Der steinige Weg zum Führerschein: Tipps für angehende Fahrschüler
Viele junge Menschen fiebern jahrelang darauf hin, endlich den Führerschein in den Händen zu halten und so ein großes Stück unabhängiger zu werden. Doch bis dahin ist es oft ein weiter Weg.
Der Wunsch nach dem Führerschein in Deutschland ist weiterhin ungebrochen. 2023 wurden 1,97 Millionen theoretische und 1,77 Millionen praktische Fahrprüfungen in Deutschland abgelegt – ein neues Rekordhoch. Allerdings sind mit den Prüfungen auch die Durchfallquoten rasant gestiegen. Rund 42 Prozent sind im vergangenen Jahr durch die Theorieprüfung gefallen, so der ADAC. Viele junge Menschen sehnen sich zwar lange danach endlich alleine Auto fahren zu können, um unabhängiger und flexibler zu werden, der Weg dahin stellt viele jedoch vor enorme Herausforderungen.
1. Überhöhte Kosten für Führerschein
Dass der Führerschein keine günstige Anschaffung ist, wundert niemanden. Die schlechte Nachricht: Er wird von Jahr zu Jahr teurer. Eine pauschale Summe für den Erhalt der Fahrerlaubnis gibt es nicht, da diese je nach individuell benötigter Fahrstunden schwankt. Die Kosten belaufen sich in der Regel aber auf eine Summe zwischen rund 2500 und 4500 Euro, so der ADAC. Mehrkosten verursacht vor allem ein Nichtbestehen der praktischen Prüfung.
Der Führerschein ist und bleibt teuer, daran ist wenig zu ändern. Vor der Anmeldung in der Fahrschule ist es jedoch sinnvoll, sich einige Angebote von verschiedenen Fahrschulen der Gegend einzuholen, um die Preise der einzelnen Fahrstunden, Sonderfahrten und der Grundgebühr zu vergleichen. Zudem gibt es in einigen Fahrschulen die Möglichkeit auf einen Rabatt, sofern im Voraus eine Anzahlung stattfindet.
2. Lange Wartezeiten bei Behörden
Vor dem Ablegen der Prüfung, ob theoretisch oder praktisch, muss ein sogenannter Antrag auf Ersterteilung einer Fahrerlaubnis in der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde genehmigt werden. Diese Genehmigung kann sich ganz schön ziehen. Ungefähr sechs bis acht Wochen sollte man für die Erteilung einplanen, oft dauert es noch länger. Erst danach kann eine Anmeldung beim TÜV zum Ablegen der Prüfungen vorgenommen werden. Auf einen Prüfungstermin zu warten kann dann, je nach Auslastung der Prüfstelle, auch noch mal einige Wochen dauern. Bis zum Erhalt des Führerscheins sollte man also etwas Zeit einplanen und sich lieber früher als später in der Fahrschule anmelden.
Einen konkreten Weg zum Umgehen der Wartezeit gibt es nicht. Allerdings raten einige Fahrschulen dazu, den Antrag nicht über die Fahrschule an die Behörde zu senden, da so die Bearbeitung oft noch länger dauert. Stattdessen kann man den Antrag selbst bei der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde abgeben, oft wird dieser dann schneller bearbeitet – versprechen könne man aber auch hier nichts.
3. Der fragwürdige Fahrlehrer
Grenzwertiges bis grenzüberschreitendes Verhalten kann auch im Fahrschulauto vorkommen. Viele kennen wohl mindestens eine Person, die aus ihrer Fahrschulzeit einige durchaus fragwürdige Dinge zu berichten hat – ob sexistische oder rassistische Kommentare im Theorieunterricht, anzügliche Bemerkungen während der Fahrstunde oder unangebrachte Berührungen bis hin zu sexuellen Übergriffen. Wichtig zu sagen ist jedoch: Konkrete Zahlen gibt es nicht. Es fehlen allerdings auch Anlaufstellen, was zu Hilflosigkeit der Betroffenen führen kann. 2023 machte der Satiriker Jan Böhmermann erstmals vor größerem Publikum auf das Problem aufmerksam.
Besonders das offensichtlich herrschende Machtgefälle, die Nähe im Auto und die Abhängigkeit der Lernenden von der Fahrlehrerin oder dem Fahrlehrer erleichtern Übergriffe für Täterinnen und Täter. Es erfordert eine Menge Mut, solche Vorfälle und Probleme anzusprechen oder gegebenenfalls sogar zur Anzeige zu bringen. Daher ist es verständlich, wenn Betroffene das zunächst nicht möchten oder es einfach nicht schaffen. Allerdings ist das ein wichtiger Schritt, sich selbst zu schützen und zukünftige Schülerinnen und Schüler vor ähnlichen Erfahrungen zu bewahren.
In schwerwiegenderen Fällen sollte ein Wechsel des Fahrlehrers oder der Fahrlehrerin das Ziel sein. Generell gilt: Wenn man sich grundsätzlich nicht wohlfühlt, werden vermutlich auch die Leistungen darunter leiden, und so wird die eh schon strapaziöse Zeit nur noch weiter in die Länge gezogen.
4. Unverhältnismäßig viele Fahrstunden
Es kann vorkommen, dass Fahrschulen versuchen, mehr Fahrstunden als nötig zu verkaufen. Dabei ist allerdings grundsätzlich erst einmal zu beachten, dass die Fahrlehrerin oder der Fahrlehrer eine Ausbildung abgeschlossen hat und am besten einschätzen kann, wie viele Stunden zum erfolgreichen Ablegen der Prüfung benötigt werden.
Um allerdings eine unnötig lange Zeit zwischen der ersten Fahrstunde und der Prüfung zu verhindern, kann die Lösung sein, mit den praktischen Fahrstunden erst nach dem erfolgreichen Abschluss der Theorieprüfung anzufangen. So lässt sich verhindern, dass Monate zwischen der ersten Fahrstunde und der Prüfung liegen, in denen regelmäßig Fahrstunden stattfinden müssen, um das Gelernte nicht zu vergessen.
5. Nervosität vor der Prüfung
87,8 Prozent der Deutschen hatten Studien zufolge schon einmal Prüfungsangst. Man kann sich zunächst also sicher sein, dass man mit seiner Angst nicht alleine ist. Natürlich ist eine Fahrprüfung mit hohem Druck und bei Durchfallen auch mit Mehrkosten verbunden. Doch am Ende ist es auch nur ein weiterer Test. Fällt man durch die Prüfung, kann man es bereits nach zwei Wochen erneut probieren.
Expertinnen und Experten haben einige wichtige Tipps gegen Prüfungsangst zusammengestellt.
- Alle möglichen Szenarien im Kopf vorstellen und visualisieren, so wird man in der Prüfung weniger von unerwarteten Szenarien verunsichert, da man sich diese im besten Fall schon ausgemalt hat.
- Kein Stress vor der Prüfung, so könnt ihr euch ganz auf euch fokussieren.
- Ablenken: zum Beispiel durch einen kleinen Spaziergang oder Sport, um Stress abzubauen.
- Erfolge bewusst machen: Ihr seid schon so gut, dass eure Fahrlehrerin oder euer Fahrlehrer euch eine Prüfung zu traut, dann könnt ihr das auch.
- Negative Emotionen akzeptieren: So werden Angstgefühle weniger hemmend.
- Atemübungen, wie das bewusste Bauchatmen, um zur Ruhe zu kommen.
Von Jette Hüttemann
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