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Weniger Übernachtungen in Jugendherbergen: Standorte in Gefahr

„Hauptsächlich führen wir den leichten Rückgang auf unsere verstärkten Bautätigkeiten zurück“, sagt der neue Geschäftsführer Stefan Wehrheim. Vor allem die beliebte Küsten-Jugendherberge Büsum sei über lange Zeiträume im vergangenen Jahr geschlossen gewesen und zählte somit etwa 16 000 Übernachtungen weniger. „Leichte Übernachtungsrückgänge wurden neben den baubedingt geschlossenen Häusern an wettbewerbsintensiven Standorten wie Hamburg, Kiel, Lübeck und auf der Nordsee-Insel Sylt festgestellt“, bilanzierte der Verband.

Sind Jugendherbergen in Gefahr?

Doch ein Ende der Bautätigkeiten an den Jugendherbergen im Land ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Die teils langjährigen Bestandsgebäude müssten instandgehalten und modernisiert werden. „Hier muss gemeinsam mit dem Vorstand analysiert und hinterfragt werden, ob und wie diese erhalten bleiben können und trotzdem dem zeitgemäßen Gästeanspruch gerecht werden“, heißt es.

„Der Handlungsdruck ist höher als das, was wir aktuell investieren können“, sagt Wehrheim. Daher müssen sogar einige bereits geplante Projekte verschoben werden. „Wir werden um einige strukturelle Veränderungen nicht herum kommen, um fit für die Zukunft zu sein“, betont der Geschäftsführer. Weitere Details nannte er nicht. 2019 investierte der Landesverband rund 8,6 Millionen Euro in Bauten und Verbesserungen von 27 Jugendherbergen.

Großprojekte an der Nordsee

Rund sieben Millionen Euro investiert der Landesverband Nordmark des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) bis 2022 jeweils in seine Häuser in Büsum und Wittdün auf Amrum. Gefördert werden die beiden Großprojekte an der Nordsee unter anderem vom Land Schleswig-Holstein und durch EU-Mittel. Anfang April wird die Jugendherberge Büsum nun in Teilen wiedereröffnet. Die Herberge in Wittdün ist derzeit geschlossen und wird seit Ende September 2019 saniert. Der Landesverband Nordmark hat 191 700 Mitglieder.

Lehrer boykottieren Klassenfahrten

Und es gibt auf wirtschaftlicher Ebene weitere Einflussfaktoren, die Wehrheim und der Vorstand im Blick haben. „Natürlich beobachten wir stetig aktuelle Entwicklungen wie den Boykott von Klassenfahrten und beteiligen uns an der Diskussion um die Verteilung der Ferienzeiten“, sagt Wehrheim. Hintergrund: In Niedersachsen teilten die Lehrer mehrerer Schulen mit, dass es bis auf weiteres keine Klassenfahrten mehr geben werde, weil die Lehrer überlastet seien.

Eine ähnliche Situation gab es bereits vor einigen Jahren – auch damals machte sich das prompt in den Buchungszahlen der Herbergen bemerkbar. Und um die Verteilung der Ferienzeiten gibt es zudem immer wieder Diskussionen, einige Kultusminister fordern eine Verkürzung des Korridors im Sommer, andere eine Verlängerung.

Stefan Wehrheim ist Chef der Jugendherbergen Nordmark.

Bahn hängt Sylt ab

Auch die Erreichbarkeit von Sylt habe der Verband im Blick. „Denn all diese Faktoren haben auch Auswirkungen auf unsere Buchungssituation“, betont Wehrheim. In Schleswig-Holstein sank die Zahl der Gäste von rund 250 000 auf 246 458. Die Zahl der Übernachtungen ging in Hamburg zudem um 4,3 Prozent auf 167 719 und in Niedersachsen um 5,4 Prozent auf 31 360 zurück. Insgesamt zählen zu dem Verband Nordmark 45 Herbergen, davon alleine 39 in Schleswig-Holstein, vier im nördlichen Niedersachsen und zwei in Hamburg.

Über der Millionen-Marke

Trotz der leichten Verluste: Insgesamt verzeichnete der gemeinnützige Verein im vergangenen Jahr etwas mehr als eine Million Übernachtungen und begrüßte mehr als 345 000 Gäste. Übernachtungsrekorde im Fünf-Jahres-Vergleich feierten die frisch modernisierten Jugendherbergen Bad Malente (28 725 Übernachtungen) und Heide (20 356). Aber auch die Herbergen in Ratzeburg (34 386), Mölln (19 152), Schönberg (18 765), Flensburg (18 826) und Kappeln (23 469) registrierten so viele Übernachtungen wie seit Jahren nicht mehr.

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Von Jan Wulf

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