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„Shadow and Bone“: Staffel zwei mischt Buchvorlagen

„Shadow and Bone“: Staffel zwei mischt Buchvorlagen
Foto: Netflix

Die zweite Staffel der Netflix-Serie „Shadow and Bone“ ist randvoll mit Handlung und den Buchvorlagen nicht immer ganz treu. Allerdings haben die Macher den Stoff weitestgehend überzeugend umgesetzt, was auch die neuen acht Folgen zu einem Fantasy-Highlight macht.


Die Geschichte vom einfachen Mädchen, das auf einmal Zauberkräfte entwickelt, kennen wir alle zur Genüge. Trotzdem verpasst „Shadow and Bone“ der wenig originellen Handlung einen Anstrich, der für eine Weile vergessen lässt, dass zumindest die Grundgeschichte einem einfachen Schema folgt.

„Shadow and Bone“: Rettung der Welt

Bereits die erste Staffel überzeugte mit dem außergewöhnlichen, russisch inspirierten Setting. Das Gefüge im fiktiven Ravka hat sich allerdings geändert: Der König ist tot. Nun ist Alexander Kirigan (Ben Barnes), der mächtigste Magier des Landes und in der Buchvorlage nur „der Dunkle“ genannt, auf dem Weg zur Schreckensherrschaft. Protagonistin Alina (Jessie Mei Li) ist auf der Flucht. Ihr Ziel: Zwei weitere Kräftemehrer zu finden, um mithilfe ihrer Sonnenmagie Kirigans Schattenflur zu zerstören, die Ravka seit Jahrhunderten teilt.

Nebenhandlung als eigentlicher Star

Die Figuren sind in der Verfilmung weitaus sympathischer als in den Büchern. Wem die Erzählung einer mächtigen Auserwählten dennoch zu dröge ist, dem bietet „Shadow and Bone“ wie in der ersten Staffel einen weiteren Handlungsstrang. Auch Autorin Leigh Bardugo ist wohl irgendwann aufgefallen, dass ihre ursprüngliche Buchreihe zu viele Genreklischees bediente, weshalb sie noch zwei Dilogien im sogenannten „Grishaverse“ (benannt nach den Magiern dieser Welt, den Grisha) schrieb. Die Figuren aus „Das Lied der Krähen“, eine kriminelle Bande, wurden in der ersten Serienstaffel bereits mit Alinas Abenteuer verflochten, obwohl sie einander in den Büchern nie kennenlernen. Staffel zwei führt das fort. Nach wie vor haben diese Figuren stärkere Charakterisierungen und Dynamiken und sind dadurch spannender zu verfolgen. Vor allem Kit Young ist die perfekte Verkörperung des Grisha-Scharfschützen Jesper Fahey. Neu dabei ist Freibeuter Sturmhond. Er fungiert als Bindeglied und neuer Spieler im Machtgefüge von Ravka.

Nicht immer nah an der Buchvorlage

Trotzdem müssen Fans der Krähen mit der zweiten Staffel von „Shadow and Bone“ auch am meisten zurückstecken. Während Alinas Handlungsstrang treu dem zweiten und dritten Band der Trilogie folgt, wird die Geschichte von Kaz, Inej, Jesper, Nina, Matthias und neuerdings auch endlich Wylan durcheinandergewürfelt. Matthias sitzt konstant auf der Ersatzbank, Interaktion mit den anderen gibt es durch seinen Gefängnisaufenthalt kaum. Den großen Einbruch, den sie im ersten Buch durchführen, durch einen anderen Raubzug zu ersetzen, ergibt zwar insofern Sinn, dass weiterhin Bezug zu Alina und dem Schicksal Ravkas besteht. Es nimmt den sechs aber Eigenständigkeit. Schlüsselszenen aus beiden Büchern wurden einfach in die Serie eingebaut, auch wenn ihnen durch die neue Struktur Grundlagen fehlen.

Staffel zwei ist voller als Staffel eins

Am Ende bleiben die beiden Seiten der Handlung asynchron zurück: Alinas Geschichte ist, den Büchern folgend, beendet, die der Krähen hat noch nicht so richtig angefangen. Gleichzeitig haben sich die Macher der Serie mit der zweiten Staffel übernommen. Gleich zwei ganze Bücher sowie Elemente aus zwei weiteren in acht Folgen zu quetschen schafft viel Input auf einmal. Ob Leute, die nicht zumindest Grundwissen über die Bücher haben, folgen können, ist fraglich. Auch kommen einige Lösungsansätze aus dem Nichts und werden ebenso schnell geklärt, da die kurze Serie mit großen Zielen nicht allzu viel Handlung anstauen kann.

Alina (vorn) auf der Suche nach einem Kräftemehrer. Foto: Dávid Lukács/Netflix

Hoffnungen für weitere Staffel

Trotzdem ist „Shadow and Bone“ auch weiterhin um Längen besser als viele andere aktuelle Fantasy-Serien. Was angefangen wird, wird zu einem Ende gebracht, die Vorlage und die Erwartungen der Fans werden respektiert. Auch wenn Veränderungen stattfinden, bleiben die Figuren doch dieselben, ihre Schritte glaubwürdig. So zeigt sich auf der einen Seite, dass Einfaches nicht immer langweilig ist, und auf der anderen, dass Neuerungen nicht immer schlecht sein müssen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Macher der Serie einen Weg finden, die Geschichte zufriedenstellend fortzuführen. Mit der „Krähen“-Dilogie sowie der „King of Scars“-Dilogie bleibt noch genug Stoff – fragt sich nur, was mit Alina geschieht, die als Gesicht der nach ihren Büchern benannten Serie eingeführt wurde, nun aber keine offene Handlung mehr hat.

Alle Folgen von „Shadow and Bone“ sind bei Netflix verfügbar.


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Über den Autor/die Autorin:

Annika Eichstädt

Annika (24) macht ihren Master in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft. Das ist zwar brotlose Kunst, aber sie liest oder schreibt nun einmal den ganzen Tag. Bei MADS rezensiert sie am liebsten Musik oder Serien.

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