Corona-Virus: Internet-User solidarisieren sich mit angefeindeten Asiaten
Menschen, die sich im Bus den Mund verdecken und Angst vor Instant-Nudeln: Das Corona-Virus sorgt nicht nur online sondern auch im realen Leben für Rassismus gegenüber Menschen asiatischen Aussehens. Tausende Menschen wehren sich nun.
Das Corona-Virus sorgt nicht nur für Angst vor einer Pandemie und für Todesfälle, sondern auch für eine Debatte über Rassismus gegen Asiaten und Asiatinnen. Schneller als das Virus selbst scheinen sich nämlich Vorbehalte gegen asiatisch aussehende Menschen zu verbreiten. Sie werden in der Öffentlichkeit pauschal als Verbreiter des Corona-Virus beschuldigt. Die Hetze erinnert stark an die Diskriminierung Schwarzer nach dem großen Ausbruch des Ebola-Virus 2015. Immer mehr Menschen mit asiatischem Hintergrund äußern sich nun in den sozialen Netzwerken zu dem Rassismus, der ihnen im Alltag jetzt begegnet.
Corona-Virus bei Instagram und Twitter
Zurzeit trenden die Hashtags #JeNeSuisPasUnVirus und #IamNotAVirus auf Instagram und Twitter (deutsch: Ich bin kein Virus). „Die Gesundheitskrise des Corona-Virus hat rassistische Parolen in den Medien und den sozialen Netzwerken hervorgerufen“, schreibt eine junge Französin asiatischer Abstammung. Sie hat anonym mit den Hashtags dazu aufgerufen, Beispiele für Anfeindungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus im Internet zu veröffentlichen. Unter dem Hashtag findet man auch ein Video aus einer Bahn. Ein Mann und eine Frau sitzen gegenüber einer asiatisch aussehenden Frau und haben ihre Kleidung über Mund und Nase gezogen. „Ganz klar Rassismus“, schreibt eine Twitter-Userin dazu.
Auch die bekannte Youtuberin Hazel erzählt ihren Abonnenten, was sie für Kommentare von völlig fremden Menschen bekommen hat. „Ekliges Pack ohne witz diese ganze chinesen und thailändische und wie se alle heißen“, liest Hazel vor – einen Spruch, den eine Userin unter ihr vorheriges Video gepostet hat. Die Youtuberin versucht ihren Followern nicht nur zu erklären, dass Vietnam nicht China ist, sondern auch, wie die Krankheit übertragen wird. Spoiler: Zum Beispiel nicht durch das Essen von Instant-Thai-Nudeln, wie einige ihrer Abonnenten befürchten.
Ein Virus kennt keine Ethnien
Dies ist sogar in mehrfacher Hinsicht rassistisch, da nicht alle asiatisch aussehenden Menschen Chinesen sind und natürlich nicht alle Chinesen am Virus erkrankt sind. Das Virus wird auch keineswegs nur von Chines*innen übertragen oder ist mit ihnen gleichzusetzen. Ein Virus kennt keine Ethnien. Auf der Fashion Week in Madrid setzte so das Model Chenta Tsai gegen Rassismus und Diskriminierung ein Zeichen. „I am not a virus“, stand auf der nackten Brust des 29-Jährigen. „Die Debatte um das Virus hat rassistische Konnotationen, die die asiatische Gemeinschaft betreffen, und ich wollte diese Gelegenheit nutzen, um all meine Unterstützung den Brüdern und Schwestern zukommen zu lassen, die deswegen unter Rassismus leiden. […]“, schreibt er auf Instagram.
MADS-Faktencheck: Corona-Virus
„Der Ausbruch des Viruses gibt mir das Recht Chinesen oder Asiaten zu diskriminieren„.
Nein. Fremdenfeindlichkeit ist vor allem in solchen angespannten Situationen nie hilfreich. Seine asiatischen Mitschüler oder Kollegen/in auszuschließen ist kontraproduktiv.
„Ich sollte alles glauben, was im Internet steht“.
Das Internet ist eine gute Möglichkeit, um sich über Nachrichten in der Welt zu informieren. Viele nutzen dieses Medium aber auch um Fake News zu verbreiten und Fremdenhass zu verbreiten. Deswegen: Immer. Recherchieren und hinterfragen was man liest!
„Das Corona-Virus ist tödlich“.
Der Coronavirus ist nicht direkt tödlich, meistens sind ältere beziehungsweise vorerkrankte Menschen von einem schweren Verlauf der durch das Virus hervorgerufenen Krankheit betroffen.
„Das Corona-Virus ist schlimmer als ein Grippevirus“.
2002 brach schon mal der zur Coronavirus- Familie Gehörige Erreger “SARS” aus. Von etwa 8000 registrieren Fällen weltweit gab es ca. 750 Tote
Bei einer saisonalen Grippe mit ca. 3 bis 5 Millionen Härtefällen pro Jahr, sterben zwischen 290000- 650000 Menschen. Das Robert-Koch-Institut meldete Anfang des Jahres insgesamt 6957 Fälle von Influenza.
(Quellen: WHO und RKI)
Von Marie Bruschek, Sarah Danquah und Tomma Petersen