Seite auswählen

Werbung

Hass und Hetze im Netz: Warum Filterblasen Jugendliche anfällig für Fake News machen

Hass und Hetze im Netz: Warum Filterblasen Jugendliche anfällig für Fake News machen
Foto: Julian Christ/Unsplash

Viele junge Menschen verbringen große Teile ihrer Freizeit am Handy. Das Scrollen durch Instagram, TikTok und Co. geschieht oft reflexartig und dient der Ablenkung und Unterhaltung. Der Algorithmus hingegen bleibt hellwach und führt die Nutzende regelmäßig in sogenannte Filterblasen. Dies kann – besonders im Hinblick auf Fake News – zu einer Gefahr werden, erklärt MADS-Autorin Jekaterina.


Als die algerische Boxerin Imane Khelif bei den Olympischen Spielen die Italienerin Angela Carini in nur 46 Sekunden besiegte, geriet ihr sportlicher Erfolg schnell in den Hintergrund. Stattdessen entfachte eine Debatte über ihr Geschlecht – ausgelöst durch
Gerüchte und Fehlinformationen, die sich rasch in rechten Filterblasen auf Plattformen wie X verbreiteten. Innerhalb kürzester Zeit kursierte die falsche Behauptung, Khelif sei eine Transfrau. Laut Correctiv, das sich der Aufdeckung von Desinformation widmet, machten sich in den sozialen Medien schnell Hetzparolen breit: „Männer schlagen Frauen, das ist doch völlig verrückt! Die woke Olympiade der Skandale ist eine Schande“, hieß es dort unter anderem. Wie sich herausstellte, basierten diese Anschuldigungen jedoch ausschließlich auf Falschinformationen.

Mit der Verbreitung von Fake News und Desinformation versuchen Menschen absichtlich falsche Informationen zu streuen, um andere Menschen so gezielt zu täuschen und zu beeinflussen. Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg warnt in ihrem Dossier zu Fake News vor den vielfältigen Akteuren, die Falschmeldungen verbreiten – von kommerziell motivierten Unternehmen über politische Extremisten hin zu Kriminellen, die durch manipulierte Nachrichten versuchen, an persönliche Daten zu gelangen. Die #UseTheNews-Studie zeigt, dass soziale Netzwerke eine entscheidende Rolle bei der Informationsbeschaffung junger Menschen spielen. Der Experte und Medienforscher Jan-Hinrik Schmidt sagt: „Wer versteht, wie soziale Medien funktionieren, kann sich dort sicher bewegen.“

Was sind Filterblasen?

Auf Social-Media-Plattformen ist es relativ einfach, in eine Filterblase zu geraten. Oft passiert es sogar unbewusst. Eine Filterblase entsteht, wenn die Informationen, die dir angezeigt werden, exakt auf deine bisherigen Vorlieben, Ansichten und Aktivitäten
abgestimmt sind. Dies geschieht durch Algorithmen, die analysieren, welche Inhalte dir gefallen. Das Ziel ist es, dich möglichst lange auf der Social-Media-Plattform zu halten.

Der Begriff „Filterblase“ wurde von dem amerikanischen Politaktivisten Eli Pariser geprägt. In seinem Buch „Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden“ untersucht er, wie personalisierte Algorithmen in sozialen Medien und Suchmaschinen Nutzerinnen und Nutzer in eine Informationsblase einschließen, die ihre Sicht auf die Welt einengt. Innerhalb dieser Blasen werden Fake News oft wiederholt und bestätigt, wodurch sie glaubwürdiger erscheinen, als sie tatsächlich sind. Dieser Effekt wird durch den sogenannten Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) verstärkt – das Phänomen, bei dem Menschen dazu neigen, Informationen eher zu glauben, die ihre bestehenden Überzeugungen stützen.

Warum Jugendliche besonders gefährdet sind

Desinformation ist zu einem dauerhaften Problem unserer Gesellschaft geworden. Immer häufiger vermischt sich der eigene Feed mit Falschnachrichten, die oft täuschend echt erscheinen. Eine Langzeituntersuchung der DAK-Gesundheit und des
Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigt
, dass aktuell etwa 360.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland Social-Media-Plattformen in einem Ausmaß nutzen, das Suchtkriterien erfüllt. Insgesamt nutzen 24,5 Prozent der 10- bis 17-Jährigen Social-Media-Dienste wie Tiktok, Instagram oder Whatsapp auf riskante Weise, was etwa 1,3 Millionen jungen Menschen entspricht – dreimal so viele wie vor der Pandemie. Obwohl die durchschnittliche tägliche Nutzungszeit der Social-Media-Plattformen leicht gesunken ist, verbringen Jugendliche immer noch 150 Minuten an Schultagen und 224 Minuten an Wochenenden online.

Die Bedeutung von Nachrichtenkompetenz

Um zu beurteilen, ob eine Nachricht wahr ist, reicht es nicht, sie einfach zu lesen. Es erfordert spezifische Fähigkeiten, um ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen. Diese Fähigkeiten, die Teil der sogenannten Nachrichtenkompetenz sind, lassen sich in zentrale
Aspekte unterteilen:

Quellen-Check: Wer steckt hinter dem Inhalt? Sieh dir die Profile der Personen, Organisationen oder Medienanstalten an, die den Inhalt posten. Bei offiziellen Accounts oder vertrauenswürdigen Quellen sind oft Verifizierungsmarken zu sehen. Gibt es Quellenangaben und können diese überprüft werden?

Fakten-Check: Wird das Thema auch in anderen Medien behandelt? Wie wird es dort dargestellt? Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Information aktuell ist und nicht aus dem Kontext gerissen wurde.

Mit Google Reverse Image Search (images.google.com) oder TinEye (tineye.com) lassen sich Bilder und Videos auf ihre Ursprünge zurückverfolgen. Diese Tools ermöglichen es, herauszufinden, ob ein Bild bereits in einem anderen Zusammenhang verwendet oder möglicherweise mit Künstlicher Intelligenz generiert wurde. Außerdem gibt es Faktenchecker-Websites. Die genannten Websites sind spezialisierte Faktencheck-Plattformen, die gezielt Informationen überprüfen und Falschmeldungen entlarven.

Hintergründe verstehen: Wie funktionieren digitale Medien? Welche Mechanismen stecken hinter Social-Media-Plattformen wie Instagram und Tiktok, die unsere Feeds steuern? Es ist wichtig, sich stets bewusst zu machen: Algorithmen auf diesen Plattformen analysieren unser Verhalten in Echtzeit – welche Inhalte wir liken, teilen oder länger betrachten – und passen die angezeigten Beiträge entsprechend an.

Von Jekaterina Jalunina


Lies auch:



Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

Poste einen Kommentar:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert