DIY: So leicht könnt ihr Geschenke aus Papier selbst basteln
Papier ist mehr als ein Wegwerfprodukt: Mit der richtigen Anleitung und etwas Übung lassen sich aus alten Zeitungen und Büchern schöne Wohnaccessoires und Geschenke basteln. Produktdesignerin Christiane Hübner zeigt, wie es geht.
Papier umgibt uns alle – wir lesen darauf, wir verpacken damit, wir malen darauf, wir bedrucken es und notieren uns wichtige Dinge darauf. Kurzum: Papier ist aus unserem Alltag kaum wegzudenken, es ist allgegenwärtig. Kein Wunder also, dass unser Papierkonsum enorm ist und das Material gleichzeitig massenhaft im Müll landet. Doch das muss nicht sein: Papier ist mehr als Altpapier – es lässt sich prima weiterverwenden und upcyclen. Hier zwei schöne Ideen:
Lampenschirm: Mit alten Buchseiten zu neuem Licht
Es werde Licht – aber bitte nicht zu grell. Wer auf einfache und günstige Art und Weise seine Deckenleuchte verschönern will, liegt mit diesem Lampenschirm genau richtig. Das Objekt ist schnell gemacht und je nach Wahl des Papiers individuell gestaltet. Statt der Motte kann man auch andere Tiere ausschneiden, die zum Licht fliegen.
So geht’s: Jeweils fünf Buchseiten mithilfe der Nähmaschine im Zickzackstich zusammennähen (Abb. 1). Den oberen Rand, zur Verstärkung, zweimal nach hinten falten. Dieser Papierfalz wird zum Abstandshalter. Die konische Form der zwei Lampenschirmhälften zuschneiden und mit der Nähmaschine zusammennähen (Abb. 2). Die Motte aus schwarzem Papier ausschneiden (Abb. 4) und innen in den Lampenschirm einkleben. Aus der Graupappe einen Kreis mit einem Durchmesser von 14 Zentimetern schneiden und in der Mitte ein Loch einschneiden (Abb. 3). Das Kabel durch das Loch führen und die Fassung anschließen. Den Pappkreis mit Fassung in den Lampenschirm schieben und am Papierfalz ausrichten (Abb. 3).
Das wird gebraucht: 10 Buchseiten, Graupappe (Stärke 1 mm, 15 mal 15 cm), 1 Blatt Papier (schwarz), 1 Fassung (E27), 1 Kabel, Lineal, Cutter, Schere, Klebestift, Schneideunterlage, Nähmaschine.
Geschenktüten: Schöne Verpackungen aus altem Papier
Wer kennt das nicht: Manchmal ist die Verpackung schöner als der Inhalt. Bei diesen Geschenktüten steht man ganz sicher vor der Frage, ob man sie überhaupt öffnen oder doch lieber noch eine Weile betrachten möchte – so schön sind sie. Beim Basteln kann man sich überlegen, ob man das Papier wie hier zusätzlich noch bedruckt.
So geht’s: Das Papier zu einem Schlauch verleimen (Abb. 1 u. 2). Die untere Seite nach oben falten und wieder öffnen (Abb. 3). Die beiden unteren Ecken im 45-Grad-Winkel falten und wieder öffnen (Abb. 4). Den ersten Falz wieder falten und hierbei die Dreiecke zur Mitte drücken (Abb. 5). Die kurzen geraden Seiten des Bodens in die Mitte falten, sodass sie sich überlappen, und mit Leim verschließen (Abb. 6 u. 7).
Das wird gebraucht: Große Buchseite (z. B. das Inhaltsverzeichnis von einem alten Atlas), Cutter, Lineal, Falzbein, Leim.
Aus Alt mach Neu: Interview mit der Papierexpertin Hübner
Für Christiane Hübner gibt es kaum ein faszinierendes Material als Papier. Kein Wunder also, dass die Wiesbadenerin gerade ein ganzes Buch darüber geschrieben hat: In „Schönes Papier. Falten, schneiden, drucken“ gibt die Architektin und Produktdesignerin etliche kreative Tipps, was man aus Papier alles machen kann. Mehr über Hübners Arbeiten erfährt man auf der Internetseite ihres Labels Renna Deluxe. Im Interview verrät sie, was man beim Arbeiten und Basteln mit Papier beachten sollte.
Ob als Buch oder Zeitung, als Verpackungsmaterial oder Notizzettel – für viele ist Papier ein schnödes Wegwerfprodukt. Für Sie ist es das beste Material, das es gibt. Warum?
Papier ist einfach ein toller Werkstoff. Man hat eine weiche, biegsame Fläche, aus der man mit ein paar gezielten Faltungen einen stabilen Körper bilden kann.
Wie haben Sie Papier für sich entdeckt?
Ich hatte schon immer eine persönlich Affinität zu Papier. Mein Großvater war Buchhändler, Papier war bei uns zu Hause demnach immer sehr präsent. Bereits als Kind habe ich viel kreativ gearbeitet. Mein Vater war Ingenieur, meine Mutter Bildhauerin, ihr Atelier stand uns Kindern immer offen. Später habe ich dann Architektur und Produktdesign in Weimar studiert.
Sie haben ein Buch darüber geschrieben, was man alles mit Papier machen kann, außer darauf herumzukritzeln. Was denn zum Beispiel?
Man kann schöne dekorative Dinge daraus schaffen, aber auch jede Menge nützliche Gegenstände: von schmückenden Wandobjekten aus Pappkarton über praktische Serviettenringe aus Zeitungspapier oder Messerblöcke aus alten Büchern bis hin zu Kosmetiktaschen aus gebrauchten Milchtüten.
Was kann Papier, was andere Materialien nicht können?
Papier hat den Vorteil: Es ist immer verfügbar. Es gibt unzählige Bücher, die sind so alt, dass sie sich niemand mehr anschaut. Die verstauben, weil sie in Fraktur geschrieben sind, was niemand mehr lesen kann, oder weil die Themen darin nicht mehr interessant sind. All diese Bücher sind schöne Geschöpfe, werden aber nicht mehr beachtet. Ich gebe ihnen eine neue Wertigkeit, indem ich Lampenschirme, Körbe oder Wanduhren daraus bastele. Das Ergebnis: Die Bücher landen nicht im Altpapier, sondern erhalten ein zweites Leben und werden wieder wahrgenommen.
Ist es wichtig, den Fokus dabei auf schönes Papier zu legen?
Nein. Jedes Papier ist schön. Jedes Papier hat seinen Charakter und seine Faszination. Vergilbtes Papier hat eine andere Anmutung als Papier, das schneeweiß ist. Zeitungspapier fühlt sich anders an als die Seiten aus Hochglanzmagazinen. Bei mir landet nichts so einfach im Müll. Ob Bingokarte, Kaugummipapier oder handgeschöpftes Papier aus Japan – ich sammele erst einmal alles und lasse mich dann davon inspirieren.
Ist das Basteln mit Papier schwierig? Worauf sollte man dabei achten?
Man braucht ein wenig handwerkliches Geschick, aber man muss kein Profi sein. Viele Projekte lassen sich auch mit Kindern umsetzen. Das Wichtigste dabei ist, dass man sorgfältig arbeitet. Und das man Ausdauer zeigt, denn manche Faltobjekte sind echte Fleißarbeit. Aber das Tolle ist: Wir sind umgeben von Papier, das Material ist immer verfügbar, man kann viel üben. Ich rate sogar, ein Projekt erst einmal mit Schmierpapier auszuprobieren, bevor man sich mit „gutem“ Papier an die finale Version macht.
Braucht man bestimmtes Material?
Für den Anfang reichen Schere, Schneidunterlage, Bleistift und Lineal. Also alles Dinge, die man zu Hause hat. Wer präziser arbeiten will, kauft sich noch ein Cuttermesser, ein Falzbein und etwas Buchbinderleim dazu. Wenn man ein paar Spielregeln einhält, ist auch das Arbeiten mit Leim nicht schwer.
Von RND/Sophie Hilgenstock