Eifersucht in der Beziehung: Woher kommt sie und wie geht man richtig mit ihr um?
Eifersucht ist eine schmerzhafte Emotion – die geballte Ladung Angst, Traurigkeit und Wut. Eifersüchtige Menschen können aber lernen, in einer Beziehung mit ihren Gefühlen umzugehen. Wie das gelingt und was auch ihre Partner tun können, erklärt Beziehungsberaterin Eva-Maria Zurhorst.
„Er flirtet immer nur rum“ oder „Sie schreibt ganz sicher mit anderen Männern“ sind Gedanken, die eifersüchtigen Menschen bekannt vorkommen dürften. In einer Beziehung wird Eifersucht schnell zum Streitthema: Der Eifersüchtige ist sauer auf seinen Partner, der wiederum sein Verhalten nicht nachvollziehen kann. Doch warum ist Eifersucht überhaupt so eine starke Emotion?
Ängste, Unsicherheiten und geringes Selbstwertgefühl – die Gründe der Eifersucht
„Eifersucht ist meist ein Resultat von eigenen Unsicherheiten oder einem schlechten Selbstwertgefühl“, die Autorin, Vortragsrednerin, und Beziehungsberaterin sagt Eva-Maria Zurhorst. Betroffenen plagt oft das Gefühl, dass ihr Partner einen anderen Menschen mehr liebt als sie. Ein anderer Mensch muss aber nicht immer der Grund der Eifersucht sein: Der Job und die Familie des Partners können genauso gut eifersüchtig machen. Etwa, wenn das Gefühl besteht, dass der Partner viel mehr Zeit in den Job investiert oder dass er immer nur das tut, was die Familie ihm sagt. „Auch Lebenserfahrungen spielen eine Rolle: Wenn der Partner häufig mit anderen geflirtet hat, dann wird man auch bei der nächsten Party ein unwohles Gefühl haben“, sagt Zurhorst.
Liebeskummer: Was wirklich hilft!
„Auf der Gefühlsskala ist Eifersucht ganz weit oben. Es ist ein schreckliches Gefühl, unter dem man richtig leiden kann“, sagt die Beziehungsberaterin. Angst, Wut und Anspannung kommen auf einmal alle zusammen und sorgen für eine regelrechte emotionale Explosion. „Das schlimme ist, dass Betroffene nichts konkretes haben: Wenn man sich mit dem Partner streitet, ist man sauer auf den Partner. Wenn man aber eifersüchtig ist, hat man nur Vermutungen und Ängste, die man allerdings nicht beweisen kann“, sagt Zurhorst.
“Bei Eifersucht ist das A und O: Ängste eingestehen. Die Wahrheit muss auf den Tisch kommen.”
Eva-Maria Zurhorst
Loslassen können: Eifersüchtige Menschen sollten an Selbstwertgefühl arbeiten
Wie gehen Eifersüchtige mit ihren starken Gefühlen richtig um? Und wie geht man umgekehrt mit der Eifersucht des Partners um? „Man sollte sich immer vor Augen führen: Der einzige, den ich ändern kann, bin ich selbst“, rät Zurhorst. „Bei Eifersucht ist das A und O: Ängste eingestehen. Die Wahrheit muss auf den Tisch kommen.“ Dazu gehören alle Gefühle, Leiden und Ängste zu äußern, die einem durch den Kopf gehen. Denn Unsicherheiten und Ängste sind oft die Ursachen der Eifersucht. Ein erster Schritt könnte beispielsweise sein, das Selbstwertgefühl zu verbessern. „Dabei helfen zum Beispiel Dinge, die einem Spaß machen und in denen man gut ist“, sagt Zurhorst. Für die nächste Party mit dem Partner könne man sich etwa auch vornehmen, sich nicht auf das vermeintlich Flirt-Verhalten seines Freundes oder seiner Freundin fixieren – und sich stattdessen darauf konzentrieren, selbst Spaß zu haben.
Ein ganz wichtiger Faktor ist laut Zurhorst zudem, loslassen zu können: „Eifersüchtigen Menschen hilft es, wenn sie lernen Abstand zu nehmen und das Verhalten des Partners nicht persönlich zu nehmen“, sagt Zurhorst. Denn Unsicherheiten zeigen sich häufig auch beim Partner – nur in anderer Art und Weise. „Oft haben auch die Partner von Eifersüchtigen auch ein schlechtes Selbstwertgefühl. Sie sind dann ständig auf der Suche nach Anerkennung und brauchen die Bestätigung von anderen“, weiß Zurhorst. Das löse noch mehr Eifersucht aus. Oft kann der Partner auch beim Job nicht nein sagen und widmet sich mehr ihm, als seiner Freundin oder seinem Freund.
Partner von eifersüchtigen Menschen sollten ihre Gefühle eingestehen – und mit Freunden reden
Auf der anderen Seite der Medaille sind die Partner, die nicht so richtig wissen, wie sie auf die Eifersucht reagieren sollen – und sich gar unfair behandelt fühlen. Sie reagieren dann mit Gedanken wie „Was will die von mir?“ Denn er kann die starken negativen Gefühle nicht nachempfinden, die der eifersüchtige Partner durchlebt. Im Gegenteil: Für ihn ist die ständige Anerkennung ein gutes Gefühl. Auch hier hilft es, sich die eigenen Gefühle einzugestehen: „Dann kann man seinem Partner etwa erklären, dass man Angst vor zu viel Nähe hat oder selbst unsicher ist und daher Anerkennung sucht“, rät Zurhorst. Wenn die Eifersucht zu einem massiven Problem geworden ist, sollte man sich mit einem Freund ehrlich darüber austauschen. „Außenstehende können einen auf die Dinge hinweisen, die man vielleicht selbst nicht sieht“, sagt Zurhorst. Etwa, dass man den Partner eifersüchtig macht, wenn man ständig mit anderen flirtet.
Partner nicht absichtlich Eifersüchtig machen – „geht immer nach hinten los“
Wer seinen Freund oder seine Freundin absichtlich eifersüchtig machen möchte, sollte das besser sein lassen. „So etwas geht immer nach hinten los“, betont Zurhorst. Grundsätzlich will man mit so einem Verhalten bezwecken, dass der Partner einem mehr Anerkennung schenkt. „Es ist im Grunde genommen ein Schrei nach mehr Nähe und mehr Bindung“, sagt Zurhorst. Dadurch mache man aus der Beziehung aber ein Spiel: „Eine Beziehung braucht aber richtige Nähe – für Liebe sollte man sich nicht so anstrengen müssen“, betont Zurhorst. „Dadurch verliert die Beziehung außerdem nur an Halt. Denn so schaukeln sich beide gegenseitig hoch, an dem eigentlichen Problem ändert sich jedoch nichts.“
Von Ben Kendal/RND