
André 3000: „New Blue Sun“ ist ein unkonventionelles Soloabenteuer

Neue Musik nach fast zwei Dekaden: Rap-Legende André 3000 hat eine neue Platte rausgebracht. Doch was auch immer Fans davon erwarteten – es kam ganz anders. Flötenklänge statt Rap: MADS-Autor Georg ist überzeugt.
17 Jahre ist es her, dass André 3000 sein jüngstes Album veröffentlich hat. Nun ist es endlich wieder so weit, doch es kam ganz anders als gedacht. Anstatt des erwarteten Raps ertönt der Klang der Flöte in unerwarteten Sphären. Als eine Hälfte vom Rapduo Outkast hat André 3000 geholfen, den südlichen Hip-Hop-Sound mitzuprägen, und hat damit 20 Millionen Platten verkauft und sechs Grammys gewonnen. Warum ist sein Debüt-Soloalbum dann ein rapfreies Epos aus New-Age- und Ambient-Musik für Blasinstrumente?
„New Blue Sun“ ist der Name des neuen Projekts. Doch die acht Lieder, die insgesamt 87 Minuten lang sind, könnten einige Fans irritieren. Kein Rap, kein Text – nur experimentelle Flötenmusik. Mit langen Songtiteln wie „That Night In Hawaii When I Turned Into A Panther And Started Making These Low Register Purring Tones That I Couldn’t Control … Sh¥t Was Wild“ führt er den Hörer in eine Trance, die entspannt und melancholisch machen.
Die Flöte als Leinwand: André 3000s musikalische Umgestaltung
In einem Interview mit Rodney Carmichael, Hip-Hop-Redakteur bei „NPR music“, verrät der Urgestein-Rapper, dass er sich nicht nur auf eine Flöte beschränkt hat. Er spielt die Kontrabass-Flöte, die Maya-Flöte und die Bambus-Flöte. Zudem integriert er auch andere „digitale Blasinstrumente“ in seine Musik.
Der in Atlanta geborene André Benjamin ist sich bewusst, dass dies für seine Fans ein wenig seltsam erscheinen mag. Er würde bei dem Scherz mitspielen, wenn es einer wäre. Sein halbes Jahrzehnt dauerndes Bestreben, die Flöte zu meistern, hat zu den acht Titeln geführt, die „New Blue Sun“ ausmachen, entnommen aus Dutzenden Aufnahmesessions des vergangenen Jahres. Doch es ist nicht ganz ein Soloalbum. Der Outkast-Rapper wird von einigen der besten Jazz- und Avantgarde-Musiker aus Los Angeles begleitet, darunter Carlos Niño, Nate Mercereau und Surya Botofasina.
Anerkennung in der Community
Selbst in der Rap-Gemeinschaft erntet André 3000 Anerkennung. Tyler, the Creator beschreibt das Album bei einer Listening-Session als eine klangliche Reise, vergleichbar mit dem Jagen eines Schmetterlings durch den Garten.
Mit „New Blue Sun“ tritt André 3000 mutig aus den gewohnten musikalischen Pfaden aus, erkundet neue Klanglandschaften und setzt seine Träume in Töne um. Ob das Album zum nächsten großen Hit wird, mag ungewiss sein, aber für André 3000 steht die künstlerische Freiheit und das Entdecken neuer Ideen im Mittelpunkt. Ein Musikabenteuer, das vielleicht nicht jeden Geschmack trifft, aber dennoch die Wagemutigen inspiriert, über Genregrenzen hinauszublicken.
Von Georg Krierer
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