
„Spider-Man: Far From Home“: Superhelden haben keinen Urlaubsanspruch

Von Fake News zur Fake Reality: In „Spider-Man: Far From Home“ (Kinostart: 4. Juli) nimmt sich Peter Parker dieser Entwicklung mit jugendlicher Frische an. Nur mit seiner Work-Life-Balance tut er sich noch immer schwer.
Mit „Spider-Man: Homecoming“ gelang den Marvel-Studios vor zwei Jahren der überraschend frische Relaunch eines altbewährten Stoffs. Der Brite Tom Holland war nach Tobey Maguire und Alex Garland bereits der dritte Darsteller, der ins Spinnenmannkostüm schlüpfte. Er strahlte eine jugendliche Unbekümmertheit aus, die einen produktiven Kontrast zur Verantwortungslast eines heranwachsenden Superhelden bildete. Mit einer flüssigen Inszenierung unterminierte Regisseur Jon Watts jene martialische Steifbeinigkeit, die dem Genre allzu oft anhaftet.
Hier der offizielle Trailer zu „Spider-Man: Far From Home“:
Auch wenn dieser Peter Parker inzwischen in zwei apokalyptischen „Avengers“-Folgen Erfahrungen sammelte, hat er auch im neuen „Spider-Man: Far From Home“ nichts von seiner jugendlichen Frische eingebüßt. Mit seiner Work-Life-Balance tut sich Peter Parker angesichts der Doppelbelastung als Schüler und Superheld allerdings immer noch schwer.
Als eine Klassenfahrt nach Venedig und Paris ansteht, lässt er nach kurzem Zögern den Spider-Man-Anzug im Schrank hängen. Schließlich will er im guten, alten Europa endlich der Mitschülerin MJ (Zendaya) seine Zuneigung gestehen. Natürlich werden die romantischen Pläne bald durchkreuzt. Superhelden haben nun mal keinen Urlaubsanspruch.
Die filmische Wirklichkeit wird auf den Kopf gestellt
Ein riesiges Wassermonster tobt in Venedig. Eine fiese Feuergestalt erwartet Peters Schulklasse in Prag. Im Verein mit dem versierten Superhelden Mysterio (Jake Gyllenhall), der freundlicherweise aus einer anderen Dimension zur Weltenrettung angereist ist, werden die elementaren Zerstörer einer nach dem anderen besiegt. Und gerade, wenn man denkt, ob das denn nun noch eine Stunde so weiter geht, wartet der Film mit einer gelungenen Plotwendung auf.
Die filmische Wirklichkeit wird gründlich auf den Kopf gestellt. Was als nette Mischung zwischen High-School-Komödie und Superhelden-Film begann, verwandelt sich nun in ein Szenario, in dem echte und virtuelle Realitäten ineinander fließen und die Manipulation von Wirklichkeitswahrnehmungen zum Thema gemacht wird.
Ziel des Bösewichts: Die Beherrschung der Wahrheit
Mit dem Instrument der Comic-Fantasy-Vision verweist „Spider-Man: Far From Home“ auf eine durchaus aktuelle Problematik: Es ist nur noch ein kleiner Schritt von Fake News zur Fake Reality. Das eigentliche Ziel des Bösewichtes ist die Beherrschung der Wahrheit, was in der Ära digitaler Desinformationskampagnen nur allzu plausibel erscheint.
Dabei wird die technisch hergestellte Illusion zum Mittel der Kriegsführung. Die komplizierteste Aufgabe des jungen Helden ist es, diese von der Realität zu unterscheiden. Diese Denkeansätze webt Watts, der auch in diesem Sequel die Regie übernommen hat, unaufdringlich ins Franchise-Konzept ein, ohne die Unterhaltungsoberfläche aus Teenager-Romantik und Superhelden-Action zu beschädigen.
„Spider-Man: Far From Home“ – Filminfo
Kinostart in Deutschland: 04.07.2019
Regie: Jon Watts
Darsteller: Tom Holland, Jake Gyllenhall, Samuel L. Jackson
Filmlänge: 129 Minuten
Altersfreigabe: ab 12 Jahre
Wie du alle Marvel-Filme in der richtigen Reihenfolge schaust, findest du hier.
Von Martin Schwickert / RND