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„Der große Umbruch“: Ranga Yogeshwar zurück im TV

„Der große Umbruch“: Ranga Yogeshwar zurück im TV
Foto: WDR

Ranga Yogeshwar macht seit 30 Jahren Wissenschaftsjournalismus – und hat trotz allem nie den Zukunftsoptimismus verloren. Mit seiner Dokumentation „Der große Umbruch“ (Montag, 22.45 Uhr, ARD) kehrt er nun ins Erste zurück.


Ranga Yogeshwar ist einer dieser Menschen, die angesichts der kollektiven Ignoranz einer Gesellschaft längst durchgedreht sein müssten. Als Wissenschaftsjournalist mit Physikdiplom weiß er schließlich genau, in welchem Tempo die eigene Spezies mit dem Planeten Erde Richtung Katastrophe rast. Kurz vor seinem 60. Geburtstag könnte der hochintelligente Welterklärer demnach langsam mal aufgeben. Bringt ja doch nichts, die Menschheit vor dem Klimakollaps zu warnen, wenn ihn US-Präsidenten leugnen oder manch ein Minister faselt, er sei nur mit noch mehr Fortschritt abzuwenden. Da müsste also auch ein Ranga Yogeshwar die Segel streichen. Oder?

„Ich bin von Haus aus Optimist“, sagt der Sohn eines indischen Ingenieurs und einer luxemburgischen Kunsthistorikerin. „Wenn wir begreifen, wie wichtig es ist, das Ganze auch gesellschaftlich stabil zu gestalten, ist mir nicht bange“, fügt er in einem seltsam antiquierten Duktus hinzu und beackert dafür ein Feld, auf dem all die Chancen der Zivilisation dicht an dicht mit zurzeit noch unüberschaubaren Risiken gedeihen: künstliche Intelligenz, kurz KI. Ranga Yogeshwar ist für seinen Film um den gesamten Globus gereist – auf den Spuren einer Zukunftstechnologie, die uns entweder noch rasanter in den zivilisatorischen Kollaps treibt oder davor bewahrt.

Yogeshwar feiert neue Technologie nicht nur ab

Seinem Naturell entsprechend könnte der Journalist eher Letzteres meinen und hat seinen ARD-Film, den er zusammen mit Co-Autor Tilmann Wolff entwickelt hat, wertfrei „Der große Umbruch“ genannt. Untertitel: „Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändert“. Doch Ranga Yogeshwar wäre nicht Ranga Yogeshwar, würde er die epochale Technologie angeblich selbstbestimmter Rechenprozesse wie bei anderen Wissenssendungen üblich bloß abfeiern und dann fürs siebte Smartphone im sechsten Jahr werben. Das reicht ihm nicht. Stattdessen fährt er durch Europa, China, die USA und spricht mit Herstellern, Experten, Nutzern. Diskussionen über Ursachen, Zustände und Konsequenzen einer Ingenieursleistung entstehen. Diese Leistung sieht Yogeshwar, wie er im Interview erklärt, zwar „eindeutig als Chance“, aber er möchte in der Debatte ein paar Dinge beachtet sehen. Vor allem solche ethischer Natur.

Dafür tut der vierfache Vater das, was verantwortungsbewusste Journalisten eigentlich immer tun sollten, um die Zukunft ihrer Lieben zu sichern: fragen. Fragen, um Antworten zu finden, keine Wahrheiten. Fragen, weil jedes Ausrufezeichen aus Sicht gewissenhafter Fachleute nur weitere Fragezeichen aufwirft. Dabei bleibt der erfahrene Moderator zwar hart in der Sache, aber weich im Tonfall – mit dieser Technik hat Ranga Yogeshwar das Wissenschaftsfernsehen vor 25 Jahren förmlich revolutioniert.

Yogeshwar: Unterhaltsam wie lehrreich

Ausgebildet beim legendären Jean Pütz positionierte sich seine WDR-Wissensshow „Quarks & Co“ schließlich schon 1993 so unterhaltsam wie lehrreich zwischen dem gesellschaftskritischen, aber betulichen Moderationsstil seines Lehrmeisters und dem leichten, aber angestaubten TV-Unterricht eines Joachim Bublath.

In seiner zweiminütigen Vernunftbetankung „Wissen vor acht“, die seit 2008 im Ersten läuft, zeigt Yogeshwar stets eine klare Kante. Von dieser freundlichen Konfliktbereitschaft zeugt auch sein soziales Engagement. Anders als ein Großteil der Unterhaltungsbranche ist er nicht karitativ für irgendetwas mit Kindern tätig, sondern engagiert sich gegen Rassismus, Prostitution, den Klimawandel.

Wenn der dutzendfach preisgekrönte Wissenschaftsjournalist am Montagabend um 22.45 Uhr – der zweite Teil ist am Dienstag, 7. Mai, um 21 Uhr im WDR zu sehen – die Welt der KI erklärt, darf man also sicher sein, dass es bei allem Optimismus angemessen kritisch zugeht. „Nicht überall, wo Intelligenz draufsteht“, meint er über sein neues Untersuchungsobjekt, „ist auch Intelligenz drin.“ An Ranga Yogeshwar klebt das Etikett völlig zu Recht.

Von Jan Freitag/RND


Über den Autor/die Autorin:

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