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Missbrauchsopfer (17) bereitet ihrem Leben ein Ende: „Ich atme, aber ich lebe nicht mehr“

Missbrauchsopfer (17) bereitet ihrem Leben ein Ende: „Ich atme, aber ich lebe nicht mehr“
Foto: Instagram/Noa Pothoven

Von den Folgen einer Vergewaltigung als junges Mädchen hat sich die Niederländerin Noa Pothoven nie erholt. Jetzt hat die 17-Jährige ihrem Leben bewusst ein Ende gesetzt. Pothoven war durch ein Buch, das sie über ihre Leben geschrieben hatte, bekannt geworden.


Seit Jahren war ihr Wunsch zu sterben größer als die Freude am Leben: Noa Pothoven wurde als junges Mädchen sexuell belästigt und vergewaltigt, litt seitdem unter posttraumatischer Belastungsstörung, Depression und Magersucht. Durch ein Buch, das sie über ihr Leben schrieb, wurde sie landesweit bekannt, auch bei Instagram ging sie mit ihrem Schicksal schonungslos offen um. Am Wochenende setzte sie ihrem Leben nun ein Ende – mit nur 17 Jahren. Das berichtet die niederländische Zeitung „de Gelderlander“.

Bereits in der Vergangenheit habe die Schülerin mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen, erfolglos. Vergangenen Sommer wandte sich Pothoven ohne das Wissen ihrer Eltern erstmals an die Sterbeklinik in Den Haag. Doch sie wurde abgelehnt. „Sie denken, ich bin zu jung, um zu sterben. Sie denken, ich sollte die Traumabehandlung abschließen und mein Gehirn muss erst ausgewachsen sein. Das dauert, bis man 21 ist. Ich bin am Boden zerstört, weil ich nicht mehr so lange warten kann“, sagte sie damals der niederländischen Zeitung „de Gelderlander“. Sie suchte Frieden.

„Ich atme, aber ich lebe nicht mehr.“

Doch Noa Pothoven hatte nicht mehr die Kraft, bis zu ihrem 21. Geburtstag zu warten: „Nach Jahren des Kämpfens ist es vorbei“, schrieb die 17-Jährige in ihrem letzten emotionalen Post vor fünf Tagen auf Instagram. Nach vielen Gesprächen und Bewertungen sei entschieden worden, „dass ich entlassen werde, weil mein Leiden unerträglich ist. Es ist vorbei. Ich habe nicht wirklich so lange gelebt, ich habe überlebt und nicht einmal das. Ich atme, aber ich lebe nicht mehr.“

„Ich atme, aber ich lebe nicht mehr.“

Noah Pathoven

Jahrelang kämpften ihre Eltern um das Mädchen, brachten sie in mehrere Einrichtungen für psychisch Kranke. Zeitweise sei Pothoven sogar ins künstliche Koma versetzt worden, um sie über eine Sonde ernähren zu können. „Noa will dieses Leben nicht mehr. Wir haben solche Angst, dass ihr sich die Tür des Lebens schließen wird. Sie wählt, wie es jetzt aussieht, den Weg zum Tod. Wir sind uneins miteinander. Wir, ihre Eltern, möchten, dass sie den Weg des Lebens wählt. Noa will wirklich gar nicht sterben. Sie sehnt sich nur nach Frieden“, sagte ihre Mutter vor ein paar Monaten „de Gelderlander“.

Noa Pothoven: „Liebe heißt loslassen“

Doch in ihrem traurigen letzten Post gab die 17-Jährige bekannt, dass sie vor einer Weile aufgehört habe, zu essen und zu trinken. Das sei eine wohlüberlegte und endgültige Entscheidung gewesen. „Das war schon lange mein Plan und geschieht nicht aus einem Impuls“, schrieb sie bei Instagram. Im Wissen, dass sie niemand mehr von diesem Weg abbringen könne, habe sie sich entschlossen, ihre Entscheidung öffentlich zu machen. „Liebe heißt loslassen“, schrieb Noa Pothoven an Freunde und Familie.

Auch ihr Leiden als junges Mädchen hatte Pothoven öffentlich gemacht, nachdem sie aus Angst und Scham jahrelang den sexuellen Missbrauch für sich behalten hatte. In ihrem Buch „Gewinnen oder lernen“ beschrieb Pothoven, dass sie in jungen Jahren angegriffen und vergewaltigt worden war. Sie berichtet von ihren missglückten Selbstmordversuchen, Zwangseinweisungen und ihrem kaputten Innenleben. Einen Sinn im Weiterleben, sah sie schon da nicht mehr.

Noa Pothoven verbrachte die letzten Stunden ihres Lebens in einem Krankenbett im Wohnzimmer ihres Zuhauses und nutzte die ihr verbleibende Zeit, um sich von ihrer Familie und ihren Feunden zu verabschieden, berichtet „de Gelderlander“.

In einer früheren Version des Artikels wurde fälschlicherweise berichtet, dass Noa Pothoven mit Unterstützung einer Sterbehilfe-Klinik ihrem Leben ein Ende gesetzt hat. Dies ist nicht korrekt.

Hast Du Suizidgedanken? Dann wende Dich bitte an folgende Rufnummern:

Telefon-Hotline (kostenfrei, 24 h), auch Auskunft über lokale Hilfsdienste:

0800 – 111 0 111 (ev.)

0800 – 111 0 222 (rk.)

0800 – 111 0 333 (für Kinder / Jugendliche)

Email: unter www.telefonseelsorge.de

Von RND/mat


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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