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China will auf der Rückseite des Mondes landen

China will auf der Rückseite des Mondes landen
Foto:  dpa

Als erste Weltraumnation will China die Rückseite des Nachtgestirns erkunden und schickt eine Sonde dorthin los. Auch viele andere Raumfahrtprogramme haben Pläne für eine Mondlandung, mit und ohne Astronauten.


Der Mythos füllt Romane und Filme, die britische Rockband Pink Floydwidmete ihm mit „Dark Side of the Moon“ ein ganzes Album. Die vermeintlich dunkle Seite des Mondes – davon gibt es bisher nur Bilder. China will das jetzt ändern. Fast 50 Jahre, nachdem ein Mensch erstmals den Mond betrat, will es als erste Raumfahrtnation die Rückseite des Nachtgestirns erkunden.

Für Freitagabend (7. Dezember) mitteleuropäischer Zeit ist der Start der Sonde „Chang’e 4“ vom Weltraumbahnhof im westchinesischen Xichang geplant. „Chang’e 4“ – benannt nach der chinesischen Mondgöttin – soll mit einem Roboterfahrzeug im Bereich des Mondsüdpols im Aitken-Becken landen. Dort befindet sich mit 138 Kilometern Durchmesser der größte bekannte Einschlagkrater, den Astronomen wegen seiner speziellen Oberfläche seit Längerem beobachten.

„Das hat noch nie jemand gemacht. Es wird von Bedeutung sein“, frönt Ouyang Ziyuan, leitender Wissenschaftler des chinesischen Mondprogramms. Wie schon bei der Reise der „Chang’e 3“, die erste chinesische Sonde, die 2013 auf dem Mond aufsetzte, werde es gut zwei Wochen dauern, bis die Nachfolger-Sonde die Mondoberfläche erreiche.

Saatgut, Insekteneier und Kartoffeln an Bord

Die größte technische Herausforderung der Mission sei die Kommunikation mit dem Kontrollzentrum, sagt Ouyang Ziyuan. Da sich Sonde und Rover auf der Mondrückseite im Funkschatten zur Erde befinden, hatte China im Mai einen Übertragungssatelliten auf den Weg gebracht, der als Relais-Station dienen soll. An Bord von „Chang’e 4“ befindet sich auch Saatgut, mit dem getestet werden soll, ob sich Gemüse in einer geschlossenen Umgebung bei der niedrigen Schwerkraft der Mondoberfläche anbauen lässt. Außerdem wollen Wissenschaftler mit Seidenraupeneiern, Kartoffeln und Gänseraukensamen ein Ökosystem auf dem Mond erschaffen.

Grafische Darstellung des Rovers der chinesischen Mondsonde Chang'e 4
Grafische Darstellung des Rovers der chinesischen Mondsonde Chang’e 4. Quelle: Xinhua

Die Mission ist Teil von Chinas ehrgeizigem Mondprogramm: Nach der Landung auf der Rückseite könnte möglicherweise schon im nächsten Jahr eine Mission starten, bei der auch Gestein zur Erde zurückgebracht werden soll. Für 2030 plant China, einen Mensch zum Mond zu schicken. Offenbar reicht den chinesischen Kopie-Koryphäen ein einziger Mond aber nicht mehr aus: In zwei Jahren will Peking einen Satelliten ins All schicken, der einen künstlichen Mond simuliert. Damit soll zunächst die Millionenmetropole Chengdu beleuchtet werden – um Strom zu sparen.

Nationen liefern sich Wettlauf zum Mond

Nachdem es eine Zeit lang ruhiger um den 384.400 Kilometer entfernten Erdtrabanten wurde, liefern sich nun Weltraumprogramme weltweit einen regelrechten Wettlauf zum Mond. 2021 will die US-Raumfahrtbehörde Nasa dorthin zurückkehren – zunächst ohne Menschen. Drei Jahre später soll das Raumschiff „Gateway“ mit Astronauten an Bord folgen. Raumfahrt-Visionär Elon Musk will der Behörde zuvorkommen: Sein Unternehmen SpaceX soll schon 2023 den japanischen Milliardär Yusaku Maezawa ins All schießen. Als erster Weltraumtourist werde er den Mond umrunden, gemeinsam mit sechs bis acht Künstlern aus aller Welt, kündigte Musk an.

Auch RusslandJapan und Indien planen bemannte und unbemannte Mondbesuche, Südkorea bastelt an einem Mondlandefahrzeug, Israel an einem Mini-Raumschiff, das eine israelische Flagge auf dem Mond aufstellen und anschließend das Magnetfeld untersuchen soll. Die Europäer träumen gar von einem großen Sprung für die Menschheit. Mit der Vision „Moon Village“ sorgte unlängst der Chef der europäischen Raumfahrtorganisation Esa, Jan Wörner, für Aufsehen. Die Idee: Nicht ein kurzer Hin- und Rückflug solle das Ziel sein, sondern eine international gemeinsam von Industrie, Raumfahrtagenturen und öffentlicher Hand geschaffene Mond-Basis.

Die dunkle Seite ist eigentlich heller

Von der am Freitag startenden Mission zur Rückseite des Mondes erhoffen sich Wissenschaftler neue Einblicke in die Zusammensetzung und Entstehung des Mondes. Allerdings gibt es die dunkle Seite des Mondes nur in unserer Wahrnehmung, tatsächlich ist von der Erde aus immer nur die gleiche Mondseite sichtbar. Russische Astronomen haben den Mythos schon vor vielen Jahren widerlegt und festgestellt, dass die Rückseite sogar deutlich heller ist als die andere Hälfte.

Von Sonja Fröhlich/RND


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