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Beerdigung während der Corona-Krise: So schwierig war der Abschied

Beerdigung während der Corona-Krise: So schwierig war der Abschied
Foto: Unsplash/Zwaddi

Trotz Lockerungen können Beerdigungen während der Pandemie nur in kleinem Rahmen stattfinden. Was das für Angehörige bedeutet und wie der ohnehin schwierige Abschied war, erzählt MADS-Autorin Louisa (19).


Der letzte Wunsch meiner Oma war, die ganze Familie, alle Freunde und Bekannte bei ihrer Beerdigung beisammen zu haben – das gemeinsame Abschiednehmen, Erinnerungen an vergangene Tage und Geschichten von früher. Noch kurz vor ihrem Tod hat sie uns aufgezählt, wen sie alles dabei haben möchte und uns Geschichten erzählt, die sie mit ihnen erlebt hat. Es ist so schwer, dass wir ihr diesen Wunsch nicht erfüllen konnten. Sie war eine sehr lebensfrohe Person, war immer sehr aktiv im Dorfleben und in den Vereinen. Sie hatte gerne andere Menschen um sich herum. Doch die meisten dieser Menschen, die sie so gerne mochte und zu denen sie einen engen Kontakt hatte, konnten bei ihrer Trauerfeier nicht dabei sein.

„Noch nicht mal die ganze Familie kann dabei sein“

Zehn Leute, so hieß es in Niedersachsen, sei das Maximum. Noch nicht mal die ganze Familie kann dabei sein. Über einen Monat habe ich mit meiner Familie gewartet und gehofft, dass die Teilnehmerzahl für Beerdigungen erhöht wird – vielleicht auf 30 Personen. Während Museen und Gaststätten wieder öffneten und sogar der Start der Fußballbundesliga angekündigt wurde, blieb es beim Thema Beerdigungen still. Warum kann dort der Abstand eingehalten werden und bei Beerdigungen nicht? Das konnten wir alle nicht nachvollziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren auch wieder Gottesdienste erlaubt, Beerdigungen weiterhin nur mit zehn Angehörigen. Auch das Trauergespräch haben wir aufgrund von Corona telefonisch geführt. Die Pastorin hat sich sehr viel Zeit genommen, aber trotzdem war es nicht mit einem persönlichen Gespräch zu vergleichen.

Louisa und ihre Familie haben gehofft, dass sich auch Freundinnen verabschieden können.

Wir haben jeden Tag im Internet geschaut und gehofft, dass sich etwas ändert. Ich war sehr traurig, dass sich nach über einem Monat keine Änderungen ergeben haben. An dem Tag vor der Trauerfeier meiner Oma bekamen wir eine positive Nachricht. Die Teilnehmerzahl wurde auf 20 Personen erhöht. Kurzfristig konnten wir noch enge Cousinen, Nachbarn und Bekannte von meiner Oma einladen. Sie hätte sich sehr gefreut, dass auch Freundinnen aus ihrer Handarbeitsgruppe und dem Singkreis dabei sein durften. Auch wenn meine Familie und ich uns mehr erhofft hatten, war das für uns ein Lichtblick.


So ist eine Beerdigung mit Corona-Maßnahmen

Vor der Beerdigung haben wir eine Liste bekommen, auf der wir alle Teilnehmenden mit Adresse und Verwandtschaftsgrad aufschreiben mussten. Es ist trotzdem unglaublich belastend gewesen, zu entscheiden, wer bei der Trauerfeier dabei sein soll. Besonders schwer war es außerdem, einigen anderen engen Bekannten mitzuteilen, dass sie leider nicht dabei sein können.

Die Beisetzung fand, wie schon im März festgelegt, unter freiem Himmel statt. Stühle mussten wir selber mitnehmen und vor Ort für die älteren Menschen aufstellen, da aus der Kapelle keine Stühle benutzt werden durften. Durch die Entfernung und das Rauschen des Windes war die Pastorin nur sehr leise zu hören. Auch Kerzen brannten nicht und Lieder durften nicht gesungen werden. Außerdem waren Beileidsbekundungen nicht möglich, da wir den Abstand einhalten mussten. Die Beerdigung war schön gestaltet, jedoch nicht mit der Atmosphäre einer normalen Beerdigung zu vergleichen.

Ich habe mir vorgestellt, dass Oma uns auf diesem schweren Weg begleitet. Dass sie sich für die tollen Jahre bedankt und für all die Freude in ihrem Leben

Louisa (19)

Es war ein windiger und grauer Tag. Doch dann auf dem Weg zum Grab schien die Sonne. Ich habe mir vorgestellt, dass Oma uns auf diesem schweren Weg begleitet. Dass sie sich für die tollen Jahre bedankt und für all die Freude in ihrem Leben. Dieser Moment hat mir geholfen mit der Situation umzugehen und auch irgendwie zu akzeptieren, dass die Trauerfeier nicht im großen Kreis stattfinden konnte, so wie es Oma gefallen hätte.

Ich bin froh, dass außer der Familie zumindest noch ein paar Freunde und Nachbarn von meiner Oma bei der Trauerfeier Abschied nehmen konnten. Ich hoffe sehr, dass die Teilnehmerzahl für Beerdigungen in den nächsten Wochen mit Einhaltung der Schutzmaßnahmen weiter erhöht werden kann. Mit Mundschutz, im Freien und mit Einhaltung der Sicherheitsabstände, sollten mehr als 20 Personen möglich sein.

Von Louisa Vietmeyer

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Über den Autor/die Autorin:

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