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Jan Böhmermann kritisiert österreichischen Bundeskanzler – und der ORF will es nicht hören

Jan Böhmermann kritisiert österreichischen Bundeskanzler – und der ORF will es nicht hören
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Jan Böhmermann bezeichnet im ORF den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz unter anderem als „32-jährigen Versicherungsvertreter“. Der ORF distanziert sich noch in der Sendung von Böhmermanns Aussagen.


Jan Böhmermann ist für seine provokant-politischen Aussagen spätestens seit seinem „Schmähgedicht“ auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bekannt. Österreichs öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der ORF, holte sich den Satiriker in die Sendung „Kulturmontag“ – und distanzierte sich dann vor laufender Kameravon Böhmermanns Aussagen. Das stößt bei dem „Neo Magazin Royale“-Moderator auf Unverständnis.

Böhmermann: „Volksverhetzende Scheiße“

Anlass seines Interviews im „Kulturmontag“ war BöhmermannsAusstellungeröffnung in Graz. Eine Abrechnung mit dem Nachbarland, wie er sagte. In „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“ thematisiert der 38-Jährige den Umgang Österreichs mit seiner Vergangenheit. Die Ausstellung rückt laut Böhmermann „die Ambivalenz von Österreichseiner eigenen Geschichte gegenüber“ ins Zentrum. Mit entsprechenden Aussagen in dem ORF-Interview war also zu rechnen. Böhmermann erklärte in dem Gespräch etwa, es sei „nicht normal, dass das Land von einem 32-jährigen Versicherungsvertreter geführt wird“ und sprach von „volksverhetzender Scheiße“, die der Vizekanzler bei Facebook „raushaut“.

Seit 2017 regiert Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Österreich in einer Koalitionsregierung mit der rechtspopulistischen Partei FPÖ, die den amtierenden Vizekanzler Heinz-Christian Strache stellt.

„Soweit also die Ansichten des Satirikers Jan Böhmermann zu Österreich“, kommentiert die Moderatorin den Interview-Beitrag im Anschluss. „Der ORF distanziert sich von den provokanten und politischen Aussagen Böhmermanns. Aber wie Sie wissen, darf Satire alles und der öffentliche Rundfunk künstlerische Meinung wiedergeben.“

Kontroll-Versuche der FPÖ

Böhmermann twitterte dazu: „Köstlicher witz/sartiere beim kulturmontag im @ORF gerade, sich nach einem gesendeten interview ausdrücklich vom interviewten distanzieren und wörter bzw. satzteile wegpiepsen“.

Und auch bei anderen Nutzern stößt die Reaktion der ORF-Moderatorin auf Erstaunen.

Andere kommentieren, ein Augenzwinkern bei der Distanzierung bemerkt zu haben, und spielen damit auf die vor Kurzem geäußerte Kritik der rechtsnationalistischen FPÖ an der Interviewführung des ORF-Moderators Armin Wolf an. Wolf hatte in seiner Sendung den Europa-Spitzenkandidaten der FPÖ, Harald Vilimsky, interviewt und dabei einen Cartoon der FPÖ-Jugendorganisation mit Abbildungen im nationalsozialistischen „Stürmer“ verglichen. Vilimsky drohte daraufhin mit „Folgen“.

Der Vorsitzende des ORF-Stiftungsrats, FPÖ-Mitglied Norbert Steger, riet Wolf zu einer beruflichen Auszeit. Wolf zeigte sich daraufhin über die Kontroll-Versuche der FPÖ besorgt. Eine Debatte über die Pressefreiheit entspann sich.

Von RND/ali

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