Die erste bisexuelle Bachelorette: Bildungsauftrag für Hetero-Männer
In der aktuellen Staffel „Die Bachelorette“ kämpfen erstmals nicht nur Männer, sondern auch Frauen um das Herz der Bachelorette Stella. Die erste bisexuelle Teilnehmerin will mit Stereotypen brechen. MADS-Autorin Jule glaubt, dass diese Staffel für mehr Umdenken sorgen könnte als Formate wie „Princess Charming“. Ein Safe Space für queere Menschen ist diese Staffel aber nur bedingt.
„Heteronormale Beziehung?“, fragt Martin. Er ist Kandidat der diesjährigen Staffel der „Bachelorette“ und sichtlich überfordert. Gerade hat er zum ersten Mal das Wort heteronormativ gehört. Stella, die Bachelorette 2024, erklärt bei der ersten Nacht der Rosen, dass es für sie mehr Optionen bei Beziehungsformen gebe als die klassische monogame Beziehung zwischen Mann und Frau. Dabei war das TV-Format „Die Bachelorette“ jahrelang genau das: heteronormativ. Junge hübsche Frau sucht starken Mann fürs Leben. In diesem Jahr ist das anders, denn auch Frauen sind als Kandidatinnen dabei. Die männlichen Kandidaten erfahren von dieser Programmänderung jedoch erst beim Einzug der Frauen in die Villa.
Frauen bei der Bachelorette: Für einige Kandidaten eine Bedrohung
Die Begeisterung hält sich bei einigen in Grenzen. „Da prallen zwei verschiedene Welten aufeinander“, konstatiert Bennett, der es in den diesjährigen Cast geschafft hat. Sein Mitstreiter Musty gibt sich besorgt: „Das Problem könnte sein, dass die Männer jetzt untergehen in der ganzen Geschichte.“ Ironischerweise sind es jedoch die Männer, die in der Überzahl sind – und das, obwohl Stella ihre Anziehung zu Männern und Frauen in der Sendung mit einem 50:50-Verhältnis beschreibt. 15 Männer gegen fünf Frauen spiegelt das wohl kaum wider.
Trotz ihrer Unterzahl sorgen die Frauen für ordentlich frischen Wind in der Villa und stoßen die eine oder andere Debatte an. Einige Männer scheint das stark herauszufordern. So wirft Martin gar die Frage in den Raum, ob sich die anderen Männer mit dem Wissen, dass die Bachelorette bisexuell ist, trotzdem beworben hätten. „Wir haben ja eigentlich mit diesem Bereich nichts zu tun“, meint Kandidat Bennett in einem Gespräch mit Mitstreiterin Luna.
Queerness im sonst so heteronormativen Format
Das ist jedoch genau der springende Punkt, weshalb die aktuelle Staffel der „Bachelorette“ für mehr Umdenken sorgen könnte: Queerness findet nicht mehr nur bei explizit queeren Formaten wie „Princess Charming“ statt. Mit Blick auf die vergangenen Staffeln der Bachelorette kann außerdem davon ausgegangen werden, dass die Zielgruppe der Show eine andere ist als beispielsweise bei „Princess Charming“. So werden nun Themen wie Queerness und verschiedene Beziehungsformen an die Menschen herangetragen, die sich sonst vielleicht eher weniger damit auseinandersetzen.
„Princess Charming“ vs. „Die Bachelorette“
Das ist ein großer Kontrast zum Charming-Format, das vor allem von der queeren Community selbst geschaut wird. Durch diese Abschirmung scheint die Sendung aber auch ein Safe Space für queere Menschen zu sein. Hier müssen viele Problematiken gar nicht erst erklärt werden, und alle wissen, was heteronormativ bedeutet.
Die Kandidatinnen bei der aktuellen „Bachelorette“-Staffel scheinen hingegen einen klaren Bildungsauftrag zu haben. Immer wieder weisen sie auf sensible und inklusive Sprache hin und kontern Sprüchen wie „Ihr könnt ja für uns kochen“. Kandidatin Leila klärt in der Villa außerdem über den Unterschied zwischen polyamoren und offenen Beziehungen auf.
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„Ich merke schon, dass da bei einigen Kandidaten ein kleiner Bildungsauftrag nötig ist“, bemerkt sie im Anschluss. Fraglich ist daher, ob es bei einer solchen Dynamik am Ende mehr um die Aufklärung heterosexueller Männer oder um die Repräsentanz queerer Liebe geht.
Die Bachelorette-Staffel läuft noch bis zum 4. November immer montags bei RTL+.
Von Jule Barmwater
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