„Ich bin links-grün versifft“: Was Sebastian Hüller (20) aus Teterow zu den Grünen treibt
Sebastian Hüller stammt aus einem kleinen Dorf bei Sternberg. Weil ihm das Computerspielen irgendwann zu langweilig wurde und der Vater auch Bürgermeister ist, ging er in die Politik. Der 20-Jährige ist Teil einer OZ-Serie über junge Politiker aus Mecklenburg-Vorpommern.
Sebastian Hüller ist Fachinformatiker für Systemintegration. Frei übersetzt bedeutet das, dass der 20-Jährige ein Spezialist für Computer ist – in diesem Fall verantwortlich für die Computertechnik der Stadtverwaltung in Teterow. Hüller ist seit zwei Jahren Mitglied der Partei Bündnis 90 / Die Grünen.
Der PC-Fachmann redet schnell. Wer nicht genau zuhört, hat verloren. „Bei der Tierschutzpartei fehlte mir die Themenvielfalt, deshalb habe ich nach einer größeren Partei gesucht“, berichtet er. Kurz nach seinem 18. Geburtstag trat er bei den Grünen ein, „weil mir dort der Zusammenhang zwischen sozialökonomischen Themen und dem Umweltgedanken gefiel“. Denn „mich interessieren nicht nur das nachhaltige Wirtschaften, sondern gerade auch die sozialen Punkte in der Gesellschaft.“
Der Kampf für eine offene Gesellschaft ist ihm wichtig
Zu den Themen, die ihm am Herzen liegen, gehören: Digitalisierung, Kulturförderung, queere (unter anderem homo-, transsexuelle) Sichtbarkeit und der Kampf für eine offene Gesellschaft. „Einheitliche digitale Systeme für Schulen und Ämter“ fordert der junge Mann. Außerdem beispielsweise Projekte gegen Rechts und Hilfen für Theater und Dorf-Kinos.
Sebastian Hüller redet nicht nur schnell, er ist auch nicht zimperlich bei der Selbstironie. „Ich bin eine linke Socke“, sagt er. Oder: „Ich bin links-grün versifft.“
Aufgewachsen ist Hüller bei Sternberg in dem Dorf Witzin. Als die Ausbildung begann, wurde das Zocken langweilig und das Politische spannend. „Mein Vater ist ehrenamtlicher Bürgermeister – ich habe mich immer öfter mit politischer Arbeit beschäftigt.“ Gerade in der jetzigen Zeit brauche man Ablenkung, meint der Teterower.
„Ich würfel’ gern mit meiner Oma“, erzählt er. Außerdem spielt er Gitarre oder bastelt an Computern. Der Musikgeschmack ist breit – Punk, Rock, Pop, Jazz und Swing. Der 1,84 Meter große Mann hat schon mit allen „politischen Richtungen“ diskutiert, auch mit Rechten und „Reichsbürgern“. „Es ist wichtig, sich nicht abzuschotten und trotz der Unterschiede miteinander zu reden.“ Allerdings habe er eine Grenze. „Sobald Rassismus und Diskriminierung ins Spiel kommen, gibt es keine Basis mehr.“
Sebastian Hüller will mehr für Menschen auf dem Land tun
Wie viel Staat für eine Gesellschaft gut ist, sei stets eine gute Frage, so der Jung-Politiker. „Die Daseinsvorsorge – wie Gesundheit, Bildung oder Rente – sollte im Wesentlichen der Staat absichern.“ Auch einzelne staatliche Befugnisse seien okay, etwa wenn es um Tabakwerbung gehe oder um ethisch vertretbare Arbeitsumfelder. Darüber hinaus könne der Staat Anreize für Themenfelder setzen: Subventionen für erneuerbare Energien oder Plastik-Alternativen.
„Das Ländliche ist in der Politik kein großes Thema“. Das sei schade, meint Hüller. Teilweise gebe es keine Einkaufsmöglichkeiten in kleineren Orten und es fahre häufig nur ein Bus pro Tag. Da müsse mehr getan werden, beispielsweise könnten kleine Läden in den Dörfern gefördert werden.
Dann konzentriert er sich auf das Thema Schule. „Die Bürokratie für Schulen muss vereinfacht werden, gerade im Hinblick auf die Digitalisierung.“ Die Unis „brauchen mehr Lehrstühle fürs Lehrerstudium, um es zu verbessern“. Ebenso sollte die Qualität des Schulessens mehr Niveau bekommen: regionaler, frischer, gesünder.
Von Klaus Amberger