Interrail: So reist du mit dem Zug günstig durch ganz Europa
Mit dem Interrail-Pass lässt sich ganz Europa mit nur einem Ticket per Zug erkunden – wie das funktioniert und worauf Ihr achten solltet, erfahrt Ihr hier.
Was und für wen ist Interrail?
Interrail ist eine Zugfahrkarte, mit der Ihr zum Pauschalpreis durch einzelne Länder oder gleich ganz Europa reisen könnt. Die Hippies der 68er-Bewegung brachten die Idee einst auf – die erste Interrail-Karte gab es im März 1972. Heute könnt Ihr mit Interrail 40.000 Ziele in 31 europäischen Ländern mit dem Zug erreichen. 37 Bahngesellschaften machen mit. Früher gab es das Angebot nur für Jugendliche, aber inzwischen kann jeder vom Baby bis zum Senior mit dem Zugticket reisen. Der Preis steigt allerdings mit dem Alter deutlich an.Was kosten die Tickets?
Es gibt unterschiedliche Angebote, die sich nach Land, Reisezeit und Zugfahrtagen berechnen. Erst einmal solltet Ihr überlegen, wo Ihr hinfahren wollt und wie viel Zeit Euch für die Reise bleibt. Das ist entscheidend für den Kauf des richtigen Tickets.
Für alle, die nur ein Land bereisen möchten und nicht so viel Zeit haben, gibt es den One Country Pass als günstigste Option. Dieser gilt nur für ein Land, ist einen Monat gültig – und Ihr könnt in dieser Zeit zwischen drei und acht Tage Zug fahren. Italien mit drei Zugtagen gibt es beispielsweise schon für 105 Euro – acht Tage Zugfahren in Norwegen kostet 281 Euro.
Mit dem Global Pass könnt Ihr in 31 Ländern unterwegs sein. Wer nicht zu weite Strecken zurückleg und drei Zugtagen auskommt, kann solch ein Ticket schon für 168 Euro buchen. Je nachdem, wie viele Zugtage man einplant, steigt der Preis. Für 693 Euro könnt Ihr drei Monate nonstop auf allen Strecken durch alle Länder reisen.
Interrail: Nachtzüge reservieren
Für manche Zugverbindungen – vor allem Nachtzüge – braucht es allerdings Reservierungen. Das kostet extra. Für Italien und Spanien gibt es aber einen Premium-Pass (ab 123 Euro), der alle Reservierungskosten schon beinhaltet.
Buchen lassen sich die Pässe auch ganz spontan im Internet auf www.interrail.eu. Dort gibt es auch verschiedene Tools und Tipps, die Euch helfen, Eure Reise zu planen. Nehmt Euch etwas Zeit dafür – je besser die Planung, desto weniger Stress habt Ihr unterwegs. Ihr könnt jederzeit Eure Route ändern. Dafür lohnt sich die Interrail-App – die funktioniert sogar offline.
Nummer sicher: Das muss mit!
Ein paar Dinge solltet ihr beachten, vor allem, wenn ihr allein unterwegs seid: Wo fahrt ihr wann hin? Wo übernachtet Ihr? Das solltet ihr eure Eltern oder Freunde für den Notfall wissen lassen.
Um sich vor Taschendieben zu schützen, solltet Ihr eine Kreditkarte, Geld und die wichtigsten Dokumente nah bei Euch tragen – zum Beispiel im Brustbeutel unter dem T-Shirt. Kopien der wichtigsten Dokumente könnt Ihr noch im Gepäck – oder bei Mitreisenden im Rucksack verstauen.
- Wenn Ihr Euren Interrailpass verliert, könnt Ihr Euch für 16 Euro online einen Ersatzpass holen.
- Vergesst nicht eine kleine Reiseapotheke: Kopfschmerztabletten, Fiebermittel, Magen-Darm-Medikamente, Pflaster und ein Antiallergikum gehören da rein.
- Euer Handy ist wichtig, um mit Apps wie GoEuro Bus und Tramfahrten zu planen, mit HappyCow findet Ihr überall vegetarisches Essen.
Tipps fernab der Metropole
Paris, London, Rom: Das kann ja jeder. Wenn Ihr schon die Gelegenheit habt, in Europa unterwegs zu sein, dann nutzt die Chance und schaut Euch fernab der Metropolen um. Hier ein paar Geheimtipps:
- Ronda in Spanien liegt auf einem Bergplateau. Die Stadt gibt es seit dem neunten Jahrhundert. Von der Brücke Puente Nuevo habt Ihr einen tollen Blick in eine tiefe Schlucht.
- Die antiken Klöster in Meteora in Griechenland sind auf Sandsteinsäulen gebaut und lassen sich über Treppen im Felsen erreichen.
- Eine wunderschöne Bucht mit Blick auf die Veniezianer-Festung gibt es in der Bucht von Kontor in Montenegro. Das perfekte Reiseziel für alle, die günstig Strandurlaub machen wollen.
- Ein pulsierendes Nachtleben ohne viele Touristen gibt es in Olmütz in der Tschechischen Republik zu erleben.
- Mit dem Tretboot oder Kanu auf den alten Kanälen in Utrecht wird die Studentenstadt in den Niederlanden zum Abenteuer.
So könnt Ihr Geld sparen
Für Unterbringung und Ausflüge zahlt man extra. Sparen lässt sich vor allem bei den Übernachtungen:
Richtig günstig geht es per Couchsurfing – die Nacht auf fremden Sofas spart nicht nur Geld, sondern bietet auch die perfekte Gelegenheit, coole Leute aus dem Reiseland kennenzulernen. Das geht auch über die Plattformen Global Freeloaders, Hospitality Club und Trustroots.
Wem das zu unsicher ist, sollte sich etwa bei Airbnb auf die Suche nach einem Zimmer machen.
Für Gruppen sind Zeltplätze eine gute Idee. Wer sein Zelt nicht mitschleppen möchte auf der Europa-Reise: Es gibt auch Campingplätze, die Zelte vermieten. Jugendherbergen und Hostels gibt es aber auch bereits für kleine Preise.
Mit Interrail habt Ihr auch die Möglichkeit, Nachtzüge zu wählen – gegen Aufschlag könnt Ihr so die Nacht in einem Schlafwagen verbringen – und so habt Ihr gleich mal eine Hotelnacht gespart.
Gruppentickets gibt es bei Interrail nicht – aber bei vielen Aktionen gibt es Mengenrabatt. Gemeinsam zu kochen ist ebenfalls günstiger.
Reisen auf den Schienen: Das rät der Experte
Tobias Neustädter* hat bereits vier Reisen per Interrail hinter sich, zweimal war er für einen Monat mit dem Global Pass unterwegs. Zum Ticket, das zwischen 400 und 500 Euro gekostet hat, hatte er noch 700 bis 800 Euro für Unterkünfte, Verpflegung und Unternehmungen mit dabei und Sicherheitshalber war auch eine aufladbare Kreditkarte im Gepäck – im Notfall hätten seine Eltern ihm Geld überwiesen.
Beim Packen rät der Experte dazu, möglichst praktisch zu denken. „Am Besten ist, wenn man sich vorher aufschreibt, was man unbedingt dabei haben muss“, sagt Tobias. Sein Tipp: Zwei bis drei Handtücher aus Mikrofasern mitnehmen – die trocknen schnell. So muss man keinen nassen Lappen quer durch Europa schleppen. Tobias war bisher immer mit mehreren Freuden unterwegs. Dabei habe sich bewährt, dass jeder auch seinen Freiraum bekommt.
Nicht jede Tour durch die Stadt muss gemeinsam gemacht werden – so hat jeder die Möglichkeit, zu tun, worauf er Lust hat. Streit zu vermeiden, fängt allerdings schon bei der Planung an: „Die Reise sollte so organisiert werden, dass alle zufrieden sind.“ Auch das Thema Zeit ist wichtig. Als Gruppe sollte man spontan entscheiden, wie lang man wo bleibt. Auch bei der Auswahl der Reiseziele hat der 24-Jährige wichtige Erfahrungen gemacht: „Man sollte gegen Ende ein paar Tage an einem schönen Ort entspannen.“ Das ständige Packen und Reisen strenge nämlich an. „Erholung ist dann gut, um das Erlebte zu verarbeiten.“
Salima El Kurdi, Carina Bahl, Manuel Behrens