Mit 19 schon sechs Bücher veröffentlicht: Das ist Hannah Ruppenthal
Bereits als Kind schrieb Hannah Ruppenthal viel. Ihr erstes Buch veröffentlichte sie mit 15 Jahren, mittlerweile ist ihr sechstes Buch erschienen. MADS-Autor Tom hat mit ihr über Selfpublishing, Autismus und die Liebe zum Schreiben gesprochen.
Hannah Ruppenthal ist Autistin. Ihr fällt die direkte verbale Kommunikation mit anderen schwer. „Ich habe als Kind Kurzgeschichten geschrieben und sie den Menschen gegeben, denen ich etwas mitteilen wollte“, erzählt sie. „So konnten andere mich besser verstehen.“ Daraus entwickelte sich eine Leidenschaft, der Hannah mittlerweile beruflich nachgeht. Die 19-Jährige aus Rheinland-Pfalz hat im September ihr neues Buch veröffentlicht. Es ist bereits das sechste.
Sich mitteilen, das Unaussprechliche ausdrücken – das steckt auch hinter ihrem ersten Roman „Fatura“. Es ist ein Jugendbuch mit Fantasy-Elementen, an dem sie mehr als drei Jahre geschrieben hat. „Darin habe ich mein Trauma verarbeitete, weil ich mit niemandem darüber reden konnte.“
Spontane erste Veröffentlichung
Diese Geschichte zu veröffentlichen sei eigentlich gar nicht geplant gewesen. Als das Buch fertig war, wollte Hannah es selbst in den Händen halten und druckte sich ein Exemplar. Daraufhin wurden Freunde und Verwandte neugierig, sodass sich Hannah über die Möglichkeit informierte, es für mehrere Leute drucken zu lassen. Das Naheliegendste war eine Veröffentlichung als Selfpublisherin.
Die Vermarktung des Buches an eine größere Zielgruppe kam erst Schritt für Schritt. Sich all die Fähigkeiten anzueignen, um ein Buch nicht nur zu schreiben, sondern auch selbst zu veröffentlichen und zu bewerben, sei ganz schön schwierig gewesen, meint Hannah. Vor allem zu Beginn hatte sie viele Selbstzweifel, weil sie sich mit Verlagsautorinnen und -autoren verglich.
„Es gibt viele Vorurteile gegenüber Selfpublisher-Büchern“
Auf Instagram, wo sie unter anderem Einblicke in den Schreibprozess ihrer Bücher teilt und diese bewirbt, ist ihr schon Ablehnung begegnet. Sie wurde nicht ernstgenommen, ihr wurde weniger zugetraut als einer Verlagsautorin. Dabei war es für Hannah eine bewusste Entscheidung, nicht in einem Verlag zu veröffentlichen.
„Ich habe schon mal ein Exposé an einen Verlag geschickt, da kam dann die Rückmeldung, dass das toll klingt, sie aber gerne noch eine Liebesgeschichte darin haben wollen würden.“ Liebesgeschichten gibt es aber in keinem ihrer Bücher. Hannah wollte sich selbst treu bleiben und ihre Bücher nicht an Vorgaben anderer anpassen müssen. Also nahm sie Lektorat, Covergestaltung und Veröffentlichung selbst in die Hand. Sie würde sich wünschen, dass Selfpublisher-Bücher nicht automatisch als schlechter wahrgenommen werden, nur weil sie nicht in einem Verlag erschienen sind.
Neues Buch beschäftigt sich mit Autismus
Mittlerweile gibt es drei Gedichtbände und drei Romane von Hannah zu kaufen. Ihr neustes Buch „We Are Colorful Like Autumn Leaves“ bedeutet ihr besonders viel. Darin thematisiert sie das erste Mal gezielt Autismus. Außerdem beschäftigt sich der realistische Roman für junge Erwachsene mit Verlust und Freundschaft. In einem ihrer Instagram-Beiträge dazu nennt sie es ihr Herzensbuch. Generell ist dem Account der jungen Autorin ihre Liebe fürs Schreiben anzumerken. Offen und ungekünstelt teilt sie Selbstzweifel, Kraft und Freude, die sie beim Schreiben fühlt.
Neue Ideen hat Hannah auch schon – sie schreibt bereits an den nächsten zwei Büchern.
Von Tom Schwichtenberg
Lies auch: