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In his „Kanzler Era“: Wie „delulu“ ist Habecks Wahlkampfstrategie?

In his „Kanzler Era“: Wie „delulu“ ist Habecks Wahlkampfstrategie?
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Robert Habeck will bei Neuwahlen im kommenden Jahr für die Grünen als Kanzlerkandidat antreten. Für diese Ankündigung wählt er die sozialen Medien als Plattform und zeigt: In diesem Wahlkampf werden Instagram und Co. eine besondere Rolle spielen. MADS-Autorin Jule stellt infrage, ob das die richtige Strategie ist.


Gerade noch stand Robert Habeck (Grüne) mit gedrückter Miene vor der deutschen Presse und äußerte sich zum Aus der Ampelkoalition. Ein Aus, das vermeidbar gewesen wäre, denn: „Hätte man sich einigen wollen, hätte man sich einigen können“, gesteht er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Ein paar Stunden später postet er auf X und Instagram ein rätselhaftes Video. In dem elfsekündigen Clip sitzt Habeck an einem Schreibtisch, bearbeitet einen Text und summt die Melodie von Herbert Grönemeyers „Zeit, dass sich was dreht“.

Dann flackert das Licht. Schnitt. Nahaufnahme. Zu sehen ist jetzt Habecks Handgelenk, geziert von einem Freundschaftsarmband. Bewusst erinnert dieses an die Armbänder, die sonst von Taylor-Swift-Fans auf Konzerten der „Eras Tour“ getauscht werden. Während Swifties gerne Textzeilen aus Swifts Songs am Handgelenk tragen, steht auf Habecks Armband „Kanzler Era“. Am nächsten Tag postet Habeck ein weiteres, längeres Video und gibt darin bekannt, was längst alle wissen: Er will Kanzler werden.

Social Media nicht der AfD überlassen

Neuwahlen soll es zwar – zumindest nach Olaf Scholz’ Plänen – erst im März geben, bei Habeck hat der Wahlkampf aber bereits begonnen. Der zukünftige Kanzlerkandidat der Grünen scheint diesmal gezielt junge Wählerinnen und Wähler ansprechen zu wollen. Dafür greift er popkulturelle Phänomene wie die Swiftie-Freundschaftsarmbänder auf und teilt nebenbei subtil gegen politische Gegner aus. Die Wahl des gesummten Songs ist schließlich bestimmt kein Zufall. „Lieb es sehr, dass es genau der Song von Herbert Grönemeyer ist, den er neulich der CDU verboten hat, zu spielen“, freut sich eine Instagram-Userin in der Kommentarspalte unter dem Video. Mittlerweile hat der Musiker aber auch den Grünen die Nutzung verboten.

Lange war es vor allem die AfD, die es verstand, sich in den sozialen Medien zu inszenieren. Sie kannte die Trends und Memes und fand so neue Wege, ihre teils rechtsextremen Inhalte zu verbreiten. Da ist es nicht verwunderlich, dass die AfD bei den ostdeutschen Landtagswahlen in diesem Jahr bei den 18- bis 24-Jährigen die meistgewählte Partei war. Robert Habeck will nun nachziehen – und das durchaus mit Erfolg. Sein Video wurde auf Instagram bereits mehr als eine Million Mal aufgerufen. In der Kommentarspalte feiern Userinnen und User den Schritt der Kanzlerkandidatur. „Slay Robert“, heißt es da beispielsweise oder: „#swiftiesforhabeck“.

Kamala Harris: Memes überzeugen nicht immer  

Ein bisschen erinnert diese Form von Wahlkampf an die USA. Dort hatte die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ebenfalls auf eine verstärkte Präsenz in sozialen Medien gesetzt. Harris’ Wahlkampfteam griff immer wieder virale Tiktok-Trends auf und teilte durch Memes und Hashtags gegen den politischen Gegner Trump aus. Zwischendurch ließ das die Umfragewerte der Demokratin nach oben schießen. Gereicht hat es nicht.

Eindeutig gewann Donald Trump am Mittwoch das Electoral College und die Popular Vote. Für viele Amerikanerinnen und Amerikaner war – aktuellen Umfragen zufolge – besonders die Wirtschaft wahlentscheidend. Harris blieb in ihren Wirtschaftsplänen jedoch oft wage und fokussierte sich stattdessen auf das Recht auf Abtreibung und perfekt inszenierte Wahlkampfauftritte. Am Ende halfen ihr weder die hohen Tiktok-Aufrufzahlen noch die Wahlempfehlung von Taylor Swift.

Die Moral der Geschichte ist jedoch nicht, sich wieder von den sozialen Medien abzuwenden. Wie Harris kann auch Habeck durch Popkultur und Memes ein Momentum generieren und sich bessere Umfragewerte verschaffen. Aktuell wäre das ohnehin bitter nötig: Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des „Stern“ zeigt, dass nur 36 Prozent den Kanzlerkandidaten für kompetent halten. Eine Beliebtheitswelle dank eines kurzen Instagram-Reels käme Habeck daher sicherlich gelegen. Danach müssen aber Inhalte überzeugen.

Von Jule Barmwater


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Über den Autor/die Autorin:

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