Ausprobiert: So sind die Mitmach-Aktionen auf der IdeenExpo
Ein Roboter wie eine Achterbahn
Mich einmal im Leben wie ein Werkzeug oder ein massives Bauteil zu fühlen stand eigentlich gar nicht auf meiner To-do-Liste. Auf der IdeenExpo darf ich es trotzdem. Möglich macht es der Robocoaster am Stand von NiedersachsenMetall. Dabei handelt es sich im Prinzip um einen stinknormalen Gelenkarmroboter, wie er gerade in der Automobilindustrie vielfach eingesetzt wird. Ein entscheidendes Detail aber ist anders an dem Modell des Herstellers Kuka: Auf ihm ist eine Fahrgastgondel mit zwei Sitzplätzen angebracht. Die Idee dahinter ist, dass Menschen am eigenen Leib erfahren, wie schnell sich der sechsachsige Industrieroboter bewegen kann, erklärt mir Christian Budde, Pressesprecher von NiedersachsenMetall.
Na, dann mal los. Etwas unüberlegt entscheide ich mich für Stufe Fünf – von fünf. Das heißt: Der Roboter holt alles raus. Während uns eine Nebelmaschine mit Kunstnebel besprüht, schnellt der Gelenkarm ruckartig zur Seite. Kopfüber drehen wir unsere Runden über die wartende Menge – die Schlange ist mittlerweile so lang, dass adrenalinsüchtige Roboterfreunde für das zweiminütige Spektakel etwa zwei Stunden anstehen müssen. Das Blut schießt mir in den Kopf, ich umklammere den Sicherheitsbügel vor meiner Brust. Auch Budde neben mir ist verstummt, wir konzentrieren uns beide darauf, unseren Mageninhalt bei uns zu behalten. Nach endlos erscheinenden zwei Minuten und noch bevor die wackligen Beine wieder Halt spüren, macht sich das typische Gefühl wie nach der geschafften Achterbahnfahrt breit. Noch mal, bitte!
Pilotentraining light
Mit Überschlägen geht es gleich weiter. Doch anders als beim Robocoaster muss ich im Aero Trim der Bundeswehr auch selbst etwas tun, um mich wirklich zu bewegen. Mit ausgestreckten Armen und Beinen werde ich in einer Reifenkonstruktion festgeschnallt und sehe dabei ein bisschen aus wie Da Vincis vitruvianischer Mensch im Hamsterrad.
Während ich so vorwärts, rückwärts, seitwärts und über Kopf durch den Reifen wirbele, warte ich auf das Eintreten der Schwerelosigkeit. Vergebens. Zwar wirbt die IdeenExpo für dieses Eventmodul der Bundeswehr mit dem Versprechen, sich „schwerelos wie ein Astronaut“ fühlen zu dürfen. Doch auch Presseoffizier Nils Feldhoff winkt ab: Es gehe mehr um die Beschleunigung, die man mit der richtigen Technik erzielen kann. Das Modul ist eine abgewandelte Version der Geräte, die beim Pilotentraining der Bundeswehr zum Einsatz kommen. „Aber in dieser Form dient es dem Eventcharakter“, sagt Feldhoff. Diese Funktion erfüllt der Aero Trim in jedem Fall – auch ohne Schwerelosigkeit.
Wer fälscht besser?
Nach so viel Kopfstand suche ich eine ruhigere Attraktion – und werde fündig im Game Square. Gegen Matthias Löwe vom Creative Gaming Verein trete ich im „Sloppy Forgeries“ an. Innerhalb von eineinhalb Minuten müssen wir ein Meisterwerk der Kunstgeschichte per Computermaus nachzeichnen – der Computer erkennt dann, bei welchem Spieler mehr Pixel dem Original entsprechen, und ermittelt so einen Gewinner. „Das Entscheidende ist, den Hintergrund zuerst zu malen wie beim Analogen auch, denn man kann nichts löschen“, gibt mir Löwe noch einen guten Tipp. Dennoch unterliege ich in der ersten Runde klar, Löwe fälscht gekonnt die Sternennacht von van Gogh.
Ich verlange eine Revange, und wir wagen uns an den Meister höchstselbst: Leonardo Da Vinci. Beim zweiten Versuch finde ich die richtigen Farben schon schneller. Und tatsächlich: Nach eineinhalb Minuten ist meine Mona Lisa die Gewinnerin. Ein Blick auf das Gemälde des Kontrahenten verrät allerdings auch, dass er sich diesmal nicht wirklich Mühe gegeben hat.
Testfahrt auf dem E-Scooter
Wenn es um Mobilität geht, dann geht es seit einer Weile vor allem um ein Verkehrsmittel: den E-Scooter. Seit dem 15. Juni sind die motorisierten Tretroller in Deutschland zugelassen. Klar, dass die Gefährte auch in der neu geschaffenen Mobilitätsarena der Ideenexpo vertreten sind. Und klar, dass ich mal Probe fahren will. „Ist ganz einfach“, versichert mir Inga Beulshausen von E-Skates Wedemark, während sie mir die Schalter für Gas und Bremse am Lenker zeigt.
Tatsächlich manövriere ich den Roller anschließend unfallfrei durch den Parcours. Zugegeben, Parcours ist ein großes Wort, eigentlich fahre ich nur im Kreis. Aber mit was für einer Geschwindigkeit! Denke ich. Dann schaue ich auf den Tacho: acht Kilometer pro Stunde. Die Scooter, die E-Skates vertreibt, können bis zu 30 Stundenkilometer schnell fahren, für die IdeenExpo sind sie allerdings auf Tempo 20 gedrosselt. Und auch für die mittlerweile in Deutschland für den Straßenverkehr zugelassenen E-Roller gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometer. „Daher werden die Modelle, die jetzt erlaubt sind, erst noch gebaut“, sagt Beulshausen. Das werde noch bis Mitte Juli dauern, prognostiziert sie. Ein paar Wochen habe ich also noch, um mich über die acht Stundenkilometer hinaus zu trauen.
Mobilität für umweltbewusste Rocker
Um ehrlich zu sein, bin ich kein großer Fan vom Fahrradfahren – und vom Motorradfahren erst recht nicht. Trotzdem wage ich mich in der Mobilitätsarena an die Power-Bikes. Eine eigenwillige Mischung aus E-Bike und Motorrad haben Uwe Hoppe und Hendrik Luczak aus Hannover da entwickelt. Ihre Power-Bikes erinnern stark an Chopper-Räder. „Wir wollten uns vom Standard-Bike absetzen“, sagt Luczak. Das ist ihnen definitiv gelungen. Ganz so schnell wie Motorräder fahren die Bikes nicht – zu meinem Glück. Aber manche Modelle erreichen immerhin bis zu 70 Stundenkilometer. Auf der Ideenexpo sind sie allerdings gedrosselt, sonst hätte mir für eine Probefahrt wohl auch der Mut gefehlt. Als ich meine Runden auf der Teststrecke drehe, muss ich immer wieder absetzen. Denn ich traue mich nicht, richtig Gas zu geben. Und einfach nur gemütlich in die Pedale treten funktioniert auch nicht, dafür sind die Bikes zu schwer. Doch ich bin mir sicher: Für umweltbewusste Rocker mit mehr Mut und Gleichgewichtssinn sind die Power-Bikes genau das Richtige.
Von Johanna Stein