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Feminismus als Problem? Wieso sich Männer benachteiligt fühlen

Feminismus als Problem? Wieso sich Männer benachteiligt fühlen
Foto: Roya-Ann Miller/Unsplash

Männer fühlen sich immer häufiger diskriminiert – vom Feminismus. Das bestätigen mehrere Studien, darunter eine aktuelle Ipsos-Studie aus dem Frühjahr. Aber warum ist das so?


Für die Gleichstellung der Geschlechter sei schon genug getan worden – das finden zumindest 60 Prozent der befragten Männer einer aktuellen Ipsos-Studie aus dem Frühjahr. 45 Prozent meinen sogar, dass die Gleichstellung schon so weit gehe, dass sie als Männer diskriminiert werden. Andere Studien belegen, dass sich mehr Männer als Frauen im Arbeitsleben diskriminiert fühlen. Woher kommt diese Wahrnehmung?

Feminismus als Problem?

Die Arbeitslosenquote der Männer liegt laut Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) im Jahr 2020 über der der Frauen – und das auch schon seit 2009. Im Regelfall sind also mehr Männer als Frauen in Deutschland arbeitslos. Im Jahr 2022 wurden 75 Prozent der Suizide in Deutschland von Männern begangen. Statistisch gesehen erfahren mehr Männer Gewalt als Frauen. Das bestätigen die polizeilichen Kriminalstatistiken. Es gibt also durchaus Situationen, in denen auch Männer Opfer sind. Problematisch wird das aber, wenn der Grund im Feminismus gesucht wird. Denn Gewalt gegen Männer wird im Regelfall von anderen Männern ausgeübt. Und auch viele andere Probleme, gerade psychische, entstehen weniger durch den Feminismus, sondern durch das Auslegen einer bestimmten Art von Männlichkeit als die einzig richtige – die sich wiederum im Patriarchat begründen lässt, gegen den sich der Feminismus richtet.

Extreme Formen nimmt das Auslegen von einem traditionellen Männerbild im Maskulismus und Antifeminismus an. Eng verbunden mit der neuen Rechten und rechtsextremen Organisationen, verbreiten gerade solche Gruppen weiter ein „traditionelles Männerbild“ und nehmen sich vor, den Feminismus zu bekämpfen. Dieses Männerbild zielt darauf ab, dass Männer möglichst stark wirken sollen.

Foto: Vale/Unsplash

Studien zeigen: Gleichberechtigung noch nicht erreicht

Der Feminismus an sich ist jedoch nicht das eigentliche Problem. Dieser fordert die Gleichstellung von Frauen und Männern, die in Deutschland noch nicht erreicht ist, wie zum Beispiel der immer noch vorhandene Gender-Pay-Gap zeigt. Das bestätigt der jüngste Bericht des World Economic Forum, nach dem sich diese Lücke in der Bezahlung voraussichtlich erst 2154 endgültig schließen lasse.

Frauen leisten zudem rund neun Stunden mehr Care-Arbeit die Woche als Männer, wie das Statistische Bundesamt bestätigt. Damit ist die Arbeit gemeint, die mit Kinderbetreuung, Haushalt und Pflege zusammenhängt. Diese ist nicht nur unbezahlt, sondern vor allem meist ungleich verteilt. Auch hier hängt das Ungleichgewicht mit traditionellen Rollenbildern zusammen, in denen die Frau für Haushalt und Kinder zuständig sein soll. Der sogenannte Gender-Care-Gap bemisst, wie unterschiedlich die Care-Arbeit verteilt ist und liegt bei 44,3 Prozent. Außerdem ist die geschlechterspezifische Gewalt an und gegen Frauen immer noch ein gesellschaftliches Problem. Laut der BKA-Statistik von 2022 sind Opfer von partnerschaftlicher Gewalt zu mehr als 80 Prozent weiblich.

Autor Julian Dörr fasste bereits 2019 in einer Kolumne in der „Süddeutschen Zeitung“ zusammen, was in feministischen Kreisen Konsens ist: „Deshalb ist es kein umgekehrter Sexismus, wenn Männer sich diskriminiert, übergangen und benachteiligt fühlen. Es ist das Patriarchat mit seinen Mechanismen, die nach hinten losgehen. Es ist das Patriarchat, das Männern wie Frauen schadet.“

Von Olivia Bodensiek


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