
„Durch den Lockdown alles gekündigt“: Wie Sarah Bugar zur Musik kam

Sich beruflich umzuorientieren ist nicht einfach. Doch nur mit einer Kehrtwende ist Sarah Bugar zur Musik gekommen. Im MADS-Interview verrät sie, wie das ablief und was sie für ihre Karriere plant.
Fotografin, Model, Friseurin, angehende Köchin: Du hast schon viele Berufe und Tätigkeiten ausgeübt. Wie bist du zur Musik gekommen?
Das war eigentlich durch Corona. Ich habe schon davor in Coverbands gespielt und auch mit meinem Ex-Freund Musik gemacht, aber nie einen Song geschrieben, von dem ich dachte, er wäre gut genug für einen Release. Dann kam Corona, und ich hatte neun Wochen komplett frei, weil ich Friseurin war. Da habe ich mich jeden Tag hingesetzt, Lieder geschrieben und war das erste Mal zufrieden.
Konntest du Skills aus diesen Berufen auch in der Musik nutzen?
Auf jeden Fall. Ich finde, alles hat irgendwie Sinn gemacht. Die Kochausbildung hat mich stärker gemacht, einfach selbstbewusster, und mir gezeigt, dass man nicht alles an sich ranlassen darf. Die Friseurlehre ist für Auftritte und das Drumherum sehr praktisch, und die Fotografie ebenso. Und auch Inspiration: Wenn ich von anderen Fotografen Bilder sehe, dann kommen mir teilweise schon Melodien in den Kopf.
„Ich habe durch den Lockdown alles gekündigt, meinen Job, meine Beziehung, bin umgezogen und habe alles auf die Musik gesetzt.“
Sarah Bugar, Musikerin
Der Albumtitel – und der des ersten Tracks – „New Beginnings“ suggeriert einen Neuanfang. Inwiefern ist das Album für dich ein neuer Anfang?
Ich habe durch den Lockdown alles gekündigt, meinen Job, meine Beziehung, bin umgezogen und habe alles auf die Musik gesetzt. Deswegen ist das so der große Neuanfang, der große Neustart.
Wie würdest du das Album beschreiben?
Es ist für mich ein Weg zur Selbstfürsorge. Meinen ganzen Kummer habe ich da in den Songs rausgelassen und auch alles, was mich beschäftigt hat. Das habe ich jetzt einfach in Songs verwandelt und damit so ein bisschen mehr abschließen können.
Zu dem Album gibt es auch einen passenden Wein zu kaufen. Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe mich gegen eine CD entschieden – die meisten haben eh keinen CD-Spieler mehr. Ich trinke einfach gerne Wein, und dann wird auch noch ein Baum gepflanzt pro Flasche. Das fand ich irgendwie eine schönere Idee, als Plastikmüll zu produzieren. Auf der Weinflasche ist der QR-Code dann drauf, da kann man das Album downloaden. Es sind sogar noch zwei Zusatztracks mit drauf.

Wie läuft für dich der Schreibprozess ab?
Meistens fahre ich in den Wald, habe meine Gitarre dabei und versuche dann erst mal, eine schöne Melodie und ein kleines Grundgerüst zu bauen. Dann schaue ich, wie man dazu singen kann, und schreibe den Text. Ich lasse mich von meiner aktuellen Situation inspirieren, und wenn mich ein Thema beschäftigt, versuche ich natürlich, da genauer drauf einzugehen.
Wie ging es von den ersten selbstgeschriebenen Songs ins Studio?
Meinen Produzenten, Thomas Eifert, kannte ich schon von einem Musikvideodreh, wo ich mitgespielt habe. Ich hatte einen Song als Demo aufgenommen und habe ihn gefragt, ob er Interesse hätte. Er war gleich dabei, und dann bin ich das erste Mal ins Studio gefahren. Da haben wir „Take Me Back“ aufgenommen, und er hat mir gleich angeboten, dass wir als Team arbeiten – und da ging es erst richtig los.
Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Mein Plan ist es, nächstes Jahr im Oktober mein nächstes Album zu veröffentlichen. Davor schon ein paar Single-Auskopplungen, der nächste Song kommt Anfang November. 2025 im Frühjahr habe ich noch ein Album mit lauter Feature-Songs geplant. Im Oktober möchte ich mich beim Eurovision Song Contest bewerben.
Apropos Feature: Highlight auf der Platte ist unter anderem der Song „After All These Years“ mit Jules Ahoi. Wie lief die Kollaboration ab?
Jules Ahoi habe ich auf der Kieler Woche letztes Jahr kennengelernt, da war er Hauptact, und wir haben Backstage viel gequatscht. Ich fand seine Musik schon immer ganz toll, und er war auch bei meinem Produzenten für sein Album im Studio. Dann habe ich ihn einfach mal gefragt, ob er nicht Lust hätte, meinen Song mit mir zu schreiben und es kam sehr schnell zustande.
Zur Person: Das ist Sarah Bugar
Sarah Bugar ist 26 Jahre alt und kommt aus München. Sie ist Model, gelernte Friseurin, Köchin und inzwischen auch Singer-Songwriterin. Ihre erste Single „New Beginnings“ erschien 2022, dieses Jahr folgte das gleichnamige Debütalbum. Melancholischer Pop, so kann man ihren Stil bezeichnen. Auf Spotify hat die Musikerin rund 5000 monatliche Hörer und Hörerinnen.
Du ordnest dich zwischen Avec und Boy ein. Wie haben sie dich inspiriert?
Das war ganz witzig, da hat mir eine Freundin geschrieben, du läufst im Radio – und dann hat sie mir Avec geschickt. Wir klingen echt total ähnlich. Dann habe ich mir auch ihre ganzen Songs angehört und fand sie total inspirierend. Bei Boy war ich ab “Little Numbers” großer Fan.
Daneben gibt es auch 80er-Jahre anmutende Elemente in den Tracks. Was verbindest du mit dieser Ära?
Meine Mama und mein Papa, die haben immer super tolle Musik gehört, und ich fand es einfach total schön, in der Kindheit dazu zu singen, zu tanzen. Ich höre das auch heute einfach immer noch gern. Ich finde die neuere Musik teilweise eher schrecklich, mit Rap und so kann ich nichts anfangen. Ich liebe einfach die echten Instrumente, den Stil, die 80er eben.
Deine Urgroßeltern waren Opernsänger und Musikprofessoren. Hat dich dieser Hintergrund ermutigt, selbst eine musikalische Karriere anzustreben, oder eher abgeschreckt?
Die kannte ich nur als Kind, aber ich habe bis dahin schon viel mitbekommen und fand das immer total interessant. Meine Oma hat wiederum immer gesagt, das sei brotlose Kunst, und mein Opa, man dürfe niemals das Hobby zum Beruf machen – die haben das ein bisschen schlecht geredet. Ich fand es aber immer total spannend. Mein Papa hat sich dann eine Gitarre gekauft, und die ging dann gleich in meine Hände über.
Wie hat dein Umfeld auf deine Musik reagiert?
Meine Eltern waren nicht so begeistert. Ich war auch ein paar Mal in der Bredouille und musste dann nach Geld fragen – da haben sie schon gefragt, ob ich nicht lieber einen normalen Job annehmen möchte. Jetzt sind sie sehr happy, kommen auch auf alle Konzerte, aber am Anfang war es eher schwierig. Meine Freunde standen da schon eher dahinter.
Was hoffst du, nehmen deine Hörer und Hörerinnen, gerade die jüngeren, von deiner Musik mit?
Ich hoffe, es inspiriert sie – dass sie auch was wagen und ihren Weg gehen. Je größer man träumt, desto besser ist es. Immer dran glauben, egal was die anderen sagen. Wenn man nur die Hälfte erreicht, dann kommt man auf jeden Fall schon weiter.
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