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Jugendkulturen nach ’89: Der neue Podcast „Springerstiefel – Fascho oder Punk?“

Jugendkulturen nach ’89: Der neue Podcast „Springerstiefel – Fascho oder Punk?“
Foto: Bernd Thissen/dpa

Der neue Podcast „Springerstiefel – Fascho oder Punk?“ vom MDR ist pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit erschienen und versucht, widersprüchliche Jugendkulturen nach dem Mauerfall zu ergründen – stets mit der Intention, die Normalisierung von rechter Gewalt im Ostdeutschland der 90er-Jahre zu verstehen.


Der Fall der Mauer liegt inzwischen 34 Jahre zurück. Mit der Wiedervereinigung stürzte die ostdeutsche Bevölkerung in ein Vakuum. Statt des erhofften Höhenflugs im kapitalistischen Überfluss kamen zunächst Chaos und Arbeitslosigkeit. Ostdeutsche Jugendliche wurden durch diese aussichtslose Situation in komplett gegensätzliche Jugendkulturen und Ideologien getrieben: Punks und Skinheads, links und rechts. Genau das ist das Thema des MDR-Podcast „Springerstiefel – Fascho oder Punk?“.

Jugendkulturen: Die dunkle Seite der Wiedervereinigung

Die beiden Hosts, Reporter Don Pablo Mulemba und Autor Hendrik Bolz, gehen dabei den drängenden Fragen nach, die sich bis heute stellen. Wie kann es sein, dass Neonazis als „cool“ galten? Und warum stellte sich ihnen niemand entgegen? Beide Hosts sind in ostdeutschen Plattenbauten aufgewachsen, waren damals jedoch zu jung, um die Jugendkultur aktiv mitzuerleben. Nun versuchen sie, in Interviews mit Menschen, die dabei waren und unterschiedliche Standpunkte einnehmen, diese Zeit nachzuvollziehen. Dabei sprechen sie sowohl mit einem Ex-Neonazi als auch mit einer Punkerin und schließlich auch mit Mulembas Eltern.

Ein Podcast mit perfekter Besetzung

Das Moderatorenduo ist für die Thematik sehr gut besetzt, beide können persönliche Geschichten beisteuern – aus gänzlich verschiedenen Perspektiven. Hendrik Bolzen erzählt von seiner weißen Ostkindheit und fragt sich wiederholt selbstkritisch, ob er nicht, wäre er etwas älter gewesen, genauso anfällig für das rechtsextreme Weltbild der umherziehenden Neonazis gewesen wäre. Don Pablo Mulemba hingegen kann als Kind einer deutschen und eines angolanischen Vertragsarbeiters von den Anfeindungen berichten und davon, wie es ist, als schwarzes Kind in Ostdeutschland aufzuwachsen. Im Podcast arbeitet er auch mit seiner Familie im Gespräch auf, wie die rechte Gewalt sie geprägt hat und bis heute beeinflusst.

Rechte Gewalt: Kein Nischenthema

Das macht den Podcast besonders für das junge Publikum wertvoll, Nacherzählung und Erklärungen ergänzen sich hier zu einem vollständigen Bild. Das hilft zu verstehen, wie es damals zu solchen Ausschreitungen kommen konnte. Hendrik Bolz betont außerdem, dass die Auseinandersetzung mit der rechten Jugendkultur und Gewalt wichtig sei, um die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. Schließlich werde über die Situation von jungen Menschen nach der Wende immer noch viel zu wenig gesprochen. Aufarbeitung ist nur durch Auseinandersetzung möglich.

In der ARD-Audiothek ist der Podcast bereits vollständig verfügbar, auf anderen Plattformen sind bisher nur die ersten beiden Folgen hörbar.

Von Jennifer Kramer


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