Katzenvideos: Nicht nur sinnloser Zeitvertreib, sondern gut für die Psyche
Katzenvideos sind nur etwas für Leute, die sich leicht ablenken lassen oder gerade wissentlich prokrastinieren – so das Klischee. Doch wer ist noch nicht bei einem witzigen oder niedlichen Clip mit einem Tier in der Hauptrolle hängengeblieben? Warum Katzenvideos so beliebt sind und uns sogar guttun, erklärt MADS-Autorin Alix.
Dass kurze Clips über Samtpfötchen beliebt sind, steht eigentlich außer Frage, aber hier noch ein kleiner Beweis: Wer „Cat Videos“ googelt, erhält mehr als zwei Milliarden Ergebnisse. Kurzer Vergleich: Bei Taylor Swift sind es „nur“ etwas mehr als eine Milliarde Treffer.
Die Bandbreite der Reels, Videos, Clips und Snippets ist riesengroß: Es gibt Katzen, die sich schräg verhalten, die „Zoomies“ haben, also wie wild durch die Wohnung rennen, die frech sind und Besitzende auf die Palme bringen, die sich süß zusammenkuscheln. Die Auswahl scheint grenzenlos.
Nicht einfach nur eine Flucht aus dem Alltag
Den Kätzchen gehört das Internet. Aber haben wir wirklich nur mal keine Lust auf all die Sachen, die sich auf unserem Schreibtisch türmen, und flüchten uns deshalb in Cat-Content, oder steckt vielleicht mehr dahinter? Diese Frage hat sich auch Dr. Jessica Gall Myrick von der Media School der Universität in Indiana gefragt – und eine Umfrage gestartet, an der 7000 Internetnutzende teilgenommen haben.
Und, da fühlt man sich gleich besser, oder? Tatsächlich – wer ein Katzenvideo schaut, zeigt eine ähnliche Reaktion wie eine Person, die mit einer Therapiekatze spielt. „Die meisten Studien zur Tiertherapie zeigen, dass sie Angstzustände reduzieren und die allgemeine Stimmung heben kann“, erklärt Myrick ihre eigene Studie der „Huffpost„. Genau das habe sie auch in Bezug auf Katzenvideos herausgefunden.
Man muss kein Katzenliebhaber sein
Myrick befragte gleichermaßen Leute, die sich Cat-Content ansehen, und jene, die ihn hochladen. Von allen Befragten haben sich 37 Prozent selbst als „Katzenliebhaber“ bezeichnet. Alle anderen schauen sich trotzdem gerne Katzenvideos an – auch wenn sie von den Tieren eigentlich nicht begeistert sind.
Die Studie zeigt, dass das Schauen Katzenvideos Prokrastination beeinflussen kann. Aber sie verdeutlicht auch, dass die Videos gesundheitliche Vorteile mit sich bringen können.
Die Teilnehmenden der Studie gaben an, sich nach dem Ansehen der Videos viel motivierter zu fühlen als davor. Und: Das schlechte Gewissen, das manche haben, eben weil sie prokrastinieren, ist nicht so stark ausgeprägt wie das Gefühl von Glück, das die Katzen in ihnen auslösen. Außerdem erlaubt die kurze Ablenkung vielen der Teilnehmenden, sich nach dem Anschauen der Videos mehr auf anliegende Arbeiten konzentrieren zu können.
Katzenvideos als Form der Therapie
Dr. Myrick betont auch den niedrigschwelligen Zugang. Denn die Videos wirkten ähnlich wie eine Tiertherapie – doch sie können von allen gesehen werden, auch von Leuten, die sich solch eine Therapie nicht leisten könnten. Welche psychologischen Benefits Katzenvideos wirklich haben, erfordert zwar noch weitere Studien. Aber eins ist klar: Wer mal in ein Katzenvideo-Loch fällt, der braucht kein schlechtes Gewissen zu haben.
Von Alix Czaplinski
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