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Darum lohnen sich Kurse, die nicht auf dem Studienplan stehen

Darum lohnen sich Kurse, die nicht auf dem Studienplan stehen
Foto: Quelle: Tomma Petersen

Workshops, Seminare, Projekte, Schlüsselkompetenzen: die Liste der Uni-Kurse ist endlos. MADS zeigt, wie ihr spannende Kurse abseits eures Studienfachs findet – und warum sich diese lohnen.


Wer an einer Hochschule studiert, muss mit Seminaren und Workshops bis zum Ende des Studiums eine vorgegebene Summe Punkte sammeln. An den meisten Universitäten sind mittlerweile zu den zahlreichen Pflichtkursen auch noch fachfremde Seminare vorgesehen.

Komplementärfächer sind Universitätskurse, die eigentlich nicht zum eigenen Studienfach gehören. Viele Universitäten bieten auch sogenannte Schlüsselkompetenzen an. Das sind übergreifende Kurse, die sich extra an Studierende aus unterschiedlichen Fächern richten. Was Studierende dabei lernen, soll ihnen später im Berufsleben und im Alltag helfen – und gibt nebenbei sogar noch Credit Points für das eigene Studium.

Leitlinien von der EU

Die Europäische Kommission hat 2008 mit ihrem Projekt „Tuning Educational Structures in Europe“ eine Leitlinie zur Gestaltung von Studienplänen erstellt. Die legt fest, dass Studierende auch fächerübergreifend Neues lernen sollen. So gibt es an Universitäten Chemiker, die an Theaterkursen teilnehmen, und Soziologen, die programmieren lernen. „Fachfremde Kurse sind unterstützend für den Studienerfolg”, erklärt Martina Vanden Hoeck, Leiterin der Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre an der Leibniz-Universität Hannover. „So lernen die Studierenden zum Beispiel verschiedene Lernmethoden oder wie sie am besten im Team oder in Projekten arbeiten.“ Das helfe, viele weitere Aufgaben im Studium zu meistern.

Allein an der Leibniz-Universität in Hannover zählen dazu über 100 Seminare oder Workshops. Die Themen sind vielfältig und spannend: Ein Seminar geht der Frage nach, ob es eine Welt ohne rassistische Vorurteile geben kann, ein anderes nennt sich etwa „Gekonnte Selbstpräsentation”.

An der Georg-August-Universität Göttingen können kreative Köpfe fakultätsübergreifend in einem Photoshop-Kurs Bilder gestalten, die Universität Leipzig bietet einen Kurs zur privaten Finanzplanung an. Viele Hochschulen haben eine große Auswahl – von der große Teile schlichtweg in den Untiefen der Modulübersichten untergehen.

„Über den Tellerrand blicken“

Einander Blumen schenken, seinen Teller leer essen, jemanden sachlich kritisieren – was in Deutschland zum guten Ton gehört, gilt in China als regelrecht unhöflich. Blumen sind dort eine Trauergabe, man verschenkt sie nur, wenn jemand gestorben ist, ein leerer Teller rügt den Gastgeber (er hat zu wenig Essen aufgetischt!), und Kritik gilt in China als reine Bloßstellung. Jannik weiß das jetzt – dabei steht Chinesisch und die chinesische Kultur eigentlich gar nicht auf dem Stundenplan des BWL-Studenten. Belegt hat er die Fächer trotzdem.

„Dabei geht es darum, dass die Studenten über den Tellerrand des eigenen Studiums hinausblicken und sich auch innerhalb verschiedener Studiengänge mischen”, erzählt Jannik. Alternativ hätte er zum Beispiel bei einem Umweltprojekt in einem Entwicklungsland mithelfen oder an einem Excel-Kurs teilnehmen können. Warum Firmen in verschiedenen Ländern unterschiedlich arbeiten, kann Jannik sich aber jetzt durch seinen Kurs erklären.

Es hat sich gelohnt, chinesische Kultur zu pauken: Gerade schreibt er seine Bachelorarbeit über Unternehmensmanagement in China – und erklärt, was deutsche Manager dort beachten sollten. Fachfremde Fächer zu belegen hilft also nicht bloß, Themen miteinander zu verknüpfen. Probieren geht eben nicht immer über studieren – beides kann ein und dasselbe sein. Zum Glück.

Gärtnern in der Sowjet-Union

Dass fachfremde Kursangebote zu oft unbeachtet bleiben, hat Studentin Lea selbst oft genug gedacht. Viele Studierende wüssten oft gar nicht, wie viele Kurse es neben den eigenen an der Universität noch gibt. Um aus dem starren und strikten Rahmen, den die Hochschulen mit ihren Stundenplänen vorgeben, auszubrechen, hat sie sich nicht nur die angebotenen Schlüsselkompetenzen deshalb genau angeschaut.

Die Kommunikationswissenschafts-Studentin von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat zusätzlich einen Kurs aus dem Studiengang Bio-Geo-Engineering belegt. Komplettes Kontrastprogramm also. „Ich fand das einfach extrem interessant“, erzählt die 23Jährige. Denn so konnte sie mit auf eine Exkursion in ein altes WismutAbbaugebiet der ehemaligen Sowjetunion. Das hat der Studentin zwar keine Credit Points gebracht, die sie für ihren Abschluss in Kommunik ationswissenschaften sammeln muss. Persönlich habe ihr der Kurs aber viel gebracht. Gemeinsam mit der Exkursionsgruppe hat Lea dafür gesorgt, einen Teil des kontaminierten Bodens wieder bepflanzbar zu machen. „So kann dort wieder ein Naturschutzgebiet oder Park entstehen“, erzählt die Studentin. Ein Angebot wie dieses wäre außerhalb der Uni kaum zu bezahlen, weiß die Studentin. „Wenn ich das nicht im Studium wahrnehme, weiß ich nicht, wann ich das sonst machen würde“, erzählt sie.

Von Jacqueline Hadasch

Kommentar: „Sinnvoll ist das nicht“

Minutenlang starre ich meine Kommilitonin an und bemühe mich, nicht zu lachen. Nur durch meinen Blick soll ich ihr Wertschätzung übermitteln. „Könnt ihr es schon fühlen?“, fragt die Seminarleiterin mit theatralischem Unterton. Nein, kann ich nicht.

Doch das spreche ich natürlich nicht laut aus. Immerhin möchte ich mir die vier Leistungspunkte für das Schlüsselkompetenzseminar anrechnen lassen. Und das klang mit seinem Titel „Soziale Kompetenz als Grundlage für Zusammenarbeit“ anfangs noch sehr interessant – und deutlich weniger esoterisch.

Enttäuschend war nicht nur meine erste Erfahrung mit den Schlüsselkompetenzkursen. Egal ob Konfliktmanagement, Teamfähigkeit oder Selbstorganisation: Statt hilfreicher Tipps lernte ich lediglich Studierende unterschiedlichster Studienbereiche kennen. Denn ähnlich wie zu Schulzeiten spielten wir etliche Kennenlernspiele. Das ist zwar ganz lustig, deckt aber nicht die Versprechungen der Seminare ab. Im Vorlesungsverzeichnis garantieren die Kursbeschreibungen nämlich das Lernen von Selbstkompetenz. Teamfähig nach drei Wochenenden? Unmöglich.

Das wissen auch die Studierenden, die die Kurse belegen. Ihr Ziel: Das Zeugnis mit Kompetenzen aufzuhübschen oder – wie in meinem Fall – vorgeschriebene Module der Prüfungsordnung abzuarbeiten. Beides funktioniert zwar auch ohne etwas zu lernen, sinnvoll sind die Seminare dann aber nicht.

Von Nina Hoffmann


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