
Aktivkohle bindet gern alles an sich

Manche schmieren sie sich ins Gesicht, andere putzen sich mit ihr die Zähne oder verspeisen sie gleich – Aktivkohle. Professor Alfred Flint, Abteilungsleiter der Didaktik der Chemie am Institut für Chemie der Uni Rostock, sagt: „Aktivkohle ist im Moment, insbesondere in Kosmetikartikeln, ein hippes Produkt, gilt aber schon seit dem 17. Jahrhundert als Heilmittel.“
So groß wie ein Fußballfeld
Vielen ist Aktivkohle als Substanz gegen Durchfallerkrankungen und Vergiftungen bekannt. Oder als Filter für Wasser, Abgase und als Träger für Katalysatoren. „Aktivkohle bindet Stoffe“, sagt Prof. Flint. Weil dieser spezielle Kohlenstoff über unglaublich viele, unterschiedlich große Poren verfügt, ähnlich einem Schwamm. Dadurch adsorbiert diese Kohle hervorragend Moleküle. „Zwei Gramm Aktivkohle haben eine innere Oberfläche von der Größe von einem Fußballfeld“, erklärt der Chemiker.
Wirksamkeit als Kosmetikprodukt noch ungewiss
Aber Aktivkohle könne nicht zwischen „guten“ und „bösen“ Stoffen unterscheiden, betont Prof. Flint. Deshalb muss überlegt werden, wo und wann das „Wundermittel“ eingesetzt wird. „Es gibt noch keinen Nachweis, ob Aktivkohle als Beauty-Produkt wirksam ist“, gibt der Fachmann zu bedenken. „Nachweislich wirkt der Kohlenstoff aber als Wasserfilter und als medizinisches Produkt.“ In Zahnpaste enthaltene Aktivkohle soll Zähne wieder heller werden lassen (wofür es noch keinen Beweis gibt), kann aber bei längerer Anwendung den Zahnschmelz „schmirgeln“, je nachdem wie grobkörnig die Aktivkohle in die Paste eingebracht wird.
Von Klaus Amberger