch möglich, sich über Tiktok einem Voting zu stellen. Künstlerinnen und Künstler konnten ein Video mit einem Ausschnitt aus einem eigenen Song posten und mit dem Hashtag #UnserLiedFürLiverpool versehen – damit war die Bewerbung offiziell eingereicht.
Die Vorauswahl der Bewerbungen wird von der ESC-Redaktion beim NDR und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Produktionsfirma Bildergarten getroffen. Von allen Tiktok-Songs schafft es am Ende nur einer in den Vorentscheid. Dafür wählt eine Jury aus allen Videos die Favoriten aus, die daraufhin in voller Länge hochgeladen werden müssen, sodass im Januar eine finale Abstimmung durch die Tiktok-Community stattfinden kann. Der Künstler oder die Künstlerin mit dem beliebtesten Tiktok-Song tritt dann gegen die anderen Bewerberinnen und Bewerber des traditionellen Bewerbungsverfahrens im Vorentscheid an. MADS stellt die Songs vor, die auf Tiktok am meisten Aufsehen erregt haben:
ESC bei Tiktok: Patty Gurdy mit „Melodies of Hope“
Mit ihrem Song aus der Musikrichtung „Celtic Folk Pop“ schlägt Patty Gurdy eine neue Richtung für Deutschland ein. Folk war zuvor schon bei nördlicheren und östlicheren Ländern beliebt und konnte beim ESC überzeugen. Musikalisch begleitet Patty ihren Gesang auf einer Drehleier. Dieses außergewöhnliche Instrument gibt es schon seit dem Mittelalter – in dieser Szene ist die Musikerin übrigens bereits bekannt. Dennoch hat „Melodies of Hope“ einen modernen Touch. Die Fans auf Tiktok fordern: „Hurtig, hurtig Patty auf zum ESC.“
Coremy mit „Wir werden letzter“
Die Komikerin Coremy hat mit ihrer Bewerbung für den ESC ein klares Ziel: Deutschland soll verlieren. Sie dachte sich: Einen der letzten drei Plätze belegen wir sowieso fast jedes Jahr, warum nicht also dazu stehen? In ihrem Song geht Coremy daher ganz akribisch darauf ein, wie gerne sie verlieren würde. Eine katastrophal schlechte Bühnenshow hat sie sich auch schon überlegt. Obwohl Verlieren das Ziel ist, überzeugt der Song die Community. „Coremy hol uns die 0 Punkte“, bitten die Kommentare.
Jona mit „10/10“
Der Song „10/10″ von Jona kann bereits über Spotify gestreamt werden. Persönlich und gefühlvoll singt er von dem Leben eines Mädchens, das mit ihren Problemen alleine ist. Jonas Ziel: Alle Hörerinnen aufbauen und ihnen Hoffnung schenken. Er hat sowohl eine englische, als auch eine deutsche Version präsentiert. Die Community ist sich zwar nicht einig, welche von beiden die bessere ist, möchte Jona aber auf jeden Fall beim ESC sehen. Etliche Kommentare meinen: „Falls es wirklich ESC wird, hätten wir wenigstens mal wieder eine Chance.“
Ok. Danke. Tschüss. mit „Soldat“
Mit Musik gegen den Krieg: Das will der neue Song der Band Ok. Danke. Tschüss., denn er fordert alle Soldaten auf, die Waffen niederzulegen. Mit direkten Titeln wie „Leukämie du Bitch“ und „Muschigeburt“ singt die Band mit Humor über ernste Themen wie Krankheiten und sexuelle Belästigung. „Soldat“ hat ebenso einen tiefgründigen und herzzerreißenden Kern, der vor allem in Strophen wie „Lass uns älter werden und nicht vor unseren Eltern sterben“ heraussticht. Aus aktuellem Anlass ein passender Song für den ESC, meinen die Kommentare.
Lonely Spring mit „Misfit“
Der Pop-Punk-Song „Misfit“ von Lonely Spring verbreitet gute Laune und macht ordentlich Stimmung. Die Story ist an den persönlichen Erfahrungen der Jungs inspiriert, die schon in ihrer Schulzeit Außenseiter, also „Misfits“ waren. Dazu gehörte das Gefühl, ausgeschlossen zu werden. Mit der Zeit lernten die Bandmitglieder aber, dass es in Ordnung ist, nicht immer dazuzugehören, und stattdessen so zu sein, wie man wirklich ist. „Misfit“ soll die neue Hymne für alle Outsider werden. Die Kommentare meinen: „Das wäre endlich mal wieder ein Grund, den ESC zu gucken!“
Leslie Clio mit drei Songs
Leslie Clios erstes Album erschien 2013, die Sängerin kennt sich in der Musikszene also bereits aus. Für den ESC bewirbt sie sich gleich mit drei verschiedenen Songs. In einem Tiktok analysiert Leslie die vorigen Gewinner des ESC und stellt fest, dass hauptsächlich Uptempo-Songs wie „Not Your Toy“ und Balladen wie „Arcade“ die Spitzenreiter sind. Für 2023 sagt sie voraus, dass wieder eine Ballade gewinnt. Passend dazu stellt sie „Hungry Heart“ und „Almost Alone“ vor. „Just Friends“ passt eher zum Pop und ist ein wenig schneller.
Jennifer Siemann mit „The Sound of the Universe“
Jennifer Siemann steht schon seit jungen Jahren auf der Bühne. Mit „The Sound of the Universe“ bietet die gebürtige Berlinerin einen sehr gefühlvollen Song an. Die sphärischen Klänge passen gut zum Titel. Auch eine starke Steigerung hat der Song: Zu Beginn ist er noch ruhig, am Ende singt Jennifer den Refrain voller Inbrunst. Auch ein Musikvideo hat sie schon produziert. Dort ist sie mal im engen Ganzkörperanzug auf dem Boden, mal im glitzernden Kostüm und mal mit Lady-Gaga-inspiriertem Make-up zu sehen.
Joël Zupan mit „Fear“
Der ehemalige „The Voice of Germany“-Teilnehmer Joël Zupan hat sich nun auch für den ESC beworben. In seinem Song „Fear“ singt er von den Ängsten, die ihn selbst plagen. Die persönliche Note gibt dem Lied besonders viel Power und erinnert ein bisschen an „Arcade“, den Gewinner des ESC 2019. Gemeinsam mit seinem Produktionsteam präsentiert Joël den Song stolz der Community. Diese ist begeistert: „Die High Notes geben Winner Moment Vibes.“
Will Church mit „Hold on“
Direkt am ersten Tag des Bewerbungszeitraumes teilte Will Church einen Ausschnitt seines neuen Songs „Hold on“. Auch er ist ehemaliger „The Voice of Germany“-Teilnehmer und mit der Musik aufgewachsen. Mit seiner Gitarre und seiner Stimme klingt er ganz natürlich und baut direkt einige hohe Töne ein. „Hatte jetzt am ersten Tag noch nicht mit guten Songs gerechnet. Danke, dass du mich vom Gegenteil überzeugt hast. Das hat auf jeden Fall Potenzial!“, schreibt ein Nutzer auf Tiktok.
From Fall to Spring mit „Draw the Line“
Die Band From Fall to Spring will für den ESC mit einem Nu-Metal-Song an den Start gehen. An Bass und Kraft fehlt es diesem Lied nicht: Im Tiktok ist zu sehen, wie der Leadsänger ins Mikrofon schreit. Die Band selbst beschreibt den Song als eine Mischung aus Rap und Metal. Immer wieder treten Metal-Bands beim ESC an – und werden oft gut bewertet. From Fall to Spring haben also das Potenzial, die Jury zu überzeugen. Auch die Kommentare freuen sich über die Bewerbung. „Ihr rockt das, im wahrsten Sinne des Wortes“, schreibt eine Tiktok-Userin.
Von Emelie Trimpel
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