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Twitch: Was hat es mit dem Streamingportal auf sich?

Twitch: Was hat es mit dem Streamingportal auf sich?
Foto: imago images / ZUMA Press

Über das Streamingportal Twitch können Nutzer in Echtzeit anderen Menschen dabei zusehen, wie sie Videospiele spielen, Mangas am Computer zeichnen oder einfach nur mit dem Auto durch die Gegend fahren. Was hat es damit auf sich?


Immer wieder ist in Medien von Twitch zu lesen, einem sogenannten Streamingportal, das vor allem in der Gamingszene beliebt ist. Als Webportal und App wird Twitch vorrangig zur Liveübertragung von Video- und Computerspielen benutzt. Es gibt aber auch Streams zu Grafikdesign, Musik, Talkshows und TV-Serien. Pro Monat nutzen mehr als zwei Millionen Streamer die Plattform, die 2014 von Amazon gekauft wurde.

Nach dem Anschlag auf eine jüdische Synagoge in Halle steht das Portal im Fokus der Öffentlichkeit. Der mutmaßliche Täter hatte ein Video, das den Tathergang in Echtzeit zeigt, auf Twitch hochgeladen, wo es über eine halbe Stunde zu sehen war. Die Betreiber löschten das Bekennervideo, doch bis dahin hatten sich bereits mehr als 2000 Menschen die Gewalttat im Netz angesehen.

Zeit, sich einen Überblick über das Streamingportal zu verschaffen.

Woher kommt Twitch?

Twitch beziehungsweise Twitch.tv ist ein Onlinedienst zum Ansehen und Streamen digitaler Videoübertragungen. 2011 als Twitch Interactive, Inc. gegründet, ging das Streamingportal für Computer- und Videospiele aus der Seite Justin.tv mit Sitz in San Francisco hervor. Justin.tv wurde 2014 eingestellt und Streams fortan nur noch über Twitch angeboten.

Ende August 2014 gab Amazon bekannt, das Unternehmen für 970 Millionen US-Dollar gekauft zu haben. Ein Großteil der Nutzer kommt aus den USA, in Deutschland steht Twitch.tv aktuell auf Platz 23 des sogenannten Alexa-Rankings, einem Onlinedienst, der Daten über Seitenabrufe von Webseiten sammelt.

Was macht man auf Twitch?

Der Großteil der Nutzer auf Twitch sieht Streamern beim Computerspielen zu. Jeder registrierte Nutzer kann einen Kanal erstellen und streamen. Für die meisten Spiele ist eine spezielle Software nötig, die die Liveübertragung ermöglicht. Einige Spielekonsolen sind bereits mit einer integrierten Übertragungsfunktion ausgestattet.

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Darüber hinaus kann man Menschen auf Twitch bei allen möglichen Dingen zusehen. Das kann ein Koch bei der Arbeit in der Küche sein oder eine Person mit Tourette, die im „Just Chatting“-Kanal über ihre Erfahrungen mit der Krankheit spricht.

Wo kann man Twitch-Streams sehen?

Auf der Website Twitch.tv werden die Streams angeboten. Es gibt aber auch eine entsprechende App für Android- und iOS-Geräte. Zudem gibt es für einige Spielekonsolen wie Xbox 360 und Xbox One, Playstation 3 und 4 sowie für Amazon Fire TV und Google Chromecast eine Twitch-App.

Welche Inhalte gibt es auf Twitch?

Ursprünglich auf die Gamingszene beschränkt, ist Twitch über die Jahre immer mehr zu einer Streamingplattform für eine breite Vielfalt an Inhalten geworden. Zudem nutzen inzwischen auch diverse Spartenprogramme wie der deutschsprachige Sender ESL TV Twitch, um über Videospiel- und E-Sport-Themen zu berichten.

Die Vielfalt der Streams soll ein breiteres Publikum ansprechen. Zu einer der beliebtesten Nicht-Gaming-Kategorie zählt IRL („in real life“), in der Nutzer in Echtzeit mit ihren Zuschauern chatten. Auch Talk- und Kochshows, Streams zu Creative Design oder Programmierungen sind bei Twitch-Nutzern beliebt.

Muss man für Streams auf Twitch bezahlen?

Nein, das Anschauen von Liveübertragungen und Videos auf Twitch ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich. Allerdings bietet eine Registrierung auf Twitch Vorteile wie das Erstellen von Favoritenlisten – vergleichbar mit dem Abonnieren eines Youtube-Kanals.

Wie findet man Streams?

Auf der Homepage von Twitch und in der App werden Nutzern Streams vorgeschlagen. Über das Suchfeld auf der Startseite lassen sich Streams nach Schlagworten anzeigen. Wer etwa nach Streams zu einem bestimmten Spiel sucht, gibt den Namen einfach in das Suchfeld ein. Alternativ kann man durch die Kategorien und Livekanäle browsen, um nach interessanten Streams zu suchen.

Viele populäre Twitch-Streamer sind auf sozialen Netzwerken, vor allem auf Twitter oder Instagram, unterwegs und informieren ihre Follower über ihre anstehenden Streams.

Ist Twitch ein soziales Netzwerk?

Seit seinem Erscheinen im Juni 2011 hat sich Twitch immer weiter von einem reinen Streamingportal zu einem sozialen Netzwerk entwickelt. So können registrierte Nutzer miteinander chatten, sich gegenseitig folgen und direkte Nachrichten schicken. Das Pulse-Feature auf Twitch ist vergleichbar mit der Timeline von Facebook oder Twitter. Hierüber können Nutzer Statusupdates vermelden sowie Beiträge teilen und kommentieren.

Lässt sich mit Twitch-Streams Geld verdienen?

Besonders erfolgreiche Streamer verdienen mit ihren Streams genug Geld, um davon leben zu können. Möglich ist das durch bezahlte Abos, Mikrospenden (sogenannten Bits) und reguläre Spenden, die bis zu einigen Tausend Dollar hoch sein können. Zudem gibt es Sponsoren, Werbung und ein eigenes Affiliate-Programm, über das Nutzer Anteile vom Verkaufserlös von Spielen oder anderen Artikeln über ihr Profil erhalten.

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Ist Twitch für Minderjährige geeignet?

Da unter den präsentierten Spielen auch viele nicht jugendfreie sind, gilt Twitch als problematisch für den Jugendschutz. Viele Minderjährige nutzen das Streamingportal, um Einblicke in Spiele zu bekommen, die sie selbst noch gar nicht spielen dürfen. Eltern sollten darauf achten, welche Inhalte sich ihre Kinder auf Twitch ansehen.

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Wie geht Twitch mit Hass und Gewalt um?

In den Nutzungsrichtlinien von Twitch schreiben die Betreiber der Seite, dass Gewaltakte und die Androhung von Gewalt „ernst genommen und als Null-Toleranz-Verstöße betrachtet“ werden. „Alle mit solchen Aktivitäten verbundenen Konten werden auf unbestimmte Zeit gesperrt.“

Das kann jedoch nicht verhindern, dass Videos oder Streams, die Gewalt zeigen oder Hassbotschaften verbreiten, von den Nutzern hochgeladen werden. Bis diese entdeckt und gelöscht werden, können mehrere Stunden vergehen.

Jüngstes Beispiel für die mangelhafte Kontrollfunktion ist das Attentat in Halle, bei dem der Angreifer seine Tat auf Twitch live übertrug. Das Video stand über eine halbe Stunde online und wurde von mehr als 2000 Menschen gesehen, bevor es von den Betreibern offline gestellt wurde.

Von Patrick Fam/RND


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