Endlich wieder Bundesliga! Mit der besten zweiten Liga aller Zeiten?
Am Freitag startet die zweite Bundesliga in eine neue Saison. Und pünktlich zum 50-jährigen Bestehen des deutschen Unterhauses wird mal wieder mit dem Motto „Die beste zweite Liga aller Zeiten“ geworben. Aber ist diese zweite Liga wirklich die beste aller Zeiten? Ein Kommentar.
Die Dichte an Traditionsvereinen in dieser Saison ist beachtlich. Alleine neun Gründungsmitglieder der Fußball-Bundesliga spielen diese Saison in Liga zwei, und 15 der 18 Teams haben mindestens eine Saison in der Beletage des deutschen Fußballs gespielt. Insgesamt sind 38 deutsche Meister in der zweiten Liga vertreten und mit dem 1. FC Köln sogar der erste Bundesliga-Meister überhaupt. Mehrere DFB-Pokal-Sieger und Gewinner internationaler Titel wie der Hamburger SV, der den Vorgängerwettbewerb der Champions League in den 80er-Jahren gewinnen konnte, sind dabei. Diese Vereine bringen aufgrund ihrer Historie eine enorme Fanbasis mit, aber zeitgleich auch eine gewisse Erwartungshaltung, endlich wieder in die erste Liga aufzusteigen.
Jede Menge Tradition in der zweiten Liga
Die vielen Traditionsvereine mit ihren treuen Fans geben ein Gefühl, das in der heutigen kommerzialisierten Welt des Fußballs nur noch selten erzeugt wird. Hier stehen Leidenschaft, Kampfgeist und der pure Wille, sich durchzusetzen, noch im Vordergrund. Der Zweitliga-Fußball hat etwas Ehrliches und Bodenständiges. Etwas, was in der ersten Liga durch Vereine wie RB Leipzig, die TSG Hoffenheim oder auch den VfL Wolfsburg verloren gegangen ist. Clubs, die ohne einen Mäzen oder Unternehmen als Investoren nie auf dieses Niveau gekommen wären. Am Ende sind es weniger die Mannschaften, sondern vor allem die Fans, die diese Liga ausmachen.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Bezeichnung „beste zweite Liga aller Zeiten“ auch eine Marketingstrategie der Medienunternehmen und der DFL ist, um die zweite Liga noch besser vermarkten zu können. Superlative, um mehr Zuschauende zu gewinnen, die die Einschaltquoten erhöhen, damit mehr TV-Gelder generiert werden können. Auch die zweite Bundesliga ist trotz aller Tradition natürlich ein Produkt, mit dem Gewinn gemacht werden soll.
Ausgeglichener und unberechenbarer als je zuvor
Die Qualität der Mannschaften ist im Vergleich der vergangenen Jahre durchaus gestiegen. Nicht umsonst meldet fast die Hälfte der Liga Aufstiegsambitionen – manche leiser und andere lauter. Daher ist die Unberechenbarkeit der zweiten Bundesliga ein Trumpf, den die Medien gerne ausspielen. Jeder kann jeden schlagen. In kaum einer anderen Liga gab es in den vergangenen Jahren so viele Überraschungen und unerwartete Wendungen. St. Pauli, Kiel und Düsseldorf standen am Ende der jüngsten Saison vor großen Namen wie Schalke, Hertha und Hamburg. Da waren ein sehr stabiler Aufsteiger aus dem beschaulichen Elversberg oder eine am Anfang starke Kogge aus Rostock, die nach Spieltag vier noch auf Platz zwei standen und am Ende doch abgestiegen sind. Aufstiegsfavoriten aus Gelsenkirchen, die zum Abstiegskandidaten wurden und die Achterbahnsaison des 1. FC Kaiserslautern vom Beinahe-Absteiger zum Pokalfinalisten. Diese Unvorhersehbarkeit macht die Liga so spannend, und lässt die Vorfreude auf die kommende Saison steigen.
Wenn man sich die Ausgangslage anschaut, verspricht die kommende Saison eine der spannendsten und hochwertigsten in der Geschichte der zweiten Bundesliga zu werden. Ob sie tatsächlich die beste aller Zeiten wird, wird sich zeigen. Sicher ist jedoch, dass jeder Fußballfan mit Vorfreude auf das kommende Wochenende blickt und direkt zu Beginn mit Köln gegen Hamburg am Freitag um 20.30 Uhr im Rhein-Energie-Stadion ein echtes Topspiel als Einstieg bekommt.
Von Luca Stentzel
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