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Schüler für mehr Klimaschutz: Lauter Protest in Eutin

Schüler für mehr Klimaschutz: Lauter Protest in Eutin
Foto:  Sebastian Rosenkötter

Hunderte junge Ostholsteiner haben sich der weltweiten „Fridays for Future“-Bewegung angeschlossen. Statt zur Schule zu gehen, haben sie gestreikt. Ihre Forderungen: ein schnellerer Kohleausstieg, eine konsequente Verkehrswende und ein Verbot von Plastik.

„Keine Toleranz für Klimaignoranz“ – immer wieder hallt der Schlachtruf durch die Eutiner Innenstadt. Auf Plakaten stehen Slogans wie „Rettet die Pole, raus aus der Kohle“ und „Wir schwänzen nicht, wir kämpfen“. Freitagvormittag erreicht die weltweite „Fridays for Future“-Bewegung Ostholsteins Kreisstadt. Weit mehr als die erwarteten 100 bis 150 Schüler starten um 10.30 Uhr unweit des Wasserturms ihren Protestzug. Die Polizei schätzt die Zahl auf 600, die Organisatoren sprechen sogar von 900.

Was vergangenen Sommer mit dem Protest der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg begann, ist innerhalb weniger Monate zur größten Aktion für mehr Klimaschutz gewachsen. Zehn Schüler von vier weiterführenden Eutiner Schulen haben die erste Demonstration der Bewegung in Ostholstein initiiert. Eine von ihnen ist Karlotta Böttcher (14). Auf dem Marktplatz angekommen, greift sie zum Mikrofon, hält eine Rede, die die Schüler mitreißt. Auch formuliert sie Forderungen an die Politik.

„Was treibt uns an? Wieso sind wir nicht in der Schule?“, fragt sie die Menge und schiebt die Antwort gleich hinterher. Sie spricht von „unseren Eltern“, die noch im Schnee Ostereier gesucht haben und auf dem Bungsberg Ski gefahren sind. „Das kennen wir fast nicht mehr. Wir wissen aber, wie schädlich die Verbrennung von Kohle ist. Ganze Ökosystem gehen kaputt“, sagt sie. Arten würden rasend schnell verschwinden, die Erde zerstört und somit „unsere Existenz“.

Klare Ziele für Klimaschutz

Karlotta Böttcher und auch zahlreiche andere Schüler betonen auf Nachfrage, dass sich das Klima erwärmt. „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir dürfen unsere Erde nicht weiter zerstören“, ruft die 14-Jährige den Zuhörern zu und fordert: „Raus aus der Kohle, eine konsequente Verkehrswende und ein Verbot von Plastik. Wir wollen nicht durch Müllteppiche schwimmen.“

Abgesehen von einigen erwachsenen Zuschauern, die ihr Unverständnis für die Demo während der Unterrichtszeit äußern, sind die Reaktionen fast durchweg positiv. Sichtlich stolze Väter und Mütter verfolgen das Engagement ihrer Kinder. Passanten bleiben spontan stehen und klatschen, als der Protestzug durch die Königstraße in Richtung Markt zieht. „Das ist Solidarität“, sagt ein Mann. Eine ältere Dame erzählt gerührt: „Darauf habe ich Jahrzehnte gewartet. Endlich ist die Jugend da.“

Die Fridays-for-Future-Bewegung hat Ostholstein erreicht. Rund 600 Schüler demonstrierten in Ostholsteins Kreisstadt Eutin. Deutlich mehr als erwartet. Weitere Aktion sollen folgen.

Bürgermeister lobt Engagement

Auch Eutins Bürgermeister Carsten Behnk (CDU) ist zur Demo gestoßen. Er greift zum Mikrofon, nennt die Aktion eine „Wahnsinnsleistung“ und findet es richtig gut, „dass ihr euch Luft verschafft und laut seid“. Anschließend beantwortet er einige Fragen von Ole Böttcher (18). Der Schüler will wissen, was Behnk für den Klimaschutz macht und wie er die derzeitige Situation einschätzt. „Die Welt ist in Gefahr. Wir haben nur diesen einen Planeten und müssen etwas tun“, antwortet Behnk. „Die führenden Industrienationen müssen vorweggehen.“ Er selbst versuche, sich bewusst zu ernähren und Jutebeutel statt Plastiktüten für Einkäufe zu nutzen.

Gegen 13 Uhr endet eine der größten Demonstrationen, die Eutin in den vergangenen Jahren erlebt hat. „Ich bin richtig überwältigt“, sagt Karlotta Böttcher. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele kommen. Das war keine einmalige Aktion.“ Der Kampf für mehr Klimaschutz gehe weiter.

Sebastian Rosenkötter

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