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DDR zum Anfassen in Rethwisch

DDR zum Anfassen in Rethwisch
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Eine Vinyl-Platte von den Puhdys. Jonas Kohlhagen aus der 10. Klasse hält sie in den Händen. „Ich kannte diese Band bis vor ein paar Tagen nicht“, sagt der 15-Jährige von der Conventer Schule in Rethwisch bei Bad Doberan. Durch ein Projekt an seiner Schule, das sich mit der DDR, ihrem Alttag und ihrer Geschichte beschäftigt, kam er mit den Puhdys in Berührung und beschäftigte sich speziell mit dem Text und der Musik des Songs „Alt wie ein Baum“.

In der Conventer Schule tauchten eine Woche lang Schüler der 5. bis 10. Klasse in die DDR-Welt ein. Filme gab es, Fluchterzählungen, einen Wandertag zum Grenzturm Kühlungsborn, Eltern und Großeltern wurden interviewt, Sprachunterschiede in Ost und West begutachtet (Broiler und Hähnchen), die Berliner East-Side-Gallery wurde auf einem langen Tuch neu gemalt, DDR-Rockmusik unter die Lupe genommen und das Ostrockmuseum in Kröpelin besucht.

Hunderte DDR-Alltagsgegenstände

Mauersteine aus Pappe wurden gezimmert. Natürlich fiel irgendwann die Mauer inklusive einer Präsentation. In einem Klassenraum standen Hunderte Exponate aus DDR-Zeiten. Der Nachwuchs hatte alles aus den Wohnungen der Erziehungsberechtigten oder von Oma und Opa geschleppt, was an die vergangene Zeit erinnerte. Ausweise, Spielzeug, Bücher, Schulranzen, Brottaschen, Küchengeräte, Gläser, Zeitschriften, DDR-Toilettenpapier. Wozu dieser Aufwand?

„Vieles verstehe ich nun besser“

„Viele Schüler haben kein Bild von der DDR“, sagt Lehrerin Sabina Wohltmann, die selbst so alt ist wie der Mauerfall. „Je mehr sie mitbekommen in solchen Projekten, desto mehr begreifen sie die Geschichte.“ Finn Schröder (16) und Philip Dutzke (15) haben ein Modell der Grenzanlage, wie sie in Berlin stand, gebaut. „Auch wenn das alles für mich nicht so bedeutend ist, denke ich doch, dass es wichtig ist, zu wissen, wie das alles mal war und ausgesehen hat“, sinniert Finn. Frieda Kirchenwitz (14) meint: „Durch das Projekt kann ich vieles, was meine Eltern erzählen, jetzt besser betrachten und einordnen. Vieles verstehe ich nun besser, etwa warum man so lange auf ein Auto warten musste.“

Jannes Frederich (16) sagt, dass man mit dem Blick auf die DDR aus Fehlern lernen sollte. Es fallen Begriffe wie „Demokratie“ und „Freiheit“. „Eine Mauer ist doch zu nichts gut“, sagt Jannes, der sich die Überreste unbedingt noch mal in Berlin anschauen möchte.

Jonas hält seine LP noch in den Händen. Wird er nun weiterhin Puhdys-Musik hören? „Es ist zwar gute Musik, aber mein Interesse wurde nicht geweckt“, sagt Jonas. Auch Karat, City oder Silly reißen ihn nicht vom Hocker. Er bleibt lieber beim aktuellen Pop oder Rap. Aber er kann nun, nach dem Schulprojekt, mit den Namen der Bands etwas anfangen.

Von Klaus Amberger

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