Games-Referat abgeschafft: Was wird aus dem Gaming-Standort Deutschland?
Das eigenständige Games-Referat im Bundeswirtschaftsministerium wird abgeschafft. Kritikerinnen und Kritiker fürchten, dass die Games-Branche in Deutschland künftig an Relevanz verliert.
Das Bundeswirtschaftsministerium schafft sein eigenständiges Games-Referat ab und integriert es in das neue Referat „Kultur- und Kreativwirtschaft/Games“. Das bestätigte das Ministerium auf eine Anfrage des Magazins „Games Wirtschaft“. Für die Entscheidung hagelte es bereits scharfe Kritik, unter anderem vom Bundesverband der deutschen Games-Branche und vom Deutschen Kulturrat. Denn was sich viele nun fragen: Welche Auswirkungen wird die Entscheidung künftig auf den Gaming-Standort Deutschland haben?
Erst 2021 wurde das Games-Referat im damaligen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gegründet, um Deutschlands Gaming-Politik auf EU-Ebene zu fördern und voranzutreiben. Zugleich ist die Aufgabe des Referats die Vergabe des Deutschen Computerspielpreis, die Koordination der millionenschweren Games-Förderung des Bundes sowie die Umsetzung der „Games-Strategie für Deutschland“. Darin ist beispielsweise festgelegt, dass Deutschland als Leitmarkt für Computerspiele etabliert werden soll. 2022 wechselte die Abteilung dann in das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Entscheidung erntet scharfe Kritik
Der Deutsche Kulturrat kritisierte die Entscheidung scharf und argumentierte, dass die Ampel-Koalition entgegen ihrer Aussage, den Gaming-Standort Deutschland zu stärken, handeln würde. Auch der Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Games-Branche, Felix Falk, kritisiert das Ende des eigenständigen Referats deutlich.
In seinem Statement heißt es: „Es muss endlich darum gehen, die Relevanz von Games anzuerkennen und die wirtschaftlichen und kulturellen Potenziale der Games-Branche und ihrer Technologien zielgerichtet für Deutschland zu nutzen, wie es in der Games-Strategie des Bundes selbst beschrieben ist. Stattdessen droht sich die Bundesregierung dem Vorwurf vergessen geglaubter Zeiten auszusetzen, in denen Games gegenüber anderen Kulturformen systematisch benachteiligt wurden.“ Und weiter: „Games als dem größten und dynamischsten Medien- und Kulturbereich dies wieder zu verwehren, ist ein verheerendes Signal.“
Games-Referat: 33 Millionen Euro Förderung noch ausstehend
Derzeit ist zudem unklar, wann und wofür das 33 Millionen Euro schwere Förderbudget, das für Games im Haushalt der Kulturstaatsministerin Claudia Roth für 2024 bereits eingeplant worden ist, vergeben wird – denn das ist bisher noch nicht geschehen. Daher erklärt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates: „In der nächsten Legislaturperiode muss endlich Klarheit geschaffen werden, wo die Zuständigkeit für die Games-Förderung liegt, im Wirtschaftsministerium oder bei der Kulturstaatsministerin. Doch jetzt geht es zuerst darum, die zugesagten Förderungen an die Branche endlich zu vergeben und die politische Bedeutung der Games nicht auch noch abzusenken.“
Die Bundesregierung fremdelt leider mit der Gameswirtschaft, obwohl doch gerade hier große Wachstumspotenziale liegen. Das @BMWK will das eigenständige Gamesreferat auflösen und die @BundesKultur lässt die Games-Förderung nicht anlaufen.
— Olaf Zimmermann (@olaf_zimmermann) July 9, 2024
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Dass das Fördergeld gerne genutzt wird, bewies unter anderem ein Annahmestopp, den das BMWK aufgrund der hohen Nachfrage schon im Mai 2023 aussprechen musste, da bereits zu diesem Zeitpunkt die Mittel für 2023 und 2024 vollkommen ausgeschöpft waren.
Auswirkung auf die Gamescom?
Weiterhin ist unklar, wie sich die Entscheidung auch auf die Gamescom, die weltweit größte Computerspielemesse, die jedes Jahr im August in Köln stattfindet, auswirken wird. Das BMWK ist seit 2022 auf der Messe vertreten und tritt auch als Sponsor auf. Im Jahr 2023 eröffnete Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zudem die Messe.
Von Josefine Battermann
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