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Schulabschluss in der Pandemie: Wie fühlen sich die Schüler?

Schulabschluss in der Pandemie: Wie fühlen sich die Schüler?
Foto: Matthias Balk/dpa/privat/Boris Baschin

Maske auf, Stift raus: Die Abschlussprüfungen haben sich viele Schülerinnen und Schüler anders vorgestellt. Zum zweiten Mal müssen junge Menschen ihren Schulabschluss unter Corona-Bedingungen machen. Wie wirkt sich das auf sie aus?


Nicht mehr lange, dann schreiben zahlreiche Schüler ihre Abschlussprüfungen. Dabei sah der Alltag für die Abschlussklassen wegen Corona in jedem Bundesland anders aus: Einige Schüler gingen jeden Tag zur Schule, andere hatten monatelang Homeschooling und wieder andere lernten sowohl am heimischen Schreibtisch als auch mit der Klasse. Somit beeinflusste die Pandemie sowohl den strikten Lernplan als auch die Vorbereitungen auf die Prüfungen.

Neben dem inhaltlichen Aspekt spielt aber auch der soziale Aspekt bei den Schülern eine große Rolle. Sie konnten sich weder mit ihren Schulkameraden zum Lernen treffen noch mit Freunden entspannen. Wie geht es den Schülerinnen und Schülern und wie fühlen sie sich auf die Klausuren vorbereitet? MADS hat fünf Jugendliche nach ihrer Situation gefragt.

„Haben schwierigere Voraussetzungen“

Mailin (18) lernt fürs Abitur.

Mir helfen beim Lernen handgeschriebene Zettel und diese fertige ich gerade für meine Abiprüfungen an. Zudem haben manche Lehrer bereits Zusammenfassungen der Unterrichtsinhalte oder Übungsklausuren auf der digitalen Lernplattform bereitgestellt. In einigen Fächern wie Biologie und Mathe sind wir noch nicht mit dem Unterrichtsstoff durch, dennoch fühle ich mich insgesamt gut auf die Prüfungen vorbereitet. Bei mir geht es am 23. April mit Englisch los und danach schreibe ich Biologie, Deutsch und Mathe. Meine mündliche Prüfung in Politik ist am 17. Mai an meinem Gymnasium in Wolfsburg.

An der niedersächsischen Schule haben wir sowohl Homeschooling als auch Präsenzunterricht. Dabei werden wir von den Lehrern unterstützt: Sie sind per Mail oder Messenger täglich zu erreichen. Doch trotz Unterricht in der Schule fallen die Diskussionen oder der Austausch mit anderen Schülern aus, weil sich keiner zu nahe kommen möchte. Das ist selbstverständlich und dennoch sehr schade. Außerdem ist es für mich sehr schwer, auf andere Gedanken zu kommen und mich in einer Lernpause zu entspannen. In dieser Hinsicht haben wir andere – schwierigere – Voraussetzungen als die Abiturjahrgänge vor uns.

„Vorbereitung Nicht überall gleich“

Emil (18) fühlt sich gut auf die Prüfun-gen vorbereitet

Ich gehe auf das Christophorus-Gymnasium in Rostock und mache nun nach zwölf Jahren Schule mein Abitur. Wegen Corona hat das Bildungsministerium die Prüfungen in Mecklenburg-Vorpommern um zehn Tage nach hinten verschoben. Am 30. April schreibe ich meine Deutschprüfung und danach die Prüfungen in meinen zwei Leistungskursen Physik und Mathematik. Ich habe auch noch zwei mündliche Prüfungen.

An sich fühle ich mich trotz Corona recht gut vorbereitet. Die Lehrer an meiner Schule haben sich viel Mühe gegeben. In diesem Jahr haben wir schon seit Mitte Januar wieder Präsenzunterricht – natürlich mit Maske und Abstand. Dadurch können wir uns in den meisten Fächern schon auf die Prüfungsvorbereitung konzentrieren. Leider ist das nicht überall so, wie ich durch meine Arbeit im Landesschülerrat mitbekomme.

An vielen Schulen hängen die Schüler noch im Lehrplan hinterher und eine umfassende Vorbereitung auf die Prüfungen ist deshalb noch nicht möglich. Das ist ärgerlich, vor allem da das Land die Themen für die Prüfungen aus diesem Grund eingegrenzt hat. Das ist aus meiner Sicht eine gute Lösung, hilft jedoch zurzeit nur den Schülern, die bereits alle Themen hatten.

„Lernen in der Schule ist ein Privileg“

Saliha-Charlotte (16) ist froh über den Unterricht.

Ich war sehr glücklich, als wir wieder in die Schule durften, und seitdem schätze ich es als Privileg, dass wir Unterricht im Klassenverband haben können. Ich gehe in die zehnten Klasse der Sekundarschule „Völkerfreundschaft“ in Köthen und lege meinen Realschulabschluss ab. Als Kreisschülersprecherin von Anhalt-Bitterfeld und als Mitglied im Landesschülerrat Sachsen-Anhalt kenne ich viele Schüler, die unter dem Homeschooling gelitten haben – und viele Schüler kämpfen immer noch damit.

Besonders in Mathe, Chemie und Physik treten Probleme auf, weil die Schüler sich die Unterrichtsinhalte selbst beibringen müssen und die Erklärungen vom Lehrer an der Tafel schlichtweg fehlen. Denn ein Lehrender kann den Stoff live immer noch am besten vermitteln. Und durch das Homeschooling verstehen viele Schüler ganze Themenkomplexe nicht. Diese Defizite beim Verständnis bemerke ich in Mathe, daher fühle ich mich da bisher noch mangelhaft vorbereitet. In Englisch und Deutsch muss ich nur noch jeweils einen Themenschwerpunkt lernen. Daher blicke ich positiv auf meine Prüfungsphase, die am 27. April beginnt.

„Die Lehrer sind genauso ratlos“

Ich gehe auf die Gudewerdt Gemeinschaftsschule in Eckernförde und lege meinen Realschulabschluss ab. Die letzten Wochen und Monate waren eine große Belastung, da ich im Wechselmodell nur jeden zweiten Tag zur Schule gegangen bin und trotzdem viele Hausaufgaben in den Nebenfächern erledigen musste. Zudem ist auch noch viel Unterricht ausgefallen.

Amelie (16) darf eine Prüfung verschieben.

Normalerweise müsste ich ab dem 23. März in den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch eine schriftliche Prüfung schreiben. Doch das Kultusministerium hat diese Regelung geändert, sodass eine schriftliche Klausur nicht abgelegt werden muss. Als Mitglied im Landesschülerrat Schleswig-Holstein freue ich mich über die Änderung, auf der anderen Seite stehe ich vor der Herausforderung: Welche Prüfung sage ich ab und welche schreibe ich? In Deutsch und Englisch bin ich gut, doch in Mathe könnte ich mich eventuell verbessern. Die Lehrer können mir dabei keine Tipps geben, sie sind genauso ratlos. Das Gute ist, dass wir seit März eine intensive Prüfungsvorbereitung haben und ich mich somit vollkommen auf die Prüfungen konzentrieren kann.

„Das Lernen hängt stark von den Lehrkräften ab“

Das soziale Leben neben der Schule fehlt: Maurice (19) hat sich seinen Abschluss anders vorgestellt.

In der elften Klasse waren wir im zweiten Schulhalbjahr im Distanzlernen, also zu Hause. Somit mussten meine Mitschüler und ich vom Carl-Bechstein-Gymnasium in Erkner uns viel selber beibringen. Das Distanzlernen war schon ungewohnt und manchmal auch sehr schwer.

Seitdem wir in der zwölften Klasse sind, dürfen wir jeden Tag zur Schule kommen. Die Lehrer haben uns dann – so schnell es eben ging – die Inhalte aus dem vorherigen Jahr beigebracht. Nun schreibe ich Ende April meine Abiprüfungen in Deutsch, Geografie und Englisch. Danach habe ich noch eine mündliche Prüfung in Englisch. Größtenteils fühle ich mich gut vorbereitet, jedoch ist es für die Schüler keine leichte Situation. Der ganze soziale Aspekt vom Lernen bis zum Feiern fehlt. Das haben wir uns anders vorgestellt. Und ich kenne auch einige Schüler hier aus Brandenburg, die sich nicht gut auf die Abschlussprüfungen vorbereitet fühlen. Das Lernen unter Corona-Bedingungen hängt einfach sehr stark von den Lehrkräften und der Schule ab.

„Viel lernen am Wochenende“

Ich schreibe Ende April meine Abi-Prüfungen am Gymnasium Stephaneum in Aschersleben und momentan finde ich es erschreckend, dass die Klausuren recht bald geschrieben werden. In manchen Fächern sind die Unterrichtsinhalte nämlich nur oberflächlich angesprochen worden, teilweise fehlen auch noch Themen und zudem mussten wir bis vor einigen Tagen auch noch Tests schreiben.

Gina (17) ist überzeugt, dass sie alles gut schafft.

Dabei sind wir im Wechselunterricht und haben somit noch viel Unterricht in der Schule. Jedoch ist der Unterricht wegen Corona nicht so, wie man es gewohnt ist und wie man sich das für das letzte Schuljahr gewünscht hätte. Daher freue ich mich, wenn Ende März die intensive Prüfungsvorbereitung beginnt. Bei diesem so genannten Kompaktunterricht werden wir nur noch in unseren Abiturfächern unterrichtet. Zudem ist bei den Prüfungen die eigene Vorbereitung entscheidend.

Demnach würde ich jedem Schüler raten, seine eigene Methode zum Lernen zu finden. In der Woche habe ich manchmal nicht so viel Zeit für die Wiederholung, dafür lerne ich am Wochenende mehr. Und so bin ich überzeugt, dass wir das schaffen werden, denn mit diesem Plan fühle ich mich gut auf die Prüfungen vorbereitet.

Von Ann Kathrin Wucherpfennig


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Über den Autor/die Autorin:

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